An der Côte d’Émeraude im Norden der Bretagne trifft man auf türkisfarbenes Meer, weitläufige Strände und spannende Festungsstädte. Perfekt für einen Familienurlaub im Sommer! Unsere erste Bretagne-Tour führte uns in die Nähe von Saint-Malo.
Was haben Frankreichs Küsten klangvolle Namen? Côte d’Opale, Côte Fleurie, Côte d’Émeraude, Côte de Granit Rose. Unsere Küsten heißen Nordsee und Ostsee. Ok, Deutschlands Küsten sind ja auch sehr schön. Trotzdem bin ich immer wieder überwältigt, wie das Französische es schafft, den Dingen so eine besondere Finesse zu verleihen.
Vor der Geburt unseres ersten Sohnes hatte ich von so vielen Familien gehört, die mit ihren Kindern regelmäßig in die Bretagne fuhren. Weil sie zahlreiche kinderfreundliche Strände hat, weil sie so familienfreundlich und ideal für einen Urlaub mit Kindern und weil sie einfach wunderschön ist. Auch ich war als Kind mit meinen Eltern in der Bretagne. In Lorient. Zeit, dass auch wir mit unserem Kleinen endlich einmal die Bretagne kennenlernen.
Obwohl wir noch außerhalb der Schulferien fahren konnten, entschieden wir uns für den Juli. Eigentlich mögen wir Frankreich am liebsten in der Nebensaison und nicht in den Sommermonaten, wenn alle in Frankreich Urlaub machen, inklusive der vielen Franzosen. Aber wir waren ein wenig skeptisch wegen des Wetters. Und was soll ich sagen? Wir hatten zwei Wochen überwiegend Sonne und eine wunderbare Zeit in Saint-Briac-sur-Mer.
Bon à savoir – gut zu wissen
Zerklüftete Felsen, tosende Brandungen, 1.200 Kilometer Küste und keltische Mythen – das ist die Bretagne. Und die Bretonen sind mächtig stolz auf ihr Armor, das „Land des Meeres”. Tatsächlich ist die Bretagne die meist besuchte Region Frankreichs nach der Côte d’Azur. Tradition und Tidenhub, Fischerdörfer und Festungsstädte, Crêpes und Galettes – wer in die Bretagne reist, wird auf eine landschaftlich und kulinarisch vielfältige, aber auch sehr ursprüngliche Region treffen.
Die größte Halbinsel Frankreichs im Nordwesten des Landes zählt vier Départements, die Hauptstadt ist Rennes. Der schmale Küstenstreifen bringt es mit sich, dass man in der Bretagne überall schnell am Meer ist. Bis heute gibt es immer wieder Autonomiebestrebungen der Bretonen, zum Beispiel im Bereich der Sprache. Bretonisch wird von etwa 250.000, überwiegend älteren Bretonen gesprochen.
Die bretonische Küche ist vor allem durch fangfrische Meeresfrüchte von den zahlreichen Küsten bestimmt. Gleichzeitig bietet sie aber auch viele traditionelle, einfache Gerichte, die oftmals mit wenigen Zutaten hergestellt werden. Ideal mit Kindern! Gerade die Crêpes und Galettes sind schnell zubereitet, die Kleinen müssen nicht lange warten und unter den vielen verschiedenen Sorten wird jedes Familienmitglied etwas finden. Typische Desserts in der Bretagne sind neben den süßen Crêpes der Gâteau Breton und der Kouign-amann, beides Butterkuchen (unsere Jungs lieben sie!), sowie der Far Breton, ein puddingartiger Eierkuchen mit Backpflaumen.
Aber warum eignet sich die Bretagne so wunderbar für einen Familienurlaub, gerade mit kleinen Kindern? Die Küsten in der Bretagne sind in extremer Weise von den Gezeiten geprägt. Der Tidenhub gehört mit bis zu 14 Meter zu den stärksten der Welt. Das hat zur Folge, dass bei Ebbe das Meer ganz schön weit weg ist, wenn man am Strand liegt. Perfekt mit kleinen Kindern, sage ich euch! Denn bis die zum Wasser gelaufen sind, das dauert. Also könnt ihr euch mal in Ruhe zurücklehnen und die Kids einfach im Sand buddeln lassen. Ein Blick auf den Gezeitenkalender lohnt bei einer Reise in die Bretagne auf jeden Fall (einfach auf den Tag klicken und oben bei ports den entsprechenden Hafen eingeben).
