Schottland steht für die coole Metropole Edinburgh, die wilden Highlands, berühmte Burgen und faszinierende Landschaften. Wir haben mit unserem Baby während der Elternzeit einen kleinen Roadtrip durch das Land der Kilts gemacht.
Reisezeit: Juli 2013
Reisedauer: drei Wochen
Stationen: Edinburgh – Cairngorm National Park – Anstruther – South Queensferry
Unterkünfte: Airbnb, Cottage, Hotel
Unsere gemeinsamen Elternmonate haben wir nicht in Übersee verbracht. Viele Familien nutzen diese Chance, zwei Monate Zeit zu haben und vor allem außerhalb der Ferien sowie überteuerten Sommermonate irgendwo hinfliegen zu können. Das ist natürlich sehr verlockend. Wir hatten allerdings unsere Wunschfernreisen bereits vor der Geburt unseres ersten Sohnes zu zweit gemacht. Vielmehr wollten wir daher mit unserem Kleinen mehr von Europa kennenlernen, ohne lange Flüge. Unsere Freunde mutmaßten, dass es sicherlich eine große Frankreich-Tour wird. Aber irgendwie hatten wir auch mal Lust auf was anderes.
So wurde es bei unserem Erstgeborenen Schottland und – die Normandie. Ihr seht, so ganz ohne Frankreich geht es bei uns nicht. Da war die Sehnsucht dann doch wieder zu groß. Schottland stand aber auch schon länger auf unserer Bucketlist, zumal Mr. Swan einen schottischen Kumpel aus Kindheitstagen hat und unser Baby schon die ersten coolen Geschenke zur Geburt aus Schottland bekam. Außerdem passten die Reisebedingungen: Wir mussten die Elternmonate jobbedingt im Juli nehmen. Da waren die Temperaturen in Schottland und auch der kurze Flug sehr angenehm.
Überhaupt fanden wir Schottland ein tolles Reiseziel mit Baby. Die Schotten sind ein cooles, liebevolles und kinderfreundliches Völkchen. Viele Museen und Hotspots bieten für Kinder zahlreiche Angebote und Aktionen. Die Vielfalt des Landes, Städtetrip gepaart mit der grandiosen Natur – das ist eine spannende Mischung. Man kann hier auch mit Baby eine Menge erleben.

Gut zu wissen
Schottland ist das nördlichste Land des Vereinigten Königreiches Großbritannien und hat derzeit etwa 5,5 Millionen Einwohner. Der Name leitet sich her von Scoti, die lateinische Bezeichnung für die Gälen. Das Land ist berühmt für seine atemberaubenden Landschaften, für seine Seen und Inseln, Burgen und Schlösser. Außerdem denken wir bei den Schotten doch direkt an Kilts, Dudelsack und an qualitativ guten Whisky. An die 130 verschiedene Whiskysorten kann Schottland aufweisen. Aber auch Schottlands Geschichte mit oftmals blutigen Schlachten und Freiheitskämpfen ist untrennbar mit dem Land verwoben. Wer hat ihn nicht vor Augen, Christopher Lambert in der Rolle des Highlanders, wie er mit wehenden Haaren in den Highlands steht? Die größten Städte sind Edinburgh und Glasgow. Neben der Amtssprache Englisch wird Gälisch und Scots gesprochen.
Wir haben während der Elternzeit keine klassische Rundreise gemacht, sondern uns ein paar abwechslungsreiche Highlights rausgepickt: die Hauptstadt Edinburgh, eine Woche im Cottage in den Highlands, das ursprüngliche Fischerdorf Anstruther und last but not least eine Übernachtung in South Queensferry direkt an der imposanten Eisenbahnbrücke. Sicherlich gibt es noch viele schöne und spannende Hotspots in Schottland zu entdecken. Für ein erstes Kennenlernen waren wir mit den ausgewählten Orten happy.
Wie kommt man hin?
