Blaye am östlichen Ufer der Gironde ist berühmt für die Zitadelle von Vauban, dem Festungsbauer Ludwig des XIV. Die riesige Wehranlage lohnt einen Besuch mit Kindern, denn sie ist eine kleine Stadt für sich und macht Riesenspaß zu entdecken.
Auf der langen Fahrt in das Pays Basque suchten wir auf unserer diesjährigen Frankreichtour einen schönen Zwischentopp. Wir machten für zwei Tage Station in Blaye am rechten Ufer der Gironde. Bekannt ist der Ort für seine Weine und die Zitadelle, die Vauban einst im Auftrag von Ludwig XIV. baute. Für unsere Jungs versprach die riesige Wehrstadt eine kleine Entdeckungsreise.
Bon à savoir – gut zu wissen
Blaye mit fast 5.000 Einwohnern gehört zum Département Gironde in der Region Nouvelle-Aquitaine. Der Weinort liegt direkt an der Gironde, 45 Kilometer nördlich von Bordeaux. Die bedeutende Basilika Saint-Romain aus dem 4. Jahrhundert existiert leider nicht mehr. Häufig Schauplatz von Kriegen und Auseinandersetzungen, ließ Ludwig XIV. im 17. Jahrhundert durch Vauban die riesige Zitadelle bauen.
Comment s’y rendre? – Wie kommt man hin?
Von Köln/Bonn sind es mit dem Auto über 1.000 Kilometer nach Blaye. Wir hatten die Strecke bereits vorher mit einer Zwischenübernachtung im Loiretal gesplittet. Bahnreisende können bis nach Bordeaux fahren. Von dort aus fährt die Buslinie 202 nach Blaye. Den Fahrplan findet ihr hier. Der nächste Flughafen ist Bordeaux.
Der Campingplatz Chez Gendron
Wir logierten auf dem kleinen Campingplatz Chez Gendron in einem Chalet mitten in den Weinbergen. Ich hatte so viele nette Rezensionen über den Platz gelesen, der bis vor Kurzem von einem niederländischen Paar geführt wurde. Der Platz war allerdings ein wenig in die Jahre gekommen. Und die familiäre Atmosphäre, für die das holländische Paar laut der Bewertungen auf dem Platz gesorgt hatte, konnten wir nicht unbedingt finden. Aber für einen Zwischenstopp fanden wir’s nett, zumal es für die Jungs hier auch ein paar Tiere gab. Außerdem konnten wir das Chalet für zwei Nächte buchen und nicht nur wochenweise.
Der Platz liegt nur 500 Meter vom Camino de Compostela entfernt und ist daher bei Pilgern sehr beliebt. Mittlerweile beschreibt sich der Platz im Sinne der Nachhaltigkeit als camping vert, éco responsable. Die Lage ist sehr schön, mitten im Grünen, es gibt einen Pool und einen Spielplatz. Die umliegenden Weinberge laden zum Spaziergang oder zu einer kleinen Rollerrunde ein.
In dem kleinen Resto gab’s Kleinigkeiten zu essen und für den Start an der Atlantikküste den klassischen Apéro: einen Pineau. Habt ihr den mal probiert? Unbedingt machen! Es gibt ihn in weiß und rot, wir favorisieren den weißen. Er schmeckt ein wenig lieblich, aber nicht zu aufdringlich süß. Dazu ein paar Oliven oder geröstete Baguette-Scheiben mit Olivenöl und Knoblauch. Moah – da geht die Sonne in Gaumen und Magen auf! Und à propos: Wenn ihr in Frankreich seid, bringt euch ein Fläschchen mit und zu Hause ab in den Kühlschrank. Santé auf Frankreich und auf die Côte Atlantique!
- Camping Chez Gendron, 2 Chez Jandron, 33820 Saint Palais
Tour mit dem Petit Train
Eine Tour mit dem Petit Train durch Blaye ist eine schöne Möglichkeit, die Zitadelle und den Ort bei einer Fahrt kennenzulernen. Der Zug startet um 11.30 Uhr an der Porte Dauphine. Nach 15 Minuten macht er Halt an dem Château Marquis de Vauban. Hier kann man auf dem herrlichen Anwesen spazieren gehen und eine kleine Dégustation machen. Wir sind dieses Mal allerdings nicht mit dem Petit Train gefahren. Wir sollten noch einige Bähnchen-Ausflüge auf dieser Reise erleben.
- Tickets sind nur im office de tourisme erhältlich: 1, Place de la Citadelle, 33390 Blaye
- Die Tarife könnt ihr hier einsehen.
