Die Kulturregion Rheingau im südwestlichen Hessen bietet neben urigen Fachwerkdörfern, Burgen oder ausgezeichneten Rieslingen auch schöne Wandertouren für die Familie und Spielplätze an den Weinausschänken. Ideal für ein Wochenende mit Kindern!
Was für ein fantastisches Feiertagswochenende! Nach einer Tour durch Mainz mit der spannenden Kinderführung im Gutenberg-Museum und einem Besuch bei meiner Studienfreundin im familienfreundlichen Nieder-Olm bildete der wunderbare Weinort Eltville bei sonnigem Wetter den krönenden Abschluss.
So haben wir uns in ein paar Tagen gleich mehrere schon seit Langem gehegte Ausflugswünsche erfüllt. Mr. Swan sammelte uns am Samstag bei meiner Freundin in Nieder-Olm ein und wir fuhren auf die andere Rheinseite in den Rheingau. Übernachtet haben wir in Martinsthal. Von da aus ist man schnell in den umliegenden Weinorten. Ihr könnt den Rheingau aber auch prima als Tagesausflug von Mainz (20 Kilometer) oder Wiesbaden (15 Kilometer) aus besuchen.
Gut zu wissen
Die Weinregion Rheingau erstreckt sich über 3.000 Hektar von Lorch bis Walluf südwestlich des Rhein-Main-Gebiets. Rheingauer Rieslinge stehen symbolisch für die hervorragende Qualität deutscher Weißweine. Bereits ab dem 11. Jahrhundert haben vornehmlich Klöster und Schlösser den Weinbau auf der rechten Rheinseite betrieben, wie zum Beispiel das Kloster Eberbach oder das Schloss Johannisberg. Heute noch zeugen imposante Adelshöfe in den Weinorten von der reichen Geschichte. Die Region lädt zu Schlemmer-, Wander- und Besichtigungstouren ein.
Wie kommt man hin?
Mit dem Auto fährt man aus Richtung Frankfurt a.M. auf der A66, dann weiter auf der B42 Richtung Rheingau. Von NRW aus immer die A3 entlang, am Wiesbadener Kreuz auf die A66 wechseln. Die Strecke Bonn nach Eltville beträgt etwa 170 Kilometer.
Mit dem Zug könnt ihr von Köln oder Bonn mit dem IC/EC ohne umzusteigen nach Mainz fahren (Bonn bis Mainz 1.25 Stunden). Oder ihr nehmt den ICE nach Frankfurt und steigt dort um.
Mit der RheingauLinie (RB 10), welche sich von Neuwied am Rhein bis nach Frankfurt a.M. erstreckt, könnt ihr entweder bis in den Rheingau durchfahren oder von Mainz/Wiesbaden/Frankfurt a.M. in die einzelnen Weinorte gelangen.
Martinsthal
Martinsthal wurde erst in den 1970er Jahren in den Weinort Eltville eingegliedert und ist unter den fünf Ortsbezirken mit etwa 1.300 Einwohnern der kleinste Stadtteil. Das Weindorf liegt drei Kilometer nördlich von Eltville mitten in den Weinbergen. Sehenswert in dem Ort sind das Hotel zur Krone mit schönem Fachwerk und der Winzerbrunnen mit dem Stehkragenwinzer.
Unsere Unterkunft kann ich euch leider nicht empfehlen. Es war ziemlich schwierig, für nur eine Nacht etwas Passendes zu finden. Bei fast allen Hotels und Pensionen waren zwei Übernachtungen Minimum. Daher entschied ich mich für eine Pension, die zugegeben ziemlich rumpelig und eher einfach war. Hier findet ihr sicherlich eine schöne Unterkunft in allen Preiskategorien.
Wandern auf dem Gutenbergweg
Von Martinsthal kann man einen Teil des Gutenbergwegs wandern, ein Lehr- und Erlebnispfad für Familien. Die gesamte Strecke von 24 Kilometern führt einmal als Rundweg um die Weinorte und am Rhein entlang.