Wir sind mit Eurowings von Köln/Bonn aus geflogen, auch wenn wir heute so gut wie gar nicht mehr fliegen. Mit Baby fanden wir diese Art zu reisen aber sehr angenehm, zumal der Flug bis Edinburgh nur zwei Stunden dauert. Auch Lufthansa, KLM oder Ryanair bieten Direktflüge an. Habt ein genaues Auge auf die Richtlinien der jeweiligen Airlines was Mitnahme im Handgepäck etc. betrifft. Die Kontrollen in Great Britain sind doch häufig strenger. Ich musste beim Security Check ein Gläschen, welches ich für unseren Kleinen im Handgepäck hatte, aufmachen und vor den Augen der Kontrolleure probieren! Krass. Der Flughafen von Edinburgh liegt etwa acht Kilometer westlich der Stadt. Ihr könnt mit dem Flughafenbus ins Zentrum bis zur Waverly Station fahren. Schottland ist zeitlich eine Stunde zurück. Also Uhren anpassen.
Mit der Fähre könnt ihr von Ijmuiden bei Amsterdam nach Newcastle oder von Rotterdam nach Hull übersetzen. Tickets und Fahrpläne findet ihr hier. Von Newcastle fahren Züge nonstop in 1.30 Stunden bis Edinburgh. Zugverbindungen könnt ihr auf der Rail Europe-Seite einsehen.
Edinburgh mit Baby entdecken
Die Hauptstadt Schottlands haben wir uns natürlich auch mit unserem Baby angesehen und starteten hier unseren kleinen Roadtrip. Fünf Tage verbrachten wir in der coolen Metropole. Was wir hier alles mit unserem Kleinen angestellt haben, erfahrt ihr in meinem Beitrag Elternzeit in Edinburgh – Schottlands Hauptstadt mit Baby entdecken.
Von Edinburgh aus sind wir wieder zum Flughafen zurückgefahren, haben unseren Mietwagen (ADAC) in Empfang genommen und sind Richtung Highlands gefahren. So hatte man ein paar Tage Mietdauer gespart. Einen Babysitz kann man vorher online dazu buchen. Denkt an den Linksverkehr!
Die Highlands – das Herz Schottlands
Nach unserem Citytrip durch das quirlige Edinburgh freuten wir uns auf die grandiose Natur in den schottischen Highlands. Mit über 700 Inseln und 30.000 Lochs (gälisch ‚See‘) ist Schottland wahrlich ein Paradies für Naturliebhaber. Berge und Lochs bedecken mehr als die Hälfte des Landes. Blaue Seen, das Hochland und die Heide, Munros und Moore, Sandstrände und felsige Klippen – die schottischen Highlands im Nordwesten Schottlands sind einmalig und ungemein vielfältig. Man trifft hier auf atemberaubende, wilde Landschaften und findet auf 10.000 Quadratkilometern eine geografisch einzigartige Region.
Cairngorm National Park
Den Cairngorm National Park möchten wir euch mit Baby unbedingt ans Herz legen. Eine Landschaft wie im Bilderbuch, mit vielfältigen Angeboten für die ganze Familie. 2003 schuf das Schottische Parlament den Cairngorm National Park, um das Naturerbe Schottlands zu schützen. Er hat eine Fläche von fast 4.530 Quadratkilometern und ist damit der größte Nationalpark der Britischen Inseln. Hohe Berge, idyllische Seen und herrliche Wälder prägen die Landschaft. Besonders sind hier die Cairngorm Mountains, eine der beeindruckendsten Bergregionen Schottlands mit den Grampian Highlands. Seltene Tiere und Pflanzen sind hier beheimatet. Die vielen Touristen, welche alljährlich die besondere landschaftliche Schönheit Schottlands besuchen, sollen im Einklang mit der Natur den Park erleben. Es gibt im Nationalpark ein großes Angebot an sportlichen Aktivitäten (Schottlands beliebteste Wander- und Skiregion) und spannende Abenteuer für Familien zu erleben.
Wer sich für eine Whiskytour oder ein Whiskytasting im Cairngorm National Park interessiert, findet auf der folgenden Seite eine Übersicht der Whisky Distilleries und Breweries. Kinder unter 8 Jahren dürfen allerdings an den Führungen wegen der Alkoholdämpfe nicht teilnehmen!
Crubenbeg Highland Holiday Cottages in Newtonmore
Die Crubenbeg Highland Holiday Cottages im Cairngorm National Park fanden wir ideal mit Baby. Mit ihrer Lage in Newtonmore mitten in der herrlichen Natur und trotzdem nahe an der Hauptstraße erwiesen sie sich als eine perfekte Ausgangsbasis, von wo aus wir die Umgebung und die Highlands erkunden konnten.
