Tosende Wellen, lange Sandstrände, traumhafte Inseln, berühmte Weinregionen – die französische Atlantikküste ist eine Region der Superlative. Und unfassbar faszinierend! Unser erster Roadtrip führte uns an die Côte d’Argent.
Seit meiner Kindheit schlägt mein Herz für die Atlantikküste und hier im Besonderen für die Region Nouvelle-Aquitaine. Schon als kleines Mädchen habe ich an den weitläufigen Stränden im Sand gebuddelt und meine ersten Moules gegessen. Sehnsuchtsort!
Was mich seit jeher an der Altantikküste fasziniert ist die perfekte Mischung. Endlose feinsandige Strände, pittoreske Fischerörtchen, historische Städte, atemberaubende Naturlandschaften, eine fantastische Küche und Hunderte von renommierten Weingütern rund um Bordeaux. Hier erlebt man das französische Savoir-vivre hautnah, hier werden alle Sinne geweckt. Der Wind vom Atlantik in den Haaren, der feine Sand zwischen den Zehen, der salzige Austerngeschmack auf der Zunge, das Rauschen des Meeres in den Ohren – eine Reise an die Atlantikküste nimmt man für immer mit in seine Träume.
Hinweis: Diese Tour haben wir noch vor unseren Kindern gemacht!

Bon à savoir – Gut zu wissen
Die 3.000 Kilometer lange französische Atlantikküste verläuft von der Bretagne im Norden bis zur Grenze Spaniens. Vier Regionen teilen sich die Küste: die Bretagne, das Pays de la Loire (Loire-Atlantique und Vendée), Poitou-Charentes (Charente-Maritime, Aquitaine und Landes) und Pyrénées-Atlantiques. Ein Teil der Bretagne liegt also auch am Atlantik, als Urlaubsregion meint man bei der Atlantikküste jedoch den Küstenteil zwischen der Loire bis zu den Pyrenäen. Während man in der Vendée flache Marschlandschaften findet, trifft man in den eleganten Badeorten auf Villen, Sommersitze und Casinos. Die Côte Basque an der Grenze zu Spanien lockt mit Steilküsten, traditionsreichen baskischen Dörfern und den Pyrenäen im Hinterland. Und hier erkennt man schon die unglaubliche Vielfalt der Atlantikküste.
Die Liste der familienfreundlichen Badeorte ist lang. Ihr findet ein großes Angebot an Unternehmungen, im Sommer bieten Ferienbetreuungen Spiel und Spaß am Strand. Das Meer scheint hier unendlich zu sein, Surfer und Stand-Up-Paddler sausen an einem vorbei. In den Restaurants wird fast überall für die Kinder ein menu enfant angeboten, auf Etageren werden fangfrische Schalentiere serviert.
Feinsandige Strände mit Dünen bestimmen die flache Küste. Die berühmteste Düne, die Dune de Pilat, wollten wir uns einmal anschauen und fuhren an die Côte d’Argent nach Arcachon.
Comment s’y rendre? – Wie kommt man hin?
Vom Rheinland bis nach Arcachon sind es an die 1.200 Kilometer. Versucht Paris zu umfahren und nehmt die A20. Hier könntet ihr beispielsweise einen Zwischenstopp in der Champagnerstadt Reims einlegen oder, wie wir, in der wunderschönen Comicstadt Angoulême. Von München aus fahrt ihr etwa 1.400 Kilometer. Ihr passiert das Elsass und die Bourgogne für einen lohnenswerten Stopp. Von Hamburg fährt man 1.550 Kilometer, die Frankfurter brauchen 1.230 Kilometer. Dabei kommt ihr durch das schöne Tal der Loire.
Mit dem Zug führen alle Wege über Paris. Vom Bahnhof Montparnasse seid ihr in nur zwei Stunden in Bordeaux. Zugverbindungen findet ihr hier. Von dort aus fährt ein Bus in einer Stunde bis nach Arcachon. Tickets auf der SNCF-Seite.
Die Côte d’Argent
Wir entschieden uns bei dieser Tour als ersten Stopover für das Seebad Arcachon, um von dort aus die berühmte Dune de Pilat zu entdecken. Arcachon liegt an der Côte d’Argent, der Silberküste. Den Namen trägt die Küste nicht ohne Grund, denn der Sand an den von Dünen gesäumten Stränden glänzt in der Sonne wie Silber. Der Teil des Strandes zwischen der Gironde und dem Bassin d’Arcachon zählt mit 100 Kilometern zu den längsten in Europa. Im landschaftlichen Kontrast liegen die angrenzenden grünen Kiefernwälder, die Landes de Gascogne.