Die Schilder des Wanderweges sind überall gut sichtbar angebracht, so dass ihr keine Karte benötigt. Einfach immer der Nase nach zum Rhein hinunter laufen. Unterwegs könnt ihr mittels Schautafeln einiges über Gutenberg und die Weinorte erfahren. Der Gutenbergweg von Martinsthal bis Eltville ist etwa drei Kilometer lang und mit Kindern gut machbar.
Wein- und Schlemmerstand mit Spielplatz
Der Martinsthaler Wein- und Schlemmerstand liegt mitten in dem Ort. Direkt an den Tischen und Bänken ist ein großer Spielplatz, wo die Kinder auch Fußball oder Tischtennis spielen können. Unsere Jungs fanden allerdings den Bach viel spannender. Also, denkt bei gutem Wetter an Wechselsachen, falls die Kinder ein bisschen planschen möchten.
An dem Weinausschank herrscht eine sehr heitere, eher unkomplizierte Atmosphäre. Toll fanden wir, dass die Weingüter, die den Ausschank betreiben, wöchentlich wechseln und ihr Weinsortiment sowie kulinarische Kleinigkeiten anbieten. Als wir dort waren, schenkte das Weingut Hirt Gebhardt aus. Wir waren total begeistert von den Weinen (Martinsthaler Wildsau) und nahmen uns auf dem Heimweg ein Kistchen mit. Das war dann auch der größte Vorteil unserer Rumpel-Unterkunft – vom Weinstand hatten wir es nicht weit und konnten zu Fuß zur Pension gehen.
- Wein- und Schlemmerstand Martinsthal, Im Wiesental, 65344 Eltvile am Rhein
- Von April bis September bieten verschiedene Winzer Weine und Speisen aus dem Rheingau an.
- Weingut Hirt-Gebhardt, Weinhohle 16, 65343 Eltville am Rhein. Täglich 10.00 bis 12.00 Uhr, 14.00 Uhr 18.00 Uhr, samstags 10.00 bis 14.00 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen. Wir empfehlen die Martinsthaler Wildsau – tolles Preis-/Leistungsverhältnis!
Eltville
Eltville ist ausgesprochen pittoresk und absolut sehenswert. Sie ist die älteste Stadt im Rheingau mit Stadtrechten seit 1332. Herrschaftliche Häuser und Höfe prägen die restaurierte Altstadt. Eltville wird auch die Stadt des Weines, des Sektes und der Rosen genannt. Durch die sonnenverwöhnte Lage bringt der Ort Spitzenweine und -sekte hervor. Der Name wird übrigens nicht Französisch ausgesprochen, sondern bedeutet Alta Villa (Hohe Stadt).
Parken könnt ihr am Schwimmbad oder an der Rheinallee. Schöner ist es natürlich zu wandern, dann könnt ihr auch den einen oder anderen Wein trinken.
Burg und Spaziergang
Mit Kindern lässt es sich hier herrlich flanieren, denn der Ort ist überschaubar groß. Ob an der Rheinpromenade, durch den Rosengarten der Burg oder die schönen Gassen mit den Fachwerkhäusern.
Der weiße Turm der Kurfürstlichen Burg war im 14. und 15. Jahrhundert Sommerresidenz der Mainzer Erzbischöfe. Übrigens verbrachte Johannes Gutenberg in Eltville verarmt seinen Lebensabend. Immerhin bekam er vom Mainzer Erzbischof jährlich 2.000 Liter Wein.
Die Eintrittskarten für das Burgmuseum erhaltet ihr in der Tourist-Information, die sich im Erdgeschoss des Turms befindet. Ganz neu und richtig cool für Kids ist die Burgrallye „Emil, der kleine Eltviller Burggeist”. Die Kleinen können mit einem Tablet durch die Ausstellung gehen, auf welchem der kleine Geist Emil sie mit Infos und Fragen begleitet. Das Tablet gibt es bei der Tourist-Information kostenfrei für den Rundgang zu leihen.