Es gibt acht 4-Sterne-Cottages, familiengerecht ausgestattet. Die Vermieter sind sehr freundlich, helfen bei Fragen gerne weiter und haben bei der Einrichtung der Häuser an alles gedacht. Man hat in den Cottages (mit Kamin!) viel Platz und alles was man zur Selbstversorgung benötigt.
Als wir in Schottland waren stand gerade die Geburt des ersten Kindes von William und Kate bevor, dem Royal Baby. Wie aufregend! Denn stundenlang sah man im Fernsehen lediglich die Tür vom Krankenhaus. Ganz Great Britain fieberte dem Moment entgegen, als Kate endlich mit dem Baby auf dem Arm herauskam. Das dauerte wirklich ewig! Unser Royal Baby hatte im Cottage Spaß auf der Krabbeldecke.
Das weitläufige Areal lädt zum Spielen ein – sogar mit Schaukeln. In dem Garten ist ein kleiner See, an dem man picknicken oder die Seele baumeln lassen kann. Der Comfort und die Lage sind den Preis für die Cottages absolut wert. Wer Ruhe in der Natur auch mit Kindern sucht, ist hier goldrichtig.
- Crubenbeg Highland Holiday Cottages, Crubenbeg, Newtonmore, PH20 1BE, UK
- Cottages 2 bis 6 Personen
- Hauptsaison ab ca. £ 1.000 (ca. 1.200 EUR), Nebensaison ab £ 600 bis 700 (700 bis 800 EUR). Einfach mal auf den Buchungskalender schauen und Wunschdatum eingeben.
- Hunde sind willkommen. Es gibt eine Hundekoppel für deren Auslauf.
- Eins der Cottages ist behindertengerecht ausgestattet.
Wir fanden die Cottages auch deshalb so schön, weil die nahe Umgebung zu ausgedehnten Spaziergängen einlud. Vor dem Mittagsschlaf oder abends sind wir mit unserem Baby nochmal eine kleine Runde raus gegangen. Zu empfehlen ist ein Spaziergang zu den Falls of Truim, ein kleiner Walk von etwa 800 Metern. So schön!
Blair Castle in Pitlochry
Fahrt ihr von Edinburgh in den Cairngorm National Park, passiert ihr das Blair Castle, welches ihr euch unbedingt anschauen solltet. Es zählt zu den Hotspots Schottlands. An der Verbindungsstraße A9 von Perth nach Inverness thront das weiß verputzte Märchenschloss aus dem 13. Jahrhundert.
Seit dem 17. Jahrhundert ist es im Besitz des Duke of Atholl vom Murray Clan. Als einziger britischer Günstling hat er eine private Armee, die „Atholl Highlanders“. An jedem letzten Sonntag im Mai treten sie in einer prächtigen Parade an. Aber auch an anderen Tagen könnt ihr einem traditionell gekleideten Dudelsackspieler lauschen. Das fand unser Kleiner ganz schön spannend und hörte dem Mann mit dem lustigen, schwarzen Hut andächtig zu.

Das Schloss im schottischen Baronialstil zeigt 30 repräsentative Räume, eine beeindruckende Waffensammlung, aber auch kuriose Dinge. Viermal wurde Blair Castle in seiner 700 Jahre alten Geschichte erobert.
Der schöne Schlosspark lädt zu einem Spaziergang ein. Ein Barockgarten (Hercules Garden), Pfaue, Ponyreiten, Wildgehege und ein großer Abenteuerspielplatz im Wald – hier könnt ihr mit euren Kids einen wunderbaren Familientag verbringen.
- Blair Castle, Blair Atholl, Pitlochry PH18 5TL, UK
- Tickets Schloss und Gärten Erwachsene £ 17,50, Kinder £ 11,50, Familienticket £ 52,50 (ca. 60 EUR).
- Es gibt mittlerweile einen Caravan Park mit verschiedenen Campingunterkünften.
Einkaufen im House of Bruar
Nach der Besichtigung von Blair Castle auf dem Weg zu den Crubenbeg Cottages kommt ihr am House of Bruar vorbei, welches einen Abstecher lohnt. Das Kaufhaus hat eine große Auswahl an Damen- und Herrenbekleidung in gehobener Qualität (klassische Tweed-Kleidung und Outdoor), aber auch eine Lebensmittelabteilung mit einer beachtlichen Auswahl an schottischen Produkten. Nicht ganz preiswert, aber wir hatten uns hier bevor wir eincheckten mit leckeren Spezialitäten aus Schottland eingedeckt.

