Ihr seid auf dem Weg nach Dänemark? Oder in Schleswig-Holstein unterwegs? Dann solltet ihr mit euren Kids unbedingt das Wikinger Museum Haithabu besuchen. Seit 2018 gehört die ehemalige Wikingersiedlung bei Schleswig zum UNESCO-Welterbe.
Auf unserer Dänemark-Tour legten wir für zwei Nächte einen Zwischenstopp in Schleswig ein. Nicht nur, um unseren Jungs meine Geburtsstadt, sondern auch um ihnen das Wikinger Museum Haithabu zu zeigen. Übernachtet haben wir unweit von Eckernförde auf dem Hof von Julia und Arno. Den Bericht zu diesem ländlichen Idyll findet ihr hier.
Die Wikingersiedlung Haithabu
Haithabu (dänisch: Hedeby) liegt bei Schleswig und war vor gut 1.000 Jahren die bedeutendste Wikingersiedlung auf heute deutschem Boden. In der Wikingerzeit (8. bis 11. Jahrhundert) gehörte sie zu den wichtigsten Handelsplätzen im Ostseeraum. Hier wurde reger Handel mit vielen Ländern aus der ganzen Welt betrieben. Zum Schutz vor Angriffen hatte man die Siedlung mit einem Ringwall befestigt. Westlich dieses Halbkreiswalls schließt sich das Danewerk an, welches zusammen mit der Wikingersiedlung seit 2018 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. 1066 ging die Siedlung bei Angriffen im Feuer unter.
Das Wikingerdorf lag am Haddebyer Noor, heute ein Binnensee, welcher im Norden mit der Schlei verbunden ist, im Süden schließt sich das Selker Noor an. Der Begriff Noor leitet sich vom dänischen Nor ab und weist darauf hin, dass dieses Gebiet bis 1864 zum dänischen Gesamtstaat gehörte. So zählen auch viele Dänen zu den Museumsbesuchern.

Archäologische Ausgrabungen
Es mag viele interessante Wikingermuseen geben. Aber warum mein Herz an Haithabu hängt? Ich bin in Schleswig geboren, meine Mutter ist hier aufgewachsen, ging nach der Schule am Selker Noor baden, mein Opa machte ausgedehnte Spaziergänge am Haddebyer Noor, dort, wo heute das Museum steht. Die Eröffnung im Jahre 1985 hat er leider nicht mehr erlebt. Er hätte bestimmt Freude daran gehabt.

Seit über 100 Jahren laufen in Haithabu intensive archäologische Grabungen. Damals als man die ersten Funde zutage brachte half meine Oma auch mit. Das kam so, weil eine Archäologin aus Göttingen, die Mitglied im Ausgrabungsteam war, bei meinen Großeltern in Busdorf zur Untermiete wohnte und Unterstützung bei den Arbeiten suchte. So hat meine Oma Scherben vorsortiert und Knochen gewaschen. Die Fundstücke wurden damals im Schloss Gottorf gelagert, da es das Wikinger Museum noch gar nicht gab. All das hat mir meine Mutter erzählt. Vielleicht ist es deshalb so besonders für mich, wenn ich durch das Museum schreite und mir die bedeutenden Funde ansehe. Da weht noch ein Hauch von Familiengeschichte mit.

Das Wikinger Museum Haithabu
Das Wikinger Museum Haithabu ist seit über 30 Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich und ist eines der bedeutendsten archäologischen Museen Deutschlands. Unweit der ehemaligen Wikingersiedlung zeigt die Ausstellung beeindruckende archäologische Funde, welche von der Blüte der damaligen Handelsstadt zeugen.
Das Museum ist zweigeteilt. Direkt am Parkplatz liegt das Ausstellungshaus mit den Fundstücken. Etwa 15 Gehminuten entfernt findet ihr sieben originalgetreu rekonstruierte Wikingerhäuser, genau an der Stelle der ehemaligen Wikingersiedlung.
In einem modernen Gebäude mit Museums-Shop und Café erhält der Besucher Einblick in das Leben der Wikinger. Durch Animationen, Erläuterungen, interaktive Karten und 3D-Bilder kann man in den Räumen so einiges über das Alltagsleben, die Handwerkskunst und die Handelsrouten der Wikinger erfahren.

