Wenn wir längere Zeit nicht in Frankreich waren, fehlt was. Nicht nur die Sehnsucht nach Reisen, Meer und Müßigkeit. Frankreich ist für mich mehr als nur ein Urlaubsland. Frankreich ist wie eine gute alte Freundin, die mich seit Kindertagen begleitet.
Es gibt so viele schöne und spannende Länder auf der Erde. Und so viele gilt es noch zu entdecken. Und doch ruft Frankreich bei mir ganz besondere Gefühle hervor, weckt Sehnsüchte, die ich an anderen Orten nicht erlebe. Ein Versuch, meine Liebe zu dem schönsten Land der Welt zu ergründen.
Eine Kindheit in Paris
Meine Liebe zu Frankreich begann früh in meinem Leben. Ich habe meine Kindheit in Paris, genauer in Marnes-la-Coquette verbracht. Schon als kleines Mädchen wurde ich mit dem Savoir-vivre groß. Nur allzu gut erinnere ich mich, wie Papa freitags mit zwei bis drei frischen Baguettes nach Hause kam und die große Käseplatte auf dem Tisch stand. Und an Restaurantbesuche, die nicht enden wollten. Stunden verbrachten wir dort, manchmal als Familie, manchmal mit Freunden. Auf den Champs-y-Élysées gab es so ein Restaurant, da haben wir mit Freunden manchmal den ganzen Sonntag verbracht. Und wir Kinder haben zusammen gespielt, sind unter den Tischen herum gekrabbelt und den Kellnern vor die Füße gelaufen. Essen spielt in Frankreich eine große Rolle. Und damit bin ich groß geworden.
« Les vacances en France » – die Ferien haben wir immer in Frankreich verbracht. Wie so viele Franzosen auch. Mal am Atlantik, mal in der Dordogne, mal für ein Wochenende an der Loire. Über die Deutsche Schule Paris in Saint-Cloud hatten meine Eltern einen großen deutsch-französischen Freundeskreis. Manchmal haben wir mit den vielen Familien gemeinsam ein riesiges Picknick gemacht. Da wurden dann so viele Campingtische aneinandergereiht, dass wir Kinder drumherum laufen und Fangen spielen konnten. Wenn die Eltern gefeiert haben, waren wir Kinder auch alle mit dabei und haben gespielt. Bis wir müde wurden. Tolle Zeiten waren das. Auch für les enfants. Babysitter? Kinder wegorganisieren? Das gab es damals nicht. Wir waren immer dabei.
Wenn du das Glück hattest, als junger Mensch in Paris zu leben, dann trägst du die Stadt für den Rest deines Lebens in dir, wohin du auch gehen magst.
(Ernest Hemingway)
Ich habe an diese Kindheit in Paris durchweg positive, ja mitunter verklärte Erinnerungen. Auch meine Eltern sprechen heute noch von der schönsten Zeit ihres Lebens. Vielleicht weil es für uns damals etwas so Besonderes war, in dieser Stadt zu leben. Aber nicht nur.
Französisch – die schönste Sprache der Welt
Französisch haben wir deutschen Kinder damals noch nicht fließend gesprochen. Ab und zu ein paar Brocken, die man aufgeschnappt hatte. Meine Freundin aus Pariser Zeiten hat mir einmal erzählt, dass wir Kinder in den Laden in Marnes-la-Coquette gingen und uns gerne aus den verschiedenen Dosen Süßigkeiten zusammenstellen ließen. Aber keiner von uns traute sich so richtig. Also bin ich wohl vorgeprescht, zeigte auf die verschiedenen Dosen und meinte: « Comme ci, comme ça ». Das war natürlich nicht ganz richtig, klar. Aber der Verkäufer wusste was ich meinte. Und vielleicht gab mir der Erfolg dieses forschen Auftritts früh das nötige Selbstbewusstsein, mit den Franzosen ins Gespräch zu kommen.
Ich liebe Französisch! Den Klang dieser wundervollen Sprache, Wörter, Wort-Kreationen, französische Chansons. Ich habe immer gesagt, wenn ich studiere, dann Französisch. In anderen Studienfächern habe ich mich nicht gesehen. Das hatte nicht nur damit zu tun, Französisch sprechen oder beherrschen zu wollen. Mich interessiert einfach alles, was mit Frankreich zu tun hat: die Landeskunde, die Geschichte und vor allem die großartige französische Literatur. Meine Examensarbeit habe ich über Émile Zola geschrieben. Und das sogar ziemlich gut. Kennen jetzt vielleicht einige von euch gar nicht. « Tant pis » – ich würde immer wieder Romanistik studieren.