Das sei mir an dieser Stelle erlaubt: Der schottische Käse war eine Katastrophe! Selbst die Sorten die mal nicht Cheddar waren, schmeckten nach Kuhstall. Pardon, aber unsere Baguette-Käse-Rotwein-Abende, die machen wir dann doch lieber in unserem geliebten Frankreich.
- The House of Bruar, Pitagowan, Blair Atholl, Pitlochry PH18 5TW, UK
- Täglich 9.30 bis 17.30 Uhr (auch am Wochenende!)
- Direkt am Kaufhaus ist ein großer Parkplatz.
Am Strand von Loch Insh
Der Loch Insh liegt etwa 25 Kilometer von den Crubenbeg Cottages entfernt, im Tal des Spey Rivers. Ein wunderbarer Süßwassersee, den ihr unbedingt mit Kindern ansteuern solltet. Er wurde mehrfach für das Angebot an Wassersportmöglichkeiten ausgezeichnet. Der See lädt zum Segeln, Windsurfen, Rudern oder Kanufahren ein. Die Ausrüstung kann gemietet, Kurse oder Flussfahrten können gebucht werden (Loch Insh Outdoor Centre). Aber auch ein Spaziergang um den See herum, vielleicht mit einem Picknick verbunden, lohnt einen Besuch. Wir haben uns mit unserem Baby ans Ufer gesetzt und diese herrliche Kulisse genossen.
Tiere gucken im Highland Wildlife Park
Möchtet ihr gerne mit euren Kids Tiere gucken? Aus dem eigenen Auto heraus während einer kleinen Safaritour? Dann ist der Highland Wildlife Park bei Kincraig ein tolles Familienerlebnis (auch mit Baby).
Der Wildpark wurde 1972 eröffnet und wird gemeinsam mit dem Zoo von Edinburgh von der Royal Zoological Society of Scotland geleitet. Den Safaribereich kann man nur mit dem Auto erkunden. Während ihr durch das Gelände fahrt, bewundert ihr Przewalskipferde, Hirsche, Bisons, Wildkatzen, Bären, Luchse, Füchse uvm. So kann man auch den Kleinsten die Tierwelt in Ruhe näher bringen. Nach der Safari geht man durch einige Gehege zu Fuß und entdeckt dabei weitere Tiere. Vor allem die Fütterung der Affen fand unser Kleiner mega spannend.
- Highland Wildlife Park, Kincraig, Kingussie PH21 1NL, UK
- Täglich 10.00 bis 17.00 Uhr
- Tickets Erwachsene £ 22,50, Kinder £ 16,85, Kids unter 3 Jahren frei. Buchen könnt ihr die Tickets hier.
Tea and Scones in Aviemore
Aviemore ist das touristische Zentrum und ein beliebter Ferienort mitten im faszinierenden Cairngorm National Park (ca. 30 Kilometer von den Crubenbeg Cottages entfernt). Vor allem im Winter ist das Städtchen für den Wintersport bekannt. Neben Hotels und anderen Unterkünften gibt es das Cairngorm Whisky Centre und eine Schlittschuhhalle (für beides war unser Baby noch zu klein).
Gerne hätte ich euch The Potting Shed empfohlen, wo wir stilecht Tea und Scones mit unserem Kleinen zelebriert haben. Leider ist die kultige Bäckerei mittlerweile dauerhaft geschlossen. Aber The Coffee Pot (122 Grampian Road , Aviemore) hat auch viele gute Bewertungen, wenn auch die Atmosphäre etwas rustikaler zu sein scheint.
- Visit Scotland Aviemore iCentre, 7 Grampian Rd, Aviemore PH22 1RH, UK
- Täglich 9.30 bis 17.00 Uhr, sonntags und montags geschlossen
Fahrt mit der Strathspey Steam Railway
Unbedingt mit Kids (und/oder Baby) können wir eine Fahrt mit der Museumsdampfbahn Strathspey Steam Railway empfehlen. Sie startet von dem wunderschönen, viktorianischen Bahnhof in Aviemore und fährt über Boat of Garten bis Broomhill durch die Highlands. 16 Kilometer lang ist diese kleine Nostalgiefahrt, die auch den Kleinsten Spaß macht.