Arcachon und die Bucht
Der quirlige und in der Hauptsaison oftmals überfüllte Ort aus der Belle Époque liegt am 155 Quadratkilometer großen Bassin d’Arcachon. Mit etwa 11.000 Einwohnern ist Arcachon berühmt für seine Austernzucht, seine Promenade mit zahlreichen Restaurants, der Ville d’hiver mit den prächtigen Villen und dem Casino aus dem 19. Jahrhundert. Napoléon III. machte 1863 in dem Seebad Urlaub und rückte es damit in den Fokus für Adel und Prominenz. Um die Jahrhundertwende war Arcachon nach Boulogne-sur-Mer der zweitgrößte Fischereihafen. Der kilometerlange Strand und viele kinderfreundliche Angebote sind auch für Familien ideal.
Wir hatten für drei Nächte ein Zimmer im Hôtel Le Nautic gebucht. Nicht gerade First Class, aber das Preis-/Leistungsverhältnis stimmte, die Lage war zentral und wir hatten einen Parkplatz dabei.
- Hôtel Le Nautic, 20, Boulevard de la Plage, 33120 Arcachon
- Doppelzimmer ab 70 EUR je nach Saison
Direkt bei der Ankunft machten wir eine Bootstour in der Bucht. Die können wir unbedingt empfehlen. Man gewinnt einen schönen Eindruck von den vielen kleinen Orten rund um das Bassin, tuckert gemächlich an den berühmten Stelzenhäusern (Cabanes tchanquées) vorbei und erhascht einen ersten Blick auf die berühmte Dune de Pilat vom Wasser aus. Wir entschieden uns für die Balade Tradition. Ich fand die Bucht so wunderschön und hätte hier gerne mehr Zeit verbracht. Ein anderes Mal.
- Bateliers Arcachon, 68 Avenue du Général Leclerc, 33260 La Teste-de-Buch
- Tickets Erwachsene 22 EUR, Kinder 4 bis 12 Jahre 17 EUR.
- Ihr könnt auch eine Tour buchen mit Ausstieg in Cap Ferret.
An dieser Stelle möchte ich euch den großartigen französischen Film „Kleine wahre Lügen” (Les Petits Mouchoirs) empfehlen, welcher hier in der Bucht von Cap Ferret spielt. Toll zur Einstimmung auf die Reise!

Am Abend gingen wir auf der Promenade spazieren. Die Auswahl an Restaurants ist groß. Hier könnt ihr Fisch und Meeresfrüchte genießen, fangfrisch aus dem Atlantik. Wir entschieden uns für ein Restaurant mit Blick aufs Meer. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Denn während wir auf unser Essen warteten, fing es mit einem Mal an zu schütten wie aus Eimern. Klatschnass retteten wir uns (und unseren Fisch) ins Trockene. Auch das ist die Atlantikküste – blitzartig kann das Wetter wechseln.
Lohnenswert ist ein Rundgang durch den Ort. Arcachon besteht aus vier verschiedenen Stadtvierteln. Bummelt durch die Fußgängerzone Rue Maréchal-de-Lattre-de-Tassigny mit vielen Boutiquen, Cafés und Eisdielen. Außerdem solltet ihr durch die Winterstadt Ville d’hiver flanieren, das noble Quartier, in welchem die Reichen im 19. Jahrhundert ihre prachtvollen Villen bauen ließen und viele Prominente heute Urlaub machen.

Geht auf den Aussichtsturm Observatoire Sainte-Cécile hinauf, von oben habt ihr einen schönen Blick auf Arcachon.
Hier sind so viele verschiedene Baustile mit phantasievollen Elementen vertreten. An jedem Haus gibt es etwas zu entdecken und zu bestaunen, vor allem die besonderen Holzschnitzereien. Man legte damals die Straßen in geschwungenen Bögen an, um dem Wind vom Atlantik zu trotzen. Nehmt euch auf jeden Fall etwas Zeit für dieses Stadtviertel. Es gibt viele Parks und Grünanlagen zum Pausieren.
Sehenswert ist auch die Kirche Notre Dame Basilica, eine römisch-katholische Pfarrkirche, welche Mitte des 19. Jahrhunderts an die kleine historische Seemannskapelle angefügt wurde.
Mit Kindern empfiehlt sich ein Besuch im Musée Aquarium d’Arcachon oder im Zoo Arcachon Basin in La-Teste-de-Buch. Außerdem kann man eine Bootsfahrt zur Vogelinsel machen und mit dem Petit Train in Cap-Ferret fahren.
Dune de Pilat – die größte Wanderdüne Europas
Die Dune de Pilat bei Arcachon ist zweifelsfrei einer DER Hotspots an der französischen Atlantikküste. Übrigens bei Interrailern sehr beliebt. Vor vielen Jahren war ich nämlich auch schon mal mit Rucksack hier.