Außerdem sind die sehr weitläufigen Strände, gerade bei Ebbe, oftmals menschenleer. Keine überfüllten Strandabschnitte mit Liegen, die man zu überteuerten Preisen mietet, um hinterher dicht an dicht mit den anderen Urlaubern zusammen zu liegen. In der Bretagne findet man als Familie noch kleine unberührte Naturparadiese.
Comment s’y rendre? – Wie kommt man hin?
Mautpflichtige Autobahnen gibt es in der Bretagne nicht. Auch in dieser Hinsicht haben sich die Bretonen vom Rest des Landes abgesondert. Allerdings hatte das für uns auf der Hinfahrt zur Folge, dass wir auf der Landstraße am Meer ewig lang im Stau standen. Unser Kleiner fand das ziemlich doof und ich weiß nicht, wie viele Folgen „Trotro” (übrigens eine französische Zeichentrickserie für Kleinkinder rund um die Abenteuer des kleinen Esels Trotro) wir uns auf dem iPad zusammen angesehen haben.
Von NRW aus fahrt ihr etwa 800 bis 900 Kilometer bis Saint-Malo, vom Süden aus entsprechend länger. Das war uns definitiv zu lang, so dass wir die Strecke – wieder einmal – in Amiens gesplittet haben. Die Hauptstadt der Picardie bietet sich immer prima für einen Zwischenstopp an, weil sie direkt und mittig an der Strecke liegt.
Mit dem Zug führen wieder einmal alle Wege über Paris. Vom Gare Montparnasse könnt ihr mit dem TGV Atlantique nach Rennes, Brest oder Quimper weiterfahren. Bahntickets von z. B. Düsseldorf nach Rennes oder von Köln nach Saint-Malo mit Umstieg in Paris findet ihr hier.
Wenn eure Kids etwas größer sind empfehle ich für die Fahrt das Reisetagebuch für Kinder Bretagne*. Hier können die Kleinen malen, kleben, rätseln oder Interessantes zu dem Urlaubsort eintragen. Toll zur Reisevorbereitung, Erinnerung an den Urlaub oder zum Zeitvertreib für die Fahrt. 6 bis 16 Jahre.
Reisetagebuch für Kinder Bretagne: Frankreich Urlaubstagebuch zum Ausfüllen,Eintragen,Malen,Einkleben für Ferien & Urlaub A5, Aktivitätsbuch & ... Rundreise Kinder Buch für Reise & unterwegs (Taschenbuch)
von Meyfeld, Mia (Autor)
Preis: 10,00 €
1 gebraucht & neu ab 10,00 €
À loger – Die Résidence Roches-Douvres
Es gibt in der Bretagne zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten: Campingplätze, Ferienhäuser, Hotels, chambres d’hôtes. Die Résidence Les Roches-Douvres in Saint-Briac-sur-Mer war für unsere Bedürfnisse genau das Richtige. Wir wollten eine Ferienwohnung für uns drei, zentral im Ort und nicht weit vom Meer gelegen. Mit Kindern ist die Résidence ideal, weil sie hier ungestört rumlaufen können und schnell andere Spielkameraden finden.
Die Appartementblocks haben je eine Wohnung im Ober- und eine im Untergeschoss. Unser Appartement war groß genug, Küche, zwei Schlafzimmer, Terrasse. Bei den Bewertungen liest man mittlerweile, dass die Sauberkeit zu wünschen übrig lässt. Das konnten wir nicht feststellen, ist ja aber bei uns auch schon eine Weile her. Schön fanden wir, dass unsere Wohnung im Erdgeschoss lag. Denn wenn wir auf der Terrasse frühstückten oder abends ein Glas Wein tranken, konnte unser Kleiner in Sichtweite auf der Wiese spielen.
