„Kein Jahr ohne Frankreich” – unserem Motto blieben wir auch in den Elternmonaten treu und erkundeten mit unserem Kleinen die Normandie. Wusstet ihr, dass man in Deauville und Trouville auf den ‚Planches‘ mit Kinderwagen direkt am Strand entlang spazieren kann?
Die Normandie stand schon länger auf unserer Frankreich-Wunschliste. Eigentlich hatten wir uns die Regionen, die von Deutschland aus relativ schnell zu erreichen sind, sogar extra für die Zeit mit unseren Kindern aufgehoben. Nachdem wir den ersten Teil unserer Elternmonate in Schottland verbracht hatten, bekamen wir schnell Sehnsucht nach Frankreich und beschlossen, noch eine kleine Tour de France dran zu hängen.
Wir entschieden uns für die Côte Fleurie. Der September war zwar nicht mehr der sonnigste Monat, aber die Blumenküste zeigte sich uns und unserem Baby von ihrer schönsten Seite.
Bon à savoir – gut zu wissen
Die Normandie liegt im Norden Frankreichs und grenzt im Westen an die Bretagne. Einst lebten hier die Normannen, Nachfahren der Wikinger. Sie gaben der Region ihren Namen und prägten die Geschichte des Landes. Im Jahre 911 schlossen der Wikinger Rollo und der damalige französische König Karl der Einfältige einen Vertrag, bei dem die Wikinger einen Teil des Königreiches erhielten – die heutige Normandie. Damit ist auch das genaue Geburtsjahr dieser Region Frankreichs bekannt.
Die Normandie gliedert sich in fünf Départements, hat etwa 3,3 Millionen Einwohner, die Hauptstadt ist Rouen. Bis Paris sind es nur zwei Stunden. So wundert es nicht, dass viele Pariser ihre Wochenenden in der Normandie verbringen und dort Ferienhäuser haben. Enviable!
Vieles gibt es zu entdecken! Berühmt ist die Normandie für die weißen Kreidefelsen, ihre mondänen Badeorte, die Landungsstrände der Alliierten oder die Millionen von Apfelbäumen, aus denen Cidre und Calvados hergestellt werden. Nicht zuletzt ist sie die Wiege des Impressionismus und viele Orte stehen ganz im Zeichen der Malerei. Besuchen sollte man unbedingt den sagenumwobenen Klosterberg Mont Saint Michel und den Wandteppich von Bayeux. Und finalement ist die Normandie eine der interessantesten Käseregionen. Hier sind so großartige Sorten wie der Camembert, Pont l’Évêque, Livarot oder der herzförmige Neufchâtel beheimatet. Also, Platz im Magen und im Kofferraum lassen!
Merkt ihr, wie unglaublich vielseitig die Normandie ist? Und das macht sie so spannend! Aber nicht nur das – sie eignet sich auch ganz wunderbar für einen Familienurlaub. Die Normandie ist nämlich nicht so weit entfernt (je nachdem woher man anreist) wie die Atlantikküste im Westen oder die Côte d’Azur im Süden. Gerade für kleine Kinder sind die kürzeren Fahrten angenehmer. Außerdem hat die Normandie neben den vielen schönen Kies- und Sandstränden ein riesiges Angebot für Kinder.