Die Zitadelle von Vauban
Die Zitadelle von Blaye liegt auf einem 45 Meter hohen Felsen über der Gironde. Die Ursprünge gehen auf ein römisches Fort zurück, welches von den Germanen im 5. Jahrhundert zerstört wurde. Im 17. Jahrhundert beauftragte Ludwig XIV. seinen Festungsbauer Vauban mit dem Bau einer riesigen Wehrfestung, um die Gironde und damit Bordeaux zu verteidigen.
Vauban ließ das alte Blaye komplett abreißen und errichtete die Zitadelle, welche stolze 18 Hektar misst. Typisch in Vauban’scher Bauart ist die sternförmige Anordnung. So konnte man im Falle eines Angriffs den Feind gezielter beschießen. Nur einmal wurde die Festung von den Engländern belagert. Vermutlich würde man unter den Mauern der Wehrfestung so einige Funde zutage fördern. Zusammen mit dem Fort Paté und dem Fort Médoc, welches wir uns einige Jahre zuvor bei unserem Besuch im Médoc angesehen haben, gehört die Zitadelle von Blaye seit 2008 zum UNESCO-Welterbe (Verrou Vauban).
Die Festung ist eine kleine Stadt für sich und machte uns allen Riesenspaß zu erobern. Überall Wehrmauern, Tore, schmale Gassen mit Kunsthandwerk, Cafés und Restaurants. Hinter jedem Mauervorsprung gab es Spannendes zu entdecken.
Da wir im Corona-Jahr 2020 in Blaye waren, hatten viele Läden geschlossen. Dafür war es ziemlich leer, wir hatten die Festung fast für uns allein.
Schön sind auch die riesigen Rasenflächen inmitten der jahrhundertealten Mauern, auf denen Ziegen grasen. Hier kann man prima picknicken – mit Blick auf die Gironde.
Wir entschieden uns für ein Eis von dem wunderbaren Glacier Lily à la Vanille. Was für himmlische Eissorten! Und dazu dieses nostalgische Wägelchen. Welche Sorte ist euer Favorit?
- Lily à la Vanille, 7 Avenue du 144ième Regime d’Infanterie, 33390 Blaye
Die Weine Côtes de Blaye
Das Weinbaugebiet Côtes de Blaye liegt am rechen Ufer der Gironde nördlich von Bordeaux. Überwiegend werden hier Rotweine gekeltert. Direkt gegenüber auf der anderen Flussseite findet man die Weine der Appellation Médoc. Trotz ihrer geographischen Nachbarschaft unterscheiden sich die Weine erheblich voneinander.
Unsere Weinempfehlung stammt von einem Sommelier hier aus Bonn, mit dem wir uns mal bei einem Themen-Weinabend über die Weine aus dem Bordeaux unterhielten. Er war es auch, der uns einen Besuch in Blaye und die hiesigen Weine ans Herz legte.
- Château La Raz Caman, 4, Château La Raz Caman, 33390 Anglade
Mit der Fähre nach Lamarque
Von Blaye fährt regelmäßig eine Fähre über die Gironde nach Lamarque. Die Überfahrt lohnt sich, denn sonst müsst ihr um die Gironde herum einen ganz schönen Umweg fahren. Hui, das war was für die Jungs! Großes Schiff, viele Autos, draußen an Deck sitzen und gucken. Wenn die Fähre von Blaye loslegt, habt ihr einen schönen Blick auf die Zitadelle.
Die Gironde ist übrigens der größte Mündungstrichter Europas und hat das braunste Wasser, welches ich kenne. Eine richtige Brühe ist das. Überall an den Ufern sieht man die carrelets – kleine Fischerhütten auf Stelzen, die man zum Fischen mieten kann und ein begehrtes Foto- und Malmotiv sind. Die Überfahrt dauert zwischen 20 und 40 Minuten.
- Embarcadère de Blaye, Allee Marines, 33390 Blaye
- Tarife für Personen und Fahrzeuge findet ihr hier. Kauf und Bezahlung vor Ort.
- Abfahrtzeiten der Fähre könnt ihr in folgendem pdf einsehen.
- 30 Minuten vor Abfahrt da sein.
Am linken Ufer liegt das Médoc mit seinen berühmten Bordeaux-Weinen. In Moulis haben wir uns gerne für den bevorstehenden Urlaub ein paar Fläschchen mitgenommen. Wenn man schon mal hier ist. Da gab’s gleich großen Protest von unseren Jungs, wie langweilig das doch ist und immer dieses doofe Einkaufen. Also, ein bisschen Urlaub mit tollen Weinen muss für uns Oldies ja auch drin sein. « N’est-ce pas? ».
Bonne lecture – mein Lesetipp
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