Gleich am ersten Abend schauten wir uns das Endspiel der Fußball-WM an. Deutschland wurde Weltmeister mit einem 1:0 gegen Argentinien. Das Siegestor schoss Mario Götze. Wir jubelten mit unserem Kleinen in Saint-Briac. Auch wieder so ein Moment, den man nie vergisst.
- Résidence Roches-Douvres, 5 Rue du Clos de la Fontaine, 35800 Saint-Briac-sur-Mer
- Studios für 2, 4 oder 6 Personen
Saint-Briac-sur-Mer
Saint-Briac im Département Ille-et-Vilaine zählt etwa 2.200 Einwohner und liegt sieben Kilometer westlich von Saint-Malo. Ein kleiner, charmanter Ort, der uns auf Anhieb gefiel. Die für die Bretagne so typischen Granithäuser und Hortensien säumen die Straßen.
Über den Pont de Frémur gelangt man direkt in das benachbarte Département Côtes d’Armor. Besonders hübsch liegt das kleine Château du Nessay auf einer Halbinsel am Yachthafen, bei Ebbe umringt von auf der Seite liegenden Booten. Das Schlösschen beherbergt heute ein Hotel.
Der 14. Juli wurde in dem kleinen Ort von den Briacins natürlich wie in ganz Frankreich gebührend gefeiert. Überall hingen Girlanden mit kleinen Trikoloren, auf einer Bühne wurde die Marseillaise gespielt (gefühlt zehn Mal hintereinander), die pompiers marschierten durch den Ort. Wir waren kurz zuvor auf dem Markt, hatten uns mit französischen Leckereien eingedeckt und beobachteten mit unserem Kleinen im Buggy la fête.
- Ständiger Markt: freitags auf der place de la mairie, 8-12 Uhr (30 Händler bieten hier lokale Lebensmittel, Kleider, Taschen etc. an)
- Sommermarkt im Juli/August: montags in der Grande Rue, 8-13 Uhr (80 Stände mit bretonischen Spezialitäten, Kunst und Handwerk)
Saint-Briac ist so ein Ort, an den man wiederkehren möchte. Schon allein wegen des Chemin des Peintres – ein 13 Kilometer langer Weg, der vielen Malern u.a. Auguste Renoir als Quelle der Inspiration diente. Auch findet jährlich in Saint-Briac das Festival d’Art statt, bei dem Werke verschiedener Künstler im Mittelpunkt stehen. Mit unserem Kleinen war das allerdings noch nicht der passende Rahmen. Aber von der Größe, den Möglichkeiten vor Ort und den vielen Stränden fanden wir Saint-Briac mit Kleinkind ideal.
Aller à la plage – die Strände in Saint-Briac
Sensationell fanden wir an unserem Appartement die Lage, denn zum Strand waren es gerade mal 300 Meter. Und nicht nur das – in Saint-Briac gibt es mehrere Strände, unter denen man sich den passenden aussuchen kann. Selbst im Juli waren wir in der kleinen Bucht an der Plage de la Garde fast allein.
Die Plage de la Salinette liegt ganz zauberhaft direkt am Yachthafen Port de Plaisance. Hier hat man einen wunderschönen Blick auf die Bucht. Noch dazu bietet sich ein tolles Fotomotiv mit den weißen Strandkabinen aus Holz.
Weitere Strände in Saint-Briac sind die Plage de Béchet, Plage du Port Hue oder die Plage du Perron.
À manger – Crêpes und Galettes
Neben den vielen köstlichen Meeresfrüchtegerichten in der Bretagne sind Crêpes oder Galettes Pflichtprogramm. Und so einfach und praktisch mit Kindern! Der Unterschied besteht in der Mehlsorte bei der Zubereitung des Teiges. Für die Galettes, die übrigens ihren Ursprung in der Bretagne haben, wird ein Buchweizenmehl verwendet, welches glutenfrei ist. Klassischerweise wird die Galette dann herzhaft belegt und an den Rändern zu einem Viereck zusammengeklappt. Mein persönlicher Favorit ist chèvre, noix et miel (Ziegenkäse, Walnüsse und Honig). Aber eure Lieblingsgalette, die müsst ihr ganz alleine finden und probieren.