Auch heute noch liebe ich es, Franzosen beim Plaudern zuzuhören. Wenn wir nach Frankreich fahren, den ersten Tank- oder Kaffee-Stopp machen und ich den Franzosen beim bavarder lausche, fühle ich mich zu Hause. Das kann an einer noch so schmuddeligen Tanke sein. Aber die ersten französischen Worte aufzuschnappen ist für mich jedes Mal Balsam für die Seele.
Studieren in Paris
Als es im Studium darum ging, bei Erasmus eine Wunschstadt für das Auslandssemester anzugeben, brauchte ich keine Sekunde lang überlegen. Viele Kommilitoninnen entschieden sich damals für Montpellier, weil sie gerne in den Süden und ans Meer wollten. Aber für mich stand fest: Paris, naturellement Paris. Ich wollte in dieser Stadt studieren. Wollte morgens mit der Unitasche unterm Arm in der Metro zur Uni fahren, wollte aufs Geld gucken müssen und in meiner einfachen Studentenbude Nudeln mit Tomatensauce essen, wollte in Secondhand-Läden stöbern, wollte auf Uni-Feten gehen und Studentenrabatte genießen, wollte durch die vielen Museen stundenlang ohne Zeitdruck schlendern, wollte ausgedehnte Sonntagsspaziergänge in den Pariser Parks machen. Ich wollte Paris einmal nicht als Touristin, sondern im Alltag erleben.
La France, je t’aime
Unabhängig davon, dass sich Paris und Frankreich vielleicht wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen, liebe ich la belle France auch …
- weil es für uns so herrlich nah ist und man, wenn einen die Sehnsucht packt, einfach mal über ein Wochenende dorthin fahren kann
- weil Frankreich mit den verschiedenen Meeresküsten und abwechslungsreichen Regionen so unglaublich vielfältig ist
- weil wir immer wieder neue Ecken entdecken, die uns faszinieren
- weil man Frankreich so einfach und toll mit Kindern erobern kann
- weil Paris die schönste Stadt der Welt ist und für mich sämtliche Klischees erfüllt
- weil die Franzosen ihre Sprache und ihre Kultur so lieben und in Ehren halten
- weil Frankreich jedes Mal ein Erleben für ALLE Sinne ist
- weil in Frankreich alles irgendwie ein wenig feiner ist: die Umgangsformen, die Weine, das Essen
- weil man in Frankreich eine simple kleine Tartelette in einer so noblen Pappschachtel bekommt, als wäre man Marie-Antoinette höchst persönlich
- weil Frankreich DAS Käse-Land ist. Und wir lieben Käse! Jede Region hat ihre eigenen Sorten und jedes Mal ist es ein kreischendes Vergnügen, aus dieser endlosen Käse-Auswahl ein paar Lieblinge für den Urlaubsabend auszusuchen
- weil man nirgendwo sonst so toll Lebensmittel einkaufen kann
- weil die Franzosen Filme machen, die den Zuschauer bis ins Mark berühren
- weil französische Chansons manchmal so voller Nostalgie sind, dass sie mir Tränen in die Augen treiben
- weil ich beim Überfahren der Grenze jedes Mal ein Kribbeln im Bauch verspüre
- weil wir uns in Frankreich so wahnsinnig wohl fühlen und gar nicht mehr nach Hause wollen
- weil wir uns jedes Mal wenn wir dort sind, wieder ein wenig mehr in dieses Land verlieben.
Bonne lecture – mein Lesetipp
Meine Lese-Empfehlung 111 Gründe, Frankreich zu lieben* passt sicherlich ganz schön zu diesem Beitrag. Und ist in Episoden geschrieben (Attention liebe Mamis, die kann man ganz wunderbar mit den Kindern nebenher lesen).
Aufmerksam bin ich auf eine der beiden Autorinnen des Buches geworden. Evi Seibert, aktuell SWR-Studioleiterin im ARD-Hauptstadtstudio, hat nämlich zur gleichen Zeit in Paris gelebt, wie wir. Ob sie sich noch an mich erinnern kann? Je ne sais pas. Aber vielleicht an meine Eltern. Jedenfalls fand ich es total spannend zu lesen, was Evi Seibert und auch ihre Kollegin über Frankreich schreiben. Und tatsächlich habe ich an so vielen Stellen gedacht: ja genau, so ist es. C’est ça. Man erfährt so viele interessante Anekdoten, Geschichten und Legenden. Ob Frankreich-Neuentdecker oder Frankreich-Liebhaber – dieses Buch ist auf jeden Fall eine Bereicherung. Und macht (wieder mal) so Lust auf Frankreich!
111 Gründe, Frankreich zu lieben: Eine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt. Erweiterte Neuausgabe (Broschiert)
von Kahls, Daniela (Autor), Seibert, Evi (Autor)
Preis: 14,99 €
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