Hinweis: Der letzte Einlass im Burgturm ist um 16.30 Uhr! Wir waren mit Wandern, Einkehren und Essen leider zu spät an der Burg, so dass sich ein Besuch für uns nicht mehr gelohnt hätte. Wenn ihr also die Burg besichtigen und die Burgrallye mit euren Kindern machen möchtet, plant die Öffnungszeiten ein und seid rechtzeitig da.
- Kurfürstliche Burg Eltville, Burgstraße 1, 65343 Eltville am Rhein
- April bis Oktober täglich 10.30 bis 17.00 Uhr (letzter Einlass 16.30 Uhr), November bis März täglich 11.00 bis 15.30 Uhr (letzter Einlass 15.00 Uhr).
- Tickets Erwachsene 3.50 EUR, Kinder bis 11 Jahre sind frei!
- Neben der Burgrallye für Kinder von 5 bis 11 Jahren gibt es einen Rundgang durch die Burg, den ihr euch als pdf downloaden und/oder ausdrucken könnt.
Weinstube Gelbes Haus mit Spielplatz
Gleich zu Beginn entdeckten wir in Eltville die idyllische Weinstube Gelbes Haus direkt am Rhein mit Ausblick auf die Weinberge und einem schönen Spielplatz. Hier gab’s für uns zu einem süffigen Grauburgunder auch wieder den leckeren Spundekäs mit Laugenbrezel. Also, das war mal ein schöner Start in unser Rheingau-Wochenende.
- Weinstube Gelbes Haus, Burgstraße 3, 65343 Eltville am Rhein
- täglich 17.00 bis 22.00 Uhr, samstags und sonntags 11.30 bis 22.00 Uhr
Eigentlich wollten wir noch zum Weinhof Martin in Erbach, den der schöne Blog Rheingauprinzessin empfiehlt. Aber es wurde uns dann ein wenig zu spät und wir wollten lieber den Abend in Martinsthal ausklingen lassen. Ihr seht, wie viele nette Weinstände es hier gibt, bei denen die Kinder spielen und toben können.
Zurück sind wir mit dem Bus gefahren. Die Orte sind hier allesamt gut miteinander vernetzt. Wenn euch oder euren Kindern also beim Wandern die Puste ausgeht, könnt ihr jederzeit mit dem Bus weiterfahren.
- Busverbindungen findet ihr hier. Von Martinsthal nach Eltville Bahnhof fährt die Linie 265 oder 173.
Kiedrich – Basilika und Riesling
Am Sonntag wollten wir eigentlich das Kloster Eberbach besuchen, die Wiege der Weinkultur, welches als Drehort für die Verfilmung des Umberto Eco Romans Der Name der Rose diente, ein eigenes Weingut hat und zu der Zeit eine ziemlich geniale Familienausstellung anbot. Aber – RTL hatte sich über das Wochenende hier eingenistet und für eine seiner Shows das komplette Kloster gemietet. Na toll. Wir erfuhren von einigen Eltvillern, dass das hier auch nicht von allen gerne gesehen wird. Klar, bringt Geld. Aber die Touristen, welche sich das Kloster und nicht die RTL-Show ansehen möchten, haben dann Pech gehabt. Wir fanden das auch richtig doof, denn mal ehrlich: Fahren wir in der nächsten Zeit jetzt nochmal in den Rheingau, nur um uns das Kloster Eberbach anzusehen? Eher nicht.
So schauten wir uns stattdessen mal in Kiedrich um, wo gerade Rieslingsfest war. Einen kleinen Abstecher unternahmen wir zum renommierten Robert Weil, der zu den weltbesten Weißweinerzeugern der Welt zählt. Ganz schön schick, wurde doch der Gutshof, in dem das Weingut residiert, 1879 von einem englischen Baron erbaut. Schon Kaiser Wilhelm II. bestellte hier seine Leibweine.
