Unser Nachbarland Belgien wird meistens wegen seiner imposanten flämischen Städte besucht. Aber wart ihr auch mal an der belgischen Nordseeküste? Und in dem wunderschönen Ort De Haan? Dann allez-y – fahrt mit euren Kindern mal hin!
Belgien ist so viel mehr als Pommes, Pralinen und Bier. Und vor allem für uns NRWler so schön nah. Es wurde Zeit, dass wir einmal mit unseren Jungs an die belgische Küste fahren.
Huh, die belgischen Küstenorte, werden jetzt einige von euch denken. Wer schon einmal in Blankenberge oder in Ostende war, weiß, was ich meine. Da türmen sich vor einem wahre Betonburgen am Strand auf. Wenn man in Blankenberge auf der Promenade spazieren geht, kann es einem passieren, dass die riesigen Appartementblocks tatsächlich die Sonne verdecken. Zumindest uns ist es so ergangen. Und Ostende ist nun wahrlich auch keine Perle an der Nordsee.
Die Belgier haben ihre schönen Küstenorte in den 1960er Jahren leider in Teilen ziemlich zubetoniert. Aber als die Wohnungen nach dem Krieg gebaut wurden, träumten viele Belgier von einer Zweitwohnung am Meer. Also mussten genügend her. Und irgendwie gehen die Belgier mit ihren hohen Plattenbauten ganz schön cool um. Ich mag Belgien.
Eine Ausnahme unter den belgischen Küstenorten bildet De Haan. Der Ort zwischen Ostende und Blankenberge ist ausgesprochen pittoresk und mitnichten zu vergleichen mit seinen Nachbarn. Von NRW sind wir außerdem sehr schnell in De Haan und es gibt direkt am Strand ein riesiges Piratenschiff für Kinder zum Spielen. So entschieden wir uns im September – noch unabhängig von den Schulferien – ganz spontan, mit unseren beiden Jungs eine Woche an die belgische Nordseeküste zu fahren. Schnell erreichbar, schöne Strände und ein wenig Frankreich-Flair ist in Belgien ja auch immer dabei. N’est-ce-pas?
Wie kommt man hin?
Mit dem Auto fahrt ihr von Köln oder Bonn aus nach De Haan in drei bis vier Stunden. Per Bahn geht es mit dem Eurostar oder ICE nach Brüssel, dort steigt ihr um und fahrt mit Bus oder Bahn in die Küstenorte weiter, z. B. nach Ostende oder Blankenberge. Zugverbindungen könnt ihr hier finden.
Wenn ihr eine längere Reise ins benachbarte Belgien plant und eure Kids etwas größer sind, empfehle ich das Reisetagebuch für Kinder Belgien*. Hier können die Kleinen malen, kleben, rätseln oder Interessantes zu dem Urlaubsort eintragen. Prima zur Reisevorbereitung oder zum Zeitvertreib für die Fahrt.
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Huisjes aan Zee
Unser Ferienhaus Huisjes aan Zee* fanden wir in Vosseslag, etwa drei Kilometer vom Zentrum De Haan entfernt. Wir waren begeistert! Nicht nur das Haus ist familienfreundlich ausgestattet. Es gibt einen Bollerwagen und Fahrräder inklusive, sämtliches Baby-Equipment, im eingezäunten Garten einen Fuhrpark und einen kleinen Spielplatz. Da sind unsere Jungs morgens nach dem Aufstehen immer gleich raus gedüst und haben gespielt. Außerdem kann man das Haus auch tageweise mieten und nicht nur wöchentlich. Eine Flasche Wein stand zur Begrüßung auch in der Küche bereit und der Eigentümer war super freundlich.