So sahen die Wikinger aus? Auf lebensgroßen, animierten Bildern gewinnt der Besucher eine Vorstellung, wie die Wikinger sich früher kleideten.
Viele interessante Schmuckstücke, Glasperlen und Werkzeuge sind in den Vitrinen zu bestaunen. Sie wurden in Gräbern gefunden, welche mit kostbaren Gaben ausgestattet waren und auf reiche Bewohner schließen lassen.
Vor allem die alten Waffen und die Runensteine hatten es unseren Jungs angetan. Die Runenschrift wird auf den Boden ins Deutsche projektiert.
Das Prunkstück der Ausstellung ist ein Kriegsschiff, welches 1979 geborgen wurde. Ein Teil ist tatsächlich noch original, der Rest wurde nachgebaut.
Nach dem Rundgang wartete der Museumshop auf uns. „Mama, ich will ein Schweeeeeeeeeeert!”. Wir entschieden uns außerdem für ein Pixibuch* und ein Sticker-Buch, in welchem man die Wikinger immer wieder lösen und neu arrangieren konnte. Das fand unser Junior total cool!
Pixi Wissen 29: VE 5 Die Wikinger: Einfach gut erklärt! | Allgemeinwissen für Grundschulkinder. (29) (Taschenbuch)
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Unser Fazit: Ein wenig haben wir interaktive Elemente vermisst. Aber die Objekte allein haben unseren Jungs auch so gefallen. Vor allem die Runensteine werden sehr eindrucksvoll präsentiert. Mittlerweile bietet das Museum eine Fülle von Aktivitäten für Kinder an, zum Beispiel die Mäusejagd für die kleinen Besucher, ein Familien-Mitmach-Heft, Spielideen oder einen Kinder-Medienguide. Schaut doch mal auf der Webseite des Museums!
Wikingerhäuser
Das auf 26 Hektar originalgetreu rekonstruierte Wikingerdorf liegt einen kleinen Fußmarsch vom Museumsgebäude entfernt. Auf dem Weg dorthin kommt ihr an einem knorrigen, alten Baum vorbei, dessen Wurzeln an der Oberfläche liegen. Ein richtig toller Kletterbaum!
Mein Tipp: Der Zugang zu den Wikingerhäusern ist nicht barrierefrei. Kinderwagen würde ich daher eher nicht empfehlen. Wenn ihr auf den Ringwall hinauf wollt, wird’s schwierig. Besser Tragegurt oder zusammenklappbarer Bollerwagen/Buggy. Wenn es regnerisch ist, zieht euren Kids für den Weg zum Wikingerdorf unbedingt Gummistiefel an!
Den Ringwall, der das Wikingerdorf umschloss, kann man auch heute noch gut erkennen. Wie oft mag mein Opa hier wohl spazieren gegangen sein? Und nun steht unser Junior hier, blickt hinunter zu den Schafen und der uralten Eiche. Die stand schon immer hier, seit ich denken kann. Geht den Wall hinauf, denn von hier oben habt ihr einen herrlichen Blick über das Haddebyer Noor und die ehemalige Wikingersiedlung.
Genau an der Stelle, wo früher die Wikinger lebten, wurden sieben Häuser nach originalen Baubefunden wieder errichtet. Einst war das Wikingerdorf die größte menschliche Siedlung im Norden Europas und eine riesige Handelsmetropole. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen.

In dem Freilichtmuseum sind alle Häuser begehbar. Man erhält hier einen interessanten Einblick in die Lebensverhältnisse der Bewohner des Dorfes, wie sie wohnten, arbeiteten und kochten. An der Siedlung gibt es eine alte Anlegestelle, von wo aus die Wikinger in die Welt aufbrachen. In den 1970er Jahren wurden Reste der Hafenanlage mit dem Wikingerschiff, welches im Museum steht, ausgegraben.
Rund um die nachgebauten Häuser geben Schausteller und Tiere Einblick in das damalige Leben der Nordmänner. Handwerk und Lebensweise werden von den Darstellern authentisch nachgestellt, so dass der Besucher in die Welt der Wikinger eintauchen kann.
Die Gegend, in die das Museum eingebettet ist, ist wunderschön, idyllisch an der Schlei gelegen. Es lohnt daher, etwas mehr Zeit mitzubringen und im Anschluss an den Museumsbesuch noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Der Rundgang um das Haddebyer Noor ist etwa acht Kilometer lang.

Leider bleibt der größte Teil der Wikinger-Hinterlassenschaften unter der Erde, denn für weitere Ausgrabungen fehlt das Geld. Nur etwa fünf Prozent sind bisher geborgen worden.
Sommermarkt in Haithabu
Was für ein Zufall! Genau an dem Wochenende an dem wir Schleswig besuchten, fand das viertägige Wikingerfest in Haithabu statt. Toll, weil unsere Jungs durch die vielen Darsteller und Stände noch intensiver in die Welt der Nordmänner eintauchen konnten. Der Sommermarkt findet jährlich im Juli statt. Informiert euch gerne auf der Programmseite des Museums.
In der rekonstruierten Siedlung kämpften Wikinger in authentischer Kleidung, die Kinder durften drumherum sitzen, zusehen und sogar ein wenig mitmachen. Das fanden unsere Jungs mega cool! Natürlich wurde nur so getan, als würde man kämpfen. Aber die Kerle haben richtig schön laut gebrüllt, das wirkte sehr echt.
Zum großen Sommermarkt kommen jedes Jahr Händler und Handwerker nach Haithabu, um ihre Waren anzubieten und ihre Handwerkskunst vorzuführen. Der lebendige Markt mit den vielen bunten Kostümen gab eine Vorstellung, wie die Wikinger hier vor 1.000 Jahren wirkten.
Man konnte Kleidung und Schmuck aus der Wikingerzeit bestaunen, die Händler saßen alle in ihren Zelten und waren am werkeln. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Wir holten uns am Stand vom Restaurant Odin bei der netten Dame Met und Traubensaft.
Spannend für unsere Jungs waren die vielen Stände mit den Holzschwertern und Holzschildern. Hier konnten sich die beiden beim Speerwurf auch einmal selber ausprobieren.
Leider fing es bald an zu regnen und merklich kühl zu werden, so dass wir Richtung Wikingerhäuser flüchteten. Cool fanden die Jungs, dass man in die Hütten hineingehen und z. B. Hafer mahlen oder auf einem echten Wikingerthron sitzen konnte.
Erkundigt euch vielleicht vorher, ob in dem Dorf Schausteller sind. Denn sonst wirkt das Dorf tatsächlich etwas trist. Aber es gibt immer wieder Veranstaltungen und Vorführungen, welche die Geschichte der Wikinger lebendig werden lassen. Auf der Webseite könnt ihr im Programm schauen, was gerade angeboten wird. Spannende Sachen gibt es dort wie Bogenschießen, Schnitzwerkstatt, Workshops, Führungen uvm.
- Wikinger Museum Haithbau, Haddebyer Ch B76, 24866 Busdorf (nicht weit von der A7 entfernt)
- Täglich von 9 bis 17 Uhr, in den Wintermonaten bis 16 Uhr
- Tickets Erwachsene 9 EUR, Kinder ab 3 Jahren 3 EUR, Familienticket 19 EUR
- Ihr könnt euch den Medienguide schon vorab aufs Smartphone laden oder im Museum ausleihen.
- Im Museum und auch im Wikingerdorf sind Hunde nicht erlaubt!
Die Wikingerschänke in Busdorf
Wenn ihr nach eurem Besuch im Wikingermuseum noch Zeit und Hunger habt, kann ich euch die Wikingerschänke empfehlen, die unweit des Museums liegt. In Busdorf, genau in dem kleinen Ort, in dem meine Großeltern wohnten, meine Eltern heirateten und ich als Kind viele unbeschwerte Momente verlebte, gibt es heute ein Wikinger-Restaurant. Und so wollten wir den Tag stilecht mit einem richtigen Wikingermahl ausklingen lassen.
Die Wikingerschänke ist in einem rot/weißen Holzhaus untergebraucht, die Einrichtung wirkt eher modern als rustikal. Es gibt täglich Angebote unter einem anderen Motto, z.B. Thors Tafelrunde oder Freyas Landbrunch. Man kann auch Junggesellen-Abschiede oder Firmenfeste hier feiern.
Wir bekamen einen Tisch mitten im Raum zugewiesen, um uns herum saßen einige der Schausteller von Haithabu in ihren Kostümen. Während wir auf unsere Getränke warteten (stilecht in einem Trinkhorn serviert), klebten und lasen wir in den Wikinger-Heften aus dem Museum.
Essen konnte man an dem Tag in Buffet-Form, so viel man wollte (28 EUR pro Erwachsener). Toll fanden wir, dass der Preis für die Kinder nach deren Alter berechnet wurde. Das war mal fair! Ein Kleinkind isst eben noch nicht so viel wie ein Zehnjähriger. Das Buffet war sehr reichhaltig und für jeden Geschmack war etwas dabei. Es gab zwei Fleischsorten, Ofenkartoffeln, Brötchen, Gemüse, alles in rustikalem Steingut angerichtet. Mir schmeckten vor allem die vielen leckeren Salate und die verschiedenen Dressings.
Beim Restaurant direkt am Parkplatz gibt es auch einen großen Spielplatz, leider nicht in Sichtweite. Aber um vor oder nach dem Essen dort zu spielen ist er auf jeden Fall nett. Oder eure Kinder sind größer, dann können sie auch alleine dorthin gehen.

Das Essen in der Wikingerschänke war auf jeden Fall ein runder Abschluss unseres Wikinger-Abenteuers. Unseren Jungs hat es geschmeckt und der ganze Tag hat ihnen mega viel Spaß gemacht.
- Wikingerschänke Haithabu, Am Margarethenwall 2, 24866 Busdorf
- Montag und Dienstag geschlossen, Mi bis Sa 16 bis 22 Uhr, So 10 – 14 Uhr
- Es werden unterschiedliche Tagesbuffets angeboten.
Mein Lese- und Hör-Tipp
Für Kinder empfehle ich im Vorfeld oder auch nach dem Museumsbesuch, na klar: Wickie aus Flake. Die Abenteuer des kleinen Wikingers kannten unsere Jungs natürlich auch schon vorher. Aber durch den Besuch in Haithabu wurden sie nochmal authentischer und schöner nachzuerleben. Wickie und die starken Männer* ist unser Wickie-Lieblingsbuch.
Wickie und die starken Männer: Der originale Kinderbuch-Klassiker mit spannenden Wikingerabenteuern zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren (Gebundene Ausgabe)
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Für die Toniebox gibt es zwei Figuren als Wickie-Hörspiel: Tanz mit dem Wolf*und Königin der Winde*. Die Tonies werden ab fünf Jahren empfohlen. Ich finde aber, dass auch kleinere Kinder sie schon gut hören können. Dadurch, dass jede Handlungsperson von einer eigenen Stimme vorgetragen wird, können die Kleinen den Geschichten aufmerksam folgen.
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