Comment s’y rendre? – Wie kommt man hin?
Da wir mit Baby unterwegs waren, haben wir das Auto bevorzugt. Von NRW aus ist man in ca. 6.30 Stunden in Honfleur und fährt einmal quer durch Belgien. Kommt ihr aus dem Süden bzw. Südwesten, geht es immer schnurstracks der Autoroute A4 entlang. Ihr passiert dabei Lothringen und könntet beispielsweise einen Stopp im wunderschönen Metz einlegen. Wir hatten jeweils auf der Hin- und Rücktour eine Übernachtung in der Region Hauts-de-France eingelegt. Eine Übersicht über all die Zwischenstopps auf unseren Frankreichtouren möchte ich euch bald auf salutbonn.de in einem eigenen Beitrag geben.
Mit dem Zug führen die Wege wieder einmal über Paris. Hier steigt ihr am Bahnhof Paris St. Lazare in den TGV um und könnt nach Rouen, Le Havre oder Trouville weiterfahren, wobei ich hier ganz klar Trouville empfehlen würde, denn dann seid ihr direkt am Meer in einem charmanten Seebad aus der Belle Époque. Die Fahrt von Paris bis an die Küste der Normandie dauert nur 2.30 Stunden (Zugtickets könnt ihr hier buchen).
Unser Appartement in Gonneville-sur-Honfleur
Die Normandie ist groß. Und eigentlich wollten wir zum Ende unserer Elternmonate gar nicht mehr so viel umhertouren, sondern vielmehr ein wenig mit unserem Baby an einem netten Ort chillen. Wir fanden eine schöne Appartementanlage gleich bei Honfleur. Dass dieser Hafenort mich auf Anhieb so verzaubern sollte, ahnten wir zu Beginn der Reise noch nicht. Unsere lieben Frankreich-Freunde waren schon öfters in Honfleur. Und Bilder hatten wir auch schon viele gesehen. Aber manchmal muss man einen Ort einfach erleben, um ihn zu lieben. Daher habe ich Honfleur einen eigenen Beitrag gewidmet.
Unsere Résidence lag nur ein paar Kilometer von Honfleur entfernt, in Gonneville-sur-Honfleur. Der Park ist echt schön, weil die Appartementblocks im Einklang um das kleine Château de Prêtreville angelegt sind. Die Wohnung war einfach, sauber und bot allen Komfort, den wir mit Baby brauchten. Pool und Spielflächen haben wir nicht besucht. Vielmehr waren wir mit unserem Kleinen oft spazieren und haben uns die zauberhaften Orte an der Blumenküste angesehen.
Essen in einer Crêperie
Wenn man in der Normandie unterwegs ist, sollte man mindestens einmal eine Crêperie besuchen. Gerade mit Kindern finde ich die so praktisch, weil man meistens nicht lange auf das Essen warten muss. Hier in Gonneville empfehle ich die Crêperie la Recré (keine Webseite, Le Bourg, 14600 Gonneville-sur-Honfleur, Tél.: +33952187559). Das kleine Restaurant ist urgemütlich eingerichtet, die Eigentümer sind super sympha. Die Crêpes bzw. Galettes waren richtig gut, dazu eine Karaffe Cidre und ein zufriedenes Baby: « Que demander de plus »?

Das mondäne Seebad Deauville
Die Normandie ist eine der ältesten touristischen Regionen Frankreichs. Vor etwa 200 Jahren kamen die ersten betuchten und vornehmen Badegäste an die Küsten. Im Grand Hôtel wurde genächtigt und gegessen, in den Casinos der Spiellust gefrönt.
Auch heute noch zeugen die eleganten Seebäder von dieser glanzvollen Epoche, allen voran Deauville, welches auch gerne als 21. Arrondissement von Paris bezeichnet wird. Aus dem ehemaligen Bauerndorf wurde im 19. Jahrhundert mit seinen schicken Villen und Luxushotels, dem Kasino und der Pferderennbahn ein Hotspot der High Society. Der 3.500-Seelenort zieht immer noch viele internationale Gäste und Touristen aus aller Welt an. Spannend ist die Architektur – hier wechseln sich Jugendstilhäuser aus der Belle Époque mit imposanten Fachwerkhäusern ab. Hunderte dieser Gebäude stehen unter Denkmalschutz.
Wir gingen mit unserem Kleinen zum Meer hinunter und sahen elegant gekleidete alte Damen, die ihren kleinen Hund im Arm trugen. Herrlich! In einem Strandcafé gönnten wir uns eine kleine Pause. Probiert doch einmal den Kir Normand, bei dem Cassis und Cidre gemischt werden. Es gibt aber auch viele andere Varianten.
Unbedingt anschauen solltet ihr euch die berühmten Strandkabinen: 450 Kabinen mit Namen von Hollywoodgrößen sind am Strand aufgereiht. « Bienvenue au Festival du Cinéma Américain » – seit 1975 findet jährlich das Festival des Amerikanischen Films in Deauville statt, zu dem viele Stars und Sternchen aus Hollywood anreisen. Die Strandkabinen tragen die Namen der Filmgrößen, die schon einmal hier waren.

Berühmt am Strand von Deauville sind auch die Planches. 1923 wurde aus tropischen Holzplanken ein Holzsteg angelegt, damit die vornehmen Damen am Strand spazieren gehen konnten, ohne ihre teure Garderobe dreckig zu machen. Natürlich auch, um zu präsentieren. Die 656 Meter lange und sieben Meter breite Promenade des Planches eignet sich ganz wunderbar, um mit Baby im Kinderwagen in aller Ruhe am Strand spazieren zu gehen. Vielleicht atmet ihr dabei ja noch ein wenig von dem Geist der vergangenen Belle Époque mit ihren berühmten Gästen ein.
Trouville-sur-Mer – die charmante Nachbarin
Das gleich neben Deauville gelegene Trouville-sur-Mer ist etwas bescheidener als seine Nachbarin. Der Ort mit 4.500 Einwohnern hat sich den Charakter eines Fischerhafens bewahrt. Aber auch hier kehrten die Gäste des gehobenen Bürgertums ein, wurden ein Grand Hôtel, ein imposantes Casino und zahlreiche Prachtbauten