- Huisjes aan Zee, Vosseslag 82, 8420 De Haan (es gibt 4 Häuser)
Vosseslag
Am Strand von Vosseslag gibt es einen schönen Strandpavillon und einen Mini-Spielplatz. Im Gegensatz zu De Haan war es hier fast menschenleer. Die Jungs stürmten wie zwei kleine Hunde los, die man von der Leine lässt und tobten ausgelassen im Sand, während wir unser erstes Leffe-Bier genossen. Für September war es noch relativ mild. Als die Sonne später verschwand und der Abend sich ankündigte, herrschte mit den dunklen Wolken am Himmel eine richtige Endzeitstimmung. Was hatten unsere beiden Jungs einen Spaß! Planschten, sprangen, tobten, ließen sich in den weichen Sand fallen.
„’t Frietvosje” ist eine größere Imbissbude in Vosseslag mit einem sensationellen Spielparadies drinnen und draußen. Was für ein Spielzeug! Da sind ja die Spielflächen für die Kids größer als die Gastronomiefläche. Der Spielplatz draußen hatte Kletterturm und Rutsche. Unsere Jungs entschieden sich aber für drinnen. Ok, man kriegt jetzt hier kein Essen auf Sterneniveau, eher Fritten, Frikandel und Co. Aber der Imbiss lag gleich neben unserem Ferienhaus. Das fanden wir natürlich praktisch.
- ‘t Frietvosje, Vosseslag 134, 8420 De Haan
- täglich von 11 bis 23 Uhr, montags geschlossen
Von Vosseslag nach de Haan könnt ihr mit der Kusttram fahren. Dann braucht ihr auch keinen Parkplatz suchen und seid mitten drin in dem kleinen Ort. Verbindungen gibt es hier.
De Haan – Perle an der belgischen Nordseeküste
De Haan (frz.: Le Coq) ist das schönste Seebad an Belgiens Küste. Der Ort mit 12.700 Einwohnern unterscheidet sich in seiner Bauweise von allen anderen belgischen Küstenorten. Die meisten Häuser sind im Cottage-Stil oder Jugendstil gebaut.
Albert Einstein lebte hier 1933 in der Villa Savoyarde, als er vor den Nazis ins Exil floh. In dem Parc La Patinière Richtung Strandpromenade legten wir eine kleine Spielplatzrunde ein – mit Blick auf die schönen Häuser von De Haan. Direkt gegenüber an der Leopoldlaan könnt ihr bei Fietsen André Fahrräder, Go-Karts und alle möglichen quietschend bunten Kinderfahrzeuge mieten.
Bewaffnet mit Bollerwagen und Sandspielzeug gingen wir zum Strand, wo ein großes Piratenschiff auf unsere Jungs wartete. Der Spielplatz direkt an der Promenade ist wirklich schön! Unsere Jungs spielten Pirat, suchten kleine Muscheln und Tiere im Sand oder machten Blödsinn. Papa konnte dabei viele schöne Schnappschüsse machen.
Bezaubernde Blumenstadt Gent
Am Freitag wurde es so stürmisch, dass wir spontan nach Gent fuhren. Den Bericht zu unserem Besuch der beeindruckenden flämischen Stadt findet ihr hier. Trotz des Sturmwetters wollten die Jungs nach unserem Ausflug unbedingt noch einmal an den Strand. Der Wind war allerdings so heftig, dass wir regelrecht weggepustet wurden und der Sand uns ins Gesicht peitschte. Unser Großer kämpfte mit aller Macht gegen den Sturm an, musste aber am Ende unter Tränen aufgeben.
Mit der Kusttram entlang Belgiens Küste
Mr. Swan hatte die coole Idee, mit der Kusttram nach Ostende zu fahren. Denn Zug und Straßenbahn fahren, das machen unsere beiden Jungs total gerne. Die Kusttram ist eine durchgängig zweigleisige Straßenbahn, die auf einer Länge von 67 Kilometern alle belgischen Küstenorte miteinander verbindet. Und damit ist sie die längste Straßenbahnlinie der Welt! 1886 eröffnet, fährt die Kusttram 68 Haltestellen zwischen Knokke-Heist und de Panne an, der größte Teil der Strecke führt direkt an der Nordseeküste vorbei. Man kann herrlich spazieren fahren und dabei „hop-on, hop-off” die Küste Flanderns kennenlernen. Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos, ein Tagesticket für Erwachsene kostet 7,50 EUR, Kinder zahlen 4 EUR. Mit dem Ticket könnt ihr dann einen ganzen Tag lang mit der Kusttram nach Lust und Laune fahren (Tickets gibt es hier).