Die Düne liegt zehn Kilometer von Arcachon entfernt und ist die höchste Wanderdüne Europas: 60 Millionen Kubikmeter Sand und 100 bis 115 Meter hoch. Sie ist aus dem Zusammenspiel der Winde, der Strömungen des Meeres und des Bodens entstanden. Jedes Jahr wandert sie immer ein Stückchen weiter. Zum Westen hin fällt die Düne sanft zum Meer ab, gen Osten in Richtung Wälder ist sie sehr steil.
Der Aufstieg erfolgt über eine Treppe mit 160 Stufen (Achtung: Nur im Sommer!). Zu anderen Zeiten müsst ihr die Düne über eine der Flanken erklimmen, was ziemlich anstrengend ist.
Aber seid ihr einmal oben angekommen, ist die Aussicht auf die Pinienwälder, die weißen Sandbänke und das azurblaue Meer einfach nur gigantisch! Vor allem bei Sonnenuntergang muss der Rundblick atemberaubend schön sein. Auch mit Kindern ist die Düne ein einmaliges Erlebnis. Beim Spaziergang könnt ihr im Sand toben, den Paraglidern zusehen und hier ganz besondere Familienmomente genießen.

Infos und Tipps
- Ihr fahrt über die D 218 und könnt das Auto auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz für 6 EUR abstellen.
- Eine Fahrt mit dem Baïa-Bus kostet 1 EUR, zu Fuß oder mit dem Rad kostenfrei.
- Sonnenhut, Sonnencreme etc. nicht vergessen, gerade für die Kleinen.
- Zieht feste Schuhe vor allem im Sommer an! Der Sand kann unerträglich heiß werden!
- Auch hier gilt in der Hauptsaison: Früh am Morgen oder abends kommen. Ab 10.00 Uhr wird es voll!
Parc Ornithologique du Teich
Den Vogelpark Parc Ornithologique haben wir uns auf der Weiterfahrt zu unserem nächsten Stopp im Médoc angesehen. Das Naturreservat erstreckt sich über 120 Hektar im Flussdelta Eyre. Einst wurde das Gebiet für die Fischzucht verwendet. Tausende von Zugvögeln machen hier im Frühling und Herbst Rast wie Reiher, Gänse oder Möwen. Sie nutzen das Delta nicht nur zur Überwinterung, sondern auch als Nistplatz. Das ganze Jahr über sind an die 260 Vogelarten an den ehemaligen Fischbecken beheimatet. In manchen Jahren passieren 300.000 Vögel das Vogelschutzgebiet.
Das Reservat möchte gefährdete Vogelarten schützen und dem Besucher die Vielfalt der europäischen Vogelarten zeigen. Er besteht aus vier Teilen und bietet Spaziergänge von unterschiedlicher Länge. Man geht vorbei an Wiesen, Sümpfen und Schilfgebieten. Auch Pflanzenliebhaber kommen hier auf ihre Kosten.
Am Eingang bekommt ihr einen Plan mit den einzelnen Beobachtungsstationen. Ihr solltet euch Zeit nehmen, wenn ihr alle Observatorien ansteuern möchtet, wir haben nicht alle erkundet.
Bei einigen Stationen trafen wir auf Ornithologen, die fachgerecht mit riesigen Fernrohren und Kameras ausgestattet waren. Da musste man gaaaaaanz leise sein, wenn man die Station betrat. Obwohl wir nur wisperten, raunten die Vogelfans uns ständig ein „chut” oder „schschschtttttt” entgegen. Naja, ihr könnt euch vorstellen, dass man dann erst recht lachen muss.
- Réserve Ornithologique du Teich, Rue du Port BP 11,33470 Le Teich
- Geöffnet ab 10.00 Uhr, im Sommer bis 20.00 Uhr, sonst 18.00 oder 19.00 Uhr. Die Öffnungszeiten findet ihr hier.
- Tickets Erwachsene 9,20 EUR, Kinder 5 bis 14 Jahren 7 EUR.
- Nehmt unbedingt ein Fernrohr mit, ihr könnt aber auch eins an der Kasse leihen.
- Im Juli und August sind auch Führungen durch das Reservat buchbar.
- Die Route von 6 km ist in 3 bis 4 Stunden zu schaffen. Mit Kindern würde ich eher eine kürzere Route wählen.
Bonne lecture – meine Leseempfehlung
Wer gerne einen Begleiter für die französische Atlantikküste in ganz aktueller Auflage (Februar 2024) mitnehmen möchte, dem empfehle ich den umfangreichen DuMont Bordeaux und Atlantikküste*.
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