Und zum Dessert? Eine Crêpe am liebsten mit dem Klassiker der Bretagne – Crème de caramel au beurre salé (Salzbutterkaramell). So lecker! Nehmt euch auf jeden Fall ein Glas mit nach Hause. Oder am besten gleich mehrere – sie haben eine lange Haltbarkeit.
Die Crêperie L’Hermine mit den traumhaften Hortensien vor dem Eingang, hat ein sehr schönes, fast schon ein wenig nobles Interieur. Toll mit Kindern ist hier auf jeden Fall die Terrasse mit einem weitläufigen Garten, wo die Kleinen laufen und spielen können. In dem Familienunternehmen hat man eine große Auswahl an Crêpes und Galettes. Reservierung empfohlen!
- Crêperie L’Hermine, 2 C Rue du Chemin, 35800 Saint-Briac-sur-Mer
- täglich 12-19 Uhr, Mitte November bis Mitte Dezember geschlossen
Noch besser hat uns das Bistrot de La Houle gefallen, weil es in einem schnuckeligen Haus mit einer schönen Terrasse untergebracht ist. Unser Kleiner hatte in seinem ersten Bretagne-Urlaub auch richtig Gefallen an den Galettes gefunden. Vor allem an jambon fromage. Dazu gab es für maman et papa Cidre, für unseren Kleinen leckeren Apfelsaft.
- Das Restaurant gehört zum Hôtel La Houle.
- 14 Bd de la Houle, 35800 Saint-Briac-sur-Mer
- Montag und Dienstag geschlossen, sonst 12-14 Uhr und 19-22 Uhr
Saint-Lunaire
Das benachbarte Seebad Saint-Lunaire mit 2.500 Einwohnern steuerten wir einige Male für Strandausflüge an. Ein zauberhafter Ort! Der Name geht auf den Heiligen Saint Lunaire zurück, der hier im 6. Jahrhundert ein Kloster gründete und dem zu Ehren ein Granitkreuz errichtet wurde.
Besonders schön ist die Landzunge Pointe du Décollé mit den beiden Stränden Plage de Longchamp im Westen und der Grande Plage im Osten. Von hier aus hat man einen traumhaften Blick auf die Küste und sogar bis zum Cap Fréhel. Ein schönes Fotomotiv sind auch die rot/weißen Strandkabinen, welche sich mit der Bucht im Hintergrund von der Promenade aus zeigen.
Beeindruckende Granithäuser, kleine Crêperien und Boulangerien prägen das Städtchen. Und überall leuchtend pinke Hortensien! Die Bretagne ist ein Traum für alle Blumen-Fans. Hier findet der Markt sonntags von 8.00 bis 13.00 Uhr in den Markthallen, im Frühjahr und Sommer draußen in den Straßen um die beiden Kirchen herum statt. Macht mit euren Kindern einen kleinen Spaziergang. Der Ort ist überschaubar groß.
Die Plage de Longchamp ist ein super schöner Sandstrand wie im Bilderbuch. Durch den Tidenhub ist er bei marée basse endlos weit. Selbst im Juli verteilten sich die Besucher großzügig. Da das Meer so weit weg lag, haben wir sehr entspannte Stunden am Strand verbracht und mussten nicht ständig unserem Kleinen hinterherhechten. Blöd wurde es nur, wenn er Wasser haben wollte. Dann musste einer von uns ganz schön lang latschen, bis wir ihm seine gefüllten Eimerchen brachten.
Nur einmal gingen wir bei marée haute an den Strand. Da war dann auch nicht mehr viel Platz. Die Leute hatten all ihre Sachen auf der Kaimauer verstaut und sich auf den schmalen Strandstreifen gelegt.
Der hiesige Sand eignet sich ganz wunderbar zum Sandburgen bauen. Die französischen Kinder haben jedes Mal wahre Meisterwerke am Strand hinterlassen. Wouah! Richtige kleine Baumeister. Wenn die französischen Familien am Abend langsam aufbrachen, stürmten die Kinder zu ihren Burgen, riefen « casser, casser » und zertrampelten ihre schönen châteaux de sable. Denn die Flut überspülte sie ein paar Stunden später ja sowieso. Das erlebten wir fast täglich. Und irgendwie fanden wir das ein richtig cooles Ritual. Wann kann man schon mal nach Herzenslust Sandburgen kaputt machen, ohne jemanden zu verärgern?