Ostende
Der Ort Ostende hat 71.000 Einwohner und liegt am östlichen Ende der ehemaligen Insel Testerep. Daher leitet sich auch sein Name ab. Einige von euch werden Ostende vielleicht kennen, wenn ihr früher mal mit dem Schiff nach England gefahren seid. Wir setzten auch damals während unserer England-Klassenfahrt von Ostende nach Dover über. Mit einem unfassbar starken Seegang. Aber nachdem der Eurotunnel eröffnet wurde, verlor der Hafen in Ostende an Bedeutung.
Das Wetter zeigte sich an dem Tag nicht von seiner besten Seite. Und Ostende wurde durch das Grau des Himmels auch nicht unbedingt charmanter. Aber unsere Jungs konnten am Strand buddeln und wir dank der belgischen Spielparadiese in einem kleinen Restaurant an der Strandpromenade in Ruhe essen.
Also, da sind wir ja jedes Mal in Belgien oder auch in Holland sprachlos. Wieviel Platz hier den Kindern eingeräumt wird! Im doppelten Sinne. Das Restaurant hatten wir durch Zufall entdeckt. Le Touquet hat im hinteren Bereich nämlich einen großen Kletterkäfig. Kaum drinnen, zogen unsere Jungs auch schon ihre Schuhe aus und verschwanden im Kinder-Knäuel. Es gibt eine Kinderkarte, Fischgerichte und ein bisschen Zweisamkeit für die Eltern. Wenn auch in etwas trubeliger Atmosphäre. Egal. (Restaurant Le Touquet, Albert I-promenade 51, 8400 Oostende, 11-22 Uhr, Dienstag geschlossen).
Trotz des durchwachsenen Wetters gingen wir nach dem Essen auf dem Pier bis zur großen Muschel spazieren. Er gleicht eher einer langen Straße. Schöner ist der alte Holzpier, der aber nicht mehr zugänglich ist. Eisig kalt war es. Und windig.
Vor der Heimfahrt fuhren wir noch einmal zu dem tollen Piratenschiff am Strand von De Haan. Dieses Mal in Matschhose. Es war doch deutlich abgekühlt. Aber ob bei Sonne oder Wind – unsere Jungs hatten hier sehr viel Spaß. Und wir auch. Schöne Tage haben wir in Belgien verbracht.
« Au revoir, Belgique! »
Bonne lecture – mein Lesetipp
Der umfangreiche DuMont-Reiseführer Belgien* zu Belgien ist gerade (Juni 2023) in zweiter Auflage erschienen. Er lohnt sich, denn unser Nachbarland bereist man immer wieder mal zu einem Spontantrip, Wochenendausflug oder wie wir auch für längere Zeit.
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von Tiburzy, Reinhard (Autor)
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À écouter – meine Musikempfehlung
2010 kam das Stück Alors on danse von Stromae auf den Markt und lief überall rauf und runter. Das Stück ist eine Mischung aus House und Hip-Hop, sogenannter Hip-House. Der Song machte den belgischen Musiker und Produzenten Stromae berühmt. Nummer 1 in den Charts im französischsprachigen Belgien und kurze Zeit später auch in Deutschland. Damit war der Titel der erste französischsprachige Platz 1 nach France Gall im Jahre 1988. Zugegeben – dieses trötige Saxophon nervt ein wenig mit der Zeit. Aber das Stück hat einen coolen Beat und passt zeitlich und regional ganz schön zu diesem Beitrag. Die CD Cheese* kam also mit ins Gepäck.
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