Die 1863 eröffnete Bahnlinie von Boat of Garten bis Dufftown diente damals unter anderem den Whiskybrennereien als Transportweg. British Railway stellte später den Personenverkehr, im Jahre 1968 dann auch den Güterverkehr auf der Strathspey Line ein und legte die Strecke still. Eisenbahnfans gründeten 1971 die Strathspey Railway Association als Verein. Ab 1978 fuhren die ersten Museumsbahnen von Aviemore zunächst bis Boat of Garten, später bis nach Broomhill. In Teilen sind noch die alten Gebäude und Brücken der ehemaligen Linie erhalten.
Die Dampflokomotiven starten auf Glas 3 an der Aviemore Station. Allerdings wurde bei uns eine Diesellok eingesetzt, weil es in dem Sommer so warm und trocken war, dass in den Highlands Brandgefahr bestand. Uns machte das nicht so viel aus, größere Kinder wären vielleicht ein bisschen enttäuscht. Auf der Timetable seht ihr, ob eine Dampf- oder Diesellok fährt.
Ihr könnt auch einen kleinen Lunch oder Afternoon Tea dazu buchen. Wir fanden das sehr chillig und zockelten bei Scones and Tea in der Nostalgiebahn durch die Highlands. Unser Kleiner war sichtlich entspannt und genoss das leise Rattern der Lokomotive. Highly recommended!
- Strathspey Steam Railway, Gleis 3, Dalfaber Rd, Aviemore Station PH22 1PY, UK
- Die Bahnen fahren im Juli und August täglich, von April bis Oktober an mehren Tagen in der Woche, von November bis März nur an manchen. Den Fahrplan findet ihr auf der Webseite unter Timetable.
- Ein Familientickt kostet £ 45 (2 Erwachsene, 2 Kids), Kinder unter 5 Jahren sind frei. Tickets buchen könnt ihr hier.
- Light Lunch und Afternoon Tea müssen vorher gebucht werden!
Fischeridylle in Anstruther
Warum es uns in das kleine Fischerdorf Anstruther verschlug? Zum einen hatte ich im Vorfeld immer wieder von dem kleinen Ort gelesen und wir fanden es ganz cool, auf dem Rückweg von den Highlands back to Edinburgh ein typisches, schottisches Fischerdorf kennenzulernen. Zum anderen soll es in der Anstruther Fish Bar tatsächlich die besten Fish’n’Chips der gesamten Insel geben. Das fanden wir spannend und buchten ein altes, steinernes Fischerhaus für drei Nächte direkt am Meer.
Anstruther mit etwa 3.400 Einwohnern liegt im Kingdom of Fife. Der East Neuk, der dreieckige Ostzipfel Schottlands, wird von Felsklippen und Sandstränden gesäumt. Hier reiht sich ein pittoreskes Fischerörtchen an das andere. Bunte Häuser stehen am schmucken Hafen von Anstruther wie im Spalier, Möwen kreischen über die Köpfe hinweg.
Zahlreiche Wander- und Radfahrangebote sowie die vielen frischen Fischgerichte machen den East Neuk zu einer beliebten Ferienregion. Man kann auch Bootsausflüge zum Naturschutzgebiet der Isle of May buchen. Die May Princess fährt von April bis September fast täglich zu dem Vogelschutzgebiet und zu den Seehunden hinaus.
Scottish Fisheries Museum
Sehenswert ist das kleine, preisgekrönte Scottish Fisheries Museum gegenüber vom Hafen, welches 1968 aus einer lokalen Initiative heraus entstand. Mittlerweile gehören etliche Gebäude vom 16. bis 19. Jahrhundert zu dem Museumskomplex. 1972 wurde es in die Denkmalliste Schottlands in der höchsten Denkmalkategorie A aufgenommen. Sogar Queen Elizabeth und Queen Mum waren schon hier und haben sich das kleine Museum angeschaut.
Man geht über knarrende, alte Dielen durch die Räume und kann historische Gegenstände aus der Fischerei bestaunen. Ein altes Heringsfischerboot, original rekonstruierte Fischerstuben oder Schiffsmodelle sind auch für Kinder spannend. Ein interessanter kleiner Rundgang, vor allem eine schöne Schlechtwetteralternative. Das Fischerboot Reaper im Anstruhter Hafen gehört übrigens auch zum Museum. Oder das Feuerschiff North Carr, welches früher vor dem gefährlichen Kap Fife Ness warnte. Es gibt auch einen Museumsshop und ein Café.