- Weingut Robert Weil, Mühlberg 5, 65399 Kiedrich
- Wochentags 8.00 bis 17.30 Uhr, samstags 10.00 bis 17.00 Uhr, sonntags 11.00 bis 17.00 Uhr.
Das 1000jährige gotische Weindorf Kiedrich liegt zwei Kilometer oberhalb von Eltville und wird von der Burgruine Scharfenstein inmitten von Weinbergen überragt. Der Ort wird auch „Schatzkästchen der Gotik“ genannt, denn Kiedrich blieb im Laufe der Jahrhunderte unversehrt.
In die Basilika gerieten wir eher zufällig, weil unsere Jungs sich an dem Springbrunnen vergnügten und wir ein wenig ziellos umherschlenderten. Vielleicht muss man hier tatsächlich dem Umstand danken, dass das Kloster Eberbach für die Öffentlichkeit geschlossen war. Denn wohlmöglich hätten wir die Basilika dann nicht gesehen. Sowas Schönes! Dieses kleine Juwel, welches noch weitestgehend im Original erhalten ist, solltet ihr euch nicht entgehen lassen.
Die im Jahre 1380 erbaute Basilika minor hat ein wunderschönes Westportal und vor allem ein komplett erhaltenes gotisches Inventar. Sobald man hinein geht ist man einfach nur überwältigt – wow! Die Kirche besitzt eine der ältesten bespielbaren Orgeln Deutschlands (um 1500 gebaut) und war über Jahrhunderte Wallfahrtsstätte. In der Kirche erwartete uns eine nette Dame, die Interessantes über die Kirchengeschichte erzählte. Auch unsere Jungs waren ganz ehrfürchtig.
Sehenswert sind außerdem im Innenhof die 1877 errichteten Kreuzwegstationen auf großen Reliefplatten. Auf der Kreuzwegstation 5 ist Bismarck zu erkennen, als Anspielung auf den Kulturkampf zwischen dem Reichskanzler und der katholischen Kirche.
- St. Valentinus und Dionysius, Suttonstraße 1, 65399 Kiedrich
- April bis Oktober außerhalb der Gottesdienstzeiten täglich 10.30 bis 12.30 Uhr, freitags, samstags und sonntags zusätzlich 14.30 bis 16.30 Uhr.
- November bis März nur während der Gottesdienste geöffnet.
- Einen Flyer zu Kiedrich und der Basilika als pdf zum Download findet ihr hier.
Landcafé Wacholderhof
Das Landcafé Wacholderhof ist eine Empfehlung des Blogs Rheingauprinzessin, zwischen Kiedrich und Kloster Eberbach gelegen. Es war sehr sonniges Wetter und dementsprechend war der idyllisch gelegene Hof gut besucht. Hier kann man auf einer großen Wiese inmitten von Bäumen und vielen Blumen eine grüne Auszeit nehmen.
Es gibt Kaffee und selbst gebackenen Kuchen, aber auch deftige Mittagsgerichte. Die saisonale Waffel, die auf der Tafel angepriesen wurde, war eine Wucht! Sowas von lecker! Für die Jungs gab’s hausgemachte Limonade und eine Streichelrunde mit den Eseln.
Nett ist der kleine Hofladen. Hier könnt ihr viele schöne Bio-Lebensmittel aus Eigenproduktion kaufen. Ich nahm uns ein paar Bioeier und Nudeln, Eingemachtes und Marmelade mit.
- Landcafé Wacholderhof, Eberbacherstraße, 65346 Eltville am Rhein
- Geöffnet samstags 12.00 bis 20.00 Uhr, sonn- und feiertags 12.00 bis 18.00 Uhr.
- Das Café hat Winterpause von Weihnachten bis März, der Hofladen bleibt rund um die Uhr weiter geöffnet.
- Parkplätze stehen direkt am Hof auf einer großen Wiese zur Verfügung.
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