An der Grande Plage war es sehr viel lebhafter. Dafür hat man im Hintergrund das ehrwürdige Grand Hôtel, welches sich wie in einer Filmkulisse am Strand erhebt. Mittlerweile sind die Hotelzimmer in Appartements umfunktioniert. Dabei dachte ich noch, wie schön es doch wäre, wenn Mr. Swan und ich irgendwann einmal wiederkommen und im Grand Hôtel ein Zimmer mit vue sur mer buchen.
Unser Kleiner hatte hier an der Plage einen riesigen Spaß und war den ganzen Tag nur am lachen! « Mes plus belles vacances ».
Belle Époque-Charme in Dinard
Mondäner und trubeliger geht es in dem schicken Dinard zu, welches die englische Aristokratie im 19. Jahrhundert als Sommerresidenz entdeckte. Villen im Zuckerbäckerstil, Nobelhotels, Casino – der 10.000-Seelen-Ort wird auch das „Nizza des Nordens” genannt. Noch heute sind die Einflüsse der Briten zu erkennen, beispielsweise an der Architektur oder beim britischen Filmfestival, welches jährlich im Herbst stattfindet.
Es gibt vier Strände, darunter die Plage de l’Écluse im Zentrum des Ortes mit den blau/weiß gestreiften Badezelten. Wir entschieden uns aber dieses Mal nicht für einen Strandtag, sondern gingen mit unserem Kleinen spazieren. Die Promenade du Clair de Lune führt direkt am Meer an den Rochers entlang (Attention: keine Abgrenzungen, wir ließen unseren Kleinen lieber im Buggy). Von hier hat man einen schönen Blick auf Saint-Malo. Der Weg wird von Juli bis September abends beleuchtet und mit Musik beschallt. So lange sind wir dann aber nicht mehr geblieben.
- Ihr könnt von Dinard aus mit der Fähre nach Saint-Malo übersetzen, z.B. mit der Compagnie Corsaire oder Bateaux Taxi Dinard
Interessant ist auch die Hitchcock-Statue. Hier in Dinard soll dem berühmten britischen Regisseur eine Villa als Vorbild für das Haus in seinem Film ‚Psycho‘ gedient haben. Das ist allerdings nur ein Gerücht. Tatsächlich aber war Hitchcock hier und so hat man ihm an der Plage de l’Écluse ein Denkmal gesetzt – umringt von Vögeln.
Ein Tag in der Korsarenstadt Saint-Malo
Mit Kindern darf die Festung Saint-Malo bei einer Reise in die Bretagne nicht fehlen. Erst recht nicht, wenn sie große Piraten-Fans sind. Auch wenn die graue Granitstadt auf den ersten Blick recht nüchtern wirkt. Dazu zeigte sich uns ein bewölkter Himmel, welcher die Wehrstadt nicht unbedingt pittoresker machte. Saint-Malo wurde im Zweiten Weltkrieg zu 80% von den Alliierten zerstört, da die Festung von deutschen Truppen besetzt war. Die Franzosen entschieden sich, die Stadt nach alten Plänen und Abbildungen möglichst originalgetreu wieder aufzubauen, teils aus altem Baumaterial.
Trotzig und stolz zeigt sich die Korsarenstadt mit knapp 47.000 Einwohnern heute dem Besucher. Die Malouinen waren mutige Seefahrer und kreuzten als Korsaren unter französischer Flagge über die Weltmeere. Der berühmteste Sohn der Stadt ist Jacques Cartier, der von Saint Malo aus in See stach, um Kanada zu entdecken.
Mit Kindern macht es irre Spaß, die Festungsstadt zu entdecken. Überall gibt es Piratenschwerter zu kaufen. Man könnte sich während der Stadterkundung eine coole Piratenschatzsuche für die Kids ausdenken und ihnen von den Korsaren erzählen, die im 18. Jahrhundert die feindlichen Schiffe kaperten. Mir gefielen die vielen bunten Ladenschilder und die schmalen Gässchen mit den kleinen Läden.
Am schönsten aber ist ein etwa einstündiger Spaziergang auf den beeindruckenden Wehrmauern. Auch gut mit Kinderwagen/Buggy machbar. Man hat von hier aus einen Blick in die Altstadt der Festung (Intra Muros), auf der anderen Seite spektakuläre Aussichten auf das Meer, den Hafen und die beiden Bastionen Fort du Petit Bé und Fort National (nur bei Ebbe zu Fuß zu erreichen).
- Essen könnt ihr mit Kids wieder prima in einer Crêperie, denn von denen gibt es unzählige und an jeder Ecke welche in Saint-Malo.
- Bei schlechtem Wetter empfiehlt sich ein Besuch im Grand Aquarium (Avenue du Général Patton, im Sommer täglich 10-19 Uhr, Erwachsene 18 EUR, Kinder 13 EUR)
- Spannend für Technik-Fans ist die Usine marémotrice de la Rance, das größte Gezeitenkraftwerk der Welt, 1966 von Charles de Gaulle eingeweiht (zwischen Saint-Malo und Dinard, 35780 La Richardais, Samstag und Sonntag geschlossen, 8.30 bis 12.00 Uhr, 13.30 bis 17.30 Uhr, Eintritt und Führung kostenlos).
Tour entlang der Côte d’Émeraude
Lancieux – Pointe du Chevet – Fort la Latte – Cap Fréhel
La Côte d’Émeraude – was für ein bezaubernder Name für eine Region. Die Smaragdküste wird ihrem Namen absolut gerecht, denn das Meer ist in diesem Teil der Bretagne tatsächlich türkisblau.
Einmal solltet ihr unbedingt eine kleine Tour entlang der wunderschönen Smaragdküste machen, ob mit dem Fahrrad oder mit dem Auto. Nehmt euch Zeit, immer wieder in Ruhe auszusteigen oder anzuhalten und dabei die sensationellen Ausblicke zu genießen.
Unser erster Stopp war Lancieux, denn dort gibt es eine sehr schöne Windmühle.
Weiter ging es zur Pointe du Chevet. Von der Landspitze habt ihr einen faszinierenden Blick auf das Meer, die Küste und die Strände. Kleine Segelboote schaukeln auf dem türkisfarbenen Wasser in der Ferne, wir möchten die Zeit anhalten. «Zut!» Da quengelt unser Kleiner und wir müssen weiter. Vergesst nicht, euch den Menhir anzusehen, der hier am Strand liegt. Wir haben es leider nicht mehr geschafft.
Beim Fort la Latte war unser Kleiner dann wach und konnte mit uns zusammen die Festung entdecken. 35 Kilometer westlich von Saint-Malo erhebt sich das Fort auf einem Felsen hoch über der Brandung. Die Lage ist wirklich grandios!
Im 14. Jahrhundert erbaut, ließ Ludwig XIV gegen Ende des 17. Jahrhunderts das Fort erweitern mit Hilfe keines anderen als dem Festungsbauer Vauban. Das erkennt man auch direkt an dem sternenförmigen Grundriss, der für die Vauban’schen Wehranlagen so markant ist. Früher hieß das Fort einmal Château de La Roche Goyon (der Name taucht immer noch auf, so auch auf der Webseite). Zwischen den Goyons, eine der ältesten bretonischen Adelsfamilien, und der letzten Erbin der Grimaldi kam es zur Heirat. Die Amerikaner drehten 1957 den Film „Die Wikinger” in dem Fort. Mit den Wikingern hat die Festung nicht wirklich viel zu tun, aber egal. Das Fort la Latte ist eine Bilderbuchfestung und hat nicht nur die Amis bei ihrem Dreh fasziniert.
Die Ausblicke auf das glänzend blaue Meer sind gigantisch, die Festung lässt sich ganz wunderbar mit Kindern erobern. Besonders schön fanden wir den Blumen- und Kräutergarten im Inneren des Forts. Überall steckten kleine Tafeln zur Erläuterung in der Erde. Hier wurde mit viel Liebe und Herzblut ein kleines Gartenparadies geschaffen.