- Scottish Fisheries Museum, Harbourhead, Anstruther Fife KY10 3AB, UK
- Geöffnet täglich 10.00 bis 16.30 Uhr, sonntags 11.00 bis 16.30 Uhr, dienstags geschlossen.
- Eintritt Erwachsener £ 11, Kinder sind frei.
Die besten Fish’n’Chips der Insel
Selbst in Edinburgh und Glasgow ist man sich angeblich einig: Die besten Fish’n’Chips in Schottland, die bekommt man in der Anstruther Fish Bar direkt am Hafen. Davor steht immer eine lange Schlange, im Inneren werden Bilder von prominenten Gästen gezeigt. Stolz ist man auf den Besuch von Prinz Charles, dessen Chauffeur für ihn die leckeren Fish’n’Chips besorgte, während der (damals noch) Prinz in der Limousine wartete.
Es gibt alle möglichen Fischsorten von Scholle, Schellfisch über Kabeljau. Wir setzten uns mit unserem Baby an den Hafen und aßen die Fish’n’Chips stilecht aus der Tüte. Ob es die besten sind? Probiert es selbst aus! Wir fanden sie sehr lecker.
Köstliches Essen und eine urige Pub-Atmosphäre erwartet euch im Dreel Tavern, welches aus dem 16. Jahrhundert stammt. Wir haben das Restaurant allerdings nicht besucht.
Spaziergang nach Pittenweem
Im Gegensatz zu den anderen Fischerorten am East Neuk ist Pittenweem noch ein echter Fischerhafen. Dicht an dicht schmiegen sich die urigen Fischerhäuschen mit roten Giebeln aneinander. Ein Fischerdorf wie im Bilderbuch, am Hafen der Fischmarkt und St. Fillan’s Cave, eine heilige Höhle, ich welcher im 9. Jahrhundert irische Mönche gelebt haben sollen. Pittenweem ist aber auch Künstlerkolonie – überall in den schmalen Gassen warten Galerien und Läden mit Kunsthandwerk auf ihre Besucher. So findet alljährlich im August auch das Pittenweem Arts Festival statt.
Ihr könnt mit euren Kids von Anstruther aus eine wunderbare kleine Wanderung direkt an der Küste entlang nach Pittenweem machen (etwa drei Kilometer). Mit Baby empfehlen wir Tragegurt/Kraxe, denn die Strecke ist in Teilen für Kinderwagen unwegsam. Gleich zu Beginn gerät man nämlich auf die Wiesen des Golfclubs, um die man einen Bogen gehen muss. Unterwegs passiert ihr den kleinen Anstruther Beach, den Playground by the Sea und am Ortseingang von Pittenweem den Gebe Park Playground. Hier könnt ihr also zwischendurch wunderbare Spielpausen direkt am Meer mit den Kindern einlegen.
Ausflug nach St. Andrews
St. Andrews liegt nur sechs Kilometer von Anstruther (weniger als zwei Stunden von Edinburgh) entfernt und solltet ihr euch unbedingt anschauen. Nicht nur weil hier der legendärste Golfclub der Welt residiert, sondern weil das Städtchen durch die renommierte Universität eine lebendige Atmosphäre, wunderschöne historische Bauten und kilometerlange Sandstrände hat.
Die Kleinstadt mit etwa 16.800 Einwohnern liegt direkt an der Küste Schottlands. Mittelalterliche Gassen und beeindruckende Bauwerke, zum Teil als Ruinen, prägen das Stadtbild. St. Andrews geht auf eine keltische Siedlung aus dem 8. Jahrhundert zurück und wurde 908 Bischofssitz.
Die University of St. Andrews wurde 1413 gegründet. Sie ist die älteste Universität Schottlands und zählt neben Oxford und Cambridge zu den besten von Great Britain. Übrigens haben William und Kate hier studiert und sich kennengelernt. Der Royal and Ancient Golf Club von 1754 ist einer der ersten Golfclubs und berühmt für den legendären Old Course, den wohl bekanntesten Golfplatz der Welt entlang der Küste. Wer sich für die Geschichte des Clubs und des Golfsports interessiert, kann im World Golf Museum Interessantes finden.