Vor der Festung gab es ein kleines Café, wo man etwas trinken und auch Mitgebrachtes picknicken konnte. Die Kleinen können auf der Wiese rumlaufen.
- Fort de Latte, château de la Roche Goyon, 28 rue de la Latte, 22240 Plévenon, Juli und August 10-18.30 Uhr, weitere Öffnungszeiten findet ihr hier.
- Erwachsene 7,50 EUR, Kinder 5 EUR, unter 5 Jahren frei
- Es gibt für Kinder ein kleines Booklet als pdf zum Download mit Rätseln, Fragen, Zeichnungen und Spielen zum Fort la Latte. Allerdings nur auf Französisch.
Unseren letzten Stopp machten wir am Cap Fréhel. Es ragt 70 Meter über dem Meer auf, sein Leuchtturm mit rötlichen Steinen ist von Weitem sichtbar. Das Cap ist ein Vogelparadies. Papageitaucher oder auch Silbermöwen bilden hier geschützte Kolonien. Besonders schön ist das Cap Fréhel auf einer Wanderung entlang des Sentier des Douaniers zu bewundern. Der sehr gut ausgebaute Wanderweg führt elf Kilometer vom Fort de la Latte bis zur Spitze des Caps. Mit unserem Kleinen war uns das allerdings zu lang. Wieder ein Grund mehr, noch einmal wiederkommen.
Na, habt ihr Gefallen an der wunderschönen Smaragdküste gefunden? Schaut euch auch gerne meine kleine musikalische Reise durch die Bretagne auf Instagram an: https://www.instagram.com/p/C6rGHWggy8D/
Bonne lecture – mein Lesetipp
Auch für diese Tour hatte ich den DuMont Bretagne* im Reisegepäck. Er ist recht übersichtlich, gut recherchiert und schlägt wie ich finde schöne Touren vor.
DUMONT Reise-Taschenbuch Reiseführer Bretagne: Reiseführer plus Reisekarte. Mit besonderen Autorentipps und vielen Touren. (Taschenbuch)
von Görgens, Manfred (Autor)
Preis: 18,95 €
10 gebraucht & neu ab 12,36 €
Da unser Kleiner mir in diesem Urlaub noch nicht viel Zeit zum Lesen ließ, möchte ich euch einen Klassiker der französischen Literatur vorstellen, den ich lange vor unserer Bretagne-Reise während des Studiums gelesen habe. François de Chateaubriand gilt als Begründer der französischen Romantik, diente als Diplomat und Politiker unter Napoleon und verfasste einen Prosa-Stil auf höchster Ebene. Geboren wurde er 1768 in Saint-Malo. Vor seinem Tode in Paris bat Chateaubriand, er möge an seinem Geburtsort begraben werden. Das Grabmal des Schriftstellers befindet sich auf dem Fort du Petit Bé, welches man von der Stadtmauer Saint-Malos sehen, bei Ebbe auch besichtigen kann.
Erzählungen: Atala / René / Der Letzte der Abenceragen (Taschenbuch)
von de Chateaubriand, François René (Autor)
Preis: 6,79 €
3 gebraucht & neu ab 6,79 €
À écouter – meine Musikempfehlung
Eine ältere Platte, aber für die Bretagne auf jeden Fall eine Hörprobe wert: Panique Celtique von Manau* aus dem Jahre 1998. Obwohl die Bandmitglieder in Paris leben, stammen sie alle aus der Bretagne. Das Besondere ist, dass sie keltische Elemente mit französischem Rap kombinieren. Kann mit der Zeit ein bisschen nerven, aber der Titel La tribu de Dana war monatelang in den französischen Charts und eine der meistverkauften Singles. Ich fand ihn zu der Zeit auch richtig cool. Alors, écoutez!
Dieser Beitrag enthält Werbelinks, sogenannte „Affiliate Partnerlinks“. Über diese könnt ihr all unsere schönen Empfehlungen, die uns bei den Reisen begleitet oder die wir für euch entdeckt haben, erwerben. Ich erhalte damit – ohne Mehrkosten für euch – eine kleine Provision, mit der ihr meine Arbeit und diesen Blog wertschätzt. Merci beaucoup!