St. Andrews spielt in der schottischen Geschichte eine bedeutende Rolle, denn hierhin wurden der Legende nach die Gebeine von St. Andreas gebracht. Die Balken des Andreaskreuzes seht ihr heute auf der schottischen Flagge. Um 1200 wurde die riesige Kathedrale errichtet, welche früher die größte Kirche Schottlands war. In der Reformation zerstört, könnt ihr heute inmitten des Friedhofs die Ruinen mit Überbleibseln des spätromanischen Kirchenschiffs bestaunen. Das ganze Areal ist aber immer noch faszinierend, eine kleine Zeitreise direkt am Meer – das ist auch für Kids spannend. Die Burgruine aus dem 16. Jahrhundert liegt ebenfalls an der Küste etwa eine Meile entfernt. In dem Besucherzentrum wird die oftmals blutrünstige Geschichte lebendig. Während der Sommermonate werden überall Historienspiele aufgeführt.
Bei schönem Wetter solltet ihr unbedingt zu dem goldgelben Strand hinuntergehen. Atemberaubende Bilder habt ihr hier, mit den Ruinen der Kathedrale und der Burg im Hintergrund. Bei schlechtem Wetter mit Kindern bietet sich das St. Andrews Aquarium an, in dem man in die faszinierende Unterwasserwelt eintauchen kann. Schöne Strandterrasse.
An der Brücke in South Queensferry
Die letzte Nacht unserer Schottlandreise verbrachten wir in South Queensferry. Eigentlich kein typischer Hotspot bei einem Schottland-Roadtrip. Da aber unser Rückflug am anderen Morgen ging und wir mit unserem Kleinen nicht mitten in der Nacht fahren wollten, verbrachten wir in der Nähe des Flughafens in Ruhe unseren letzten Abend.

Der kleine Ort South Queensferry hat viele historische Häuser, in der High Street findet man urig-witzige Läden mit zwei Stockwerken, Pubs und Cafés. Hervorzuheben ist das Black Castle aus dem 17. Jahrhundert. Vom Pier schippert die Maid of the Forth zum Inchcolm mit einer beeindruckenden Abtei hinüber.
Was South Queensferry aber sicherlich besonders macht ist die Forth Railway Bridge, ein Wahrzeichen Schottlands und Meilenstein der Ingenieurskunst. Die Stahlkonstruktion mit ihren rostroten Rhomben ist über 2.500 Meter lang und wurde 1890 fertig gestellt. 54.000 Tonnen Stahl benötigte man damals für den Bau, viele Arbeiter ließen ihr Leben. Heute muss die Brücke ständig restauriert werden, um dem Rost mit Antikorrosionsmittel entgegenzuwirken. „Painting the Forth Bridge” ist daher zu einem Synonym für eine nie endende Arbeit geworden. 1964 wurde neben der Forth Railway Bridge die 1.800 Meter lange Autobahnbrücke mit ihren zwei hohen Türmen über den Meeresarm gebaut, die fünftlängste Europas.
Übernachtet haben wir in dem sehr coolen und kultigen The Hawes Inn direkt an der imposanten Eisenbahnbrücke. Ein historischer, uriger Gasthof, welcher in den Romanen von Scott und Stevenson verewigt wurde. Toll fanden wir, dass wir entspannt mit unserem Kleinen abends im Restaurant richtig gutes Barfood essen konnten. Dazu gab’s einen letzten Cider und Ausblicke auf die Brücken. Was für ein wunderschöner Abschied von Schottland! Farewell to Scotland!
- The Hawes Inn, 7 Newhalls Road, South Queensferry. EH30 9TA, UK
- Restaurant täglich 7.00 bis 23.00 Uhr, Samstag 8.00 bis 23.00 Uhr, Sonntag 8.00 bis 22.30 Uhr
- Es gibt Familienzimmer mit oder ohne Frühstück. Preise nach Saison.
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Meine Lesetipps
Wir hatten den Baedeker Schottland* für unseren Roadtrip von Freunden geschenkt bekommen, den wir sehr gut fanden. Übersichtlich gestaltet, mit vielen praktischen Karten zum Ausklappen und Insider-Tipps. Damit seid ihr für eine Rundreise bestens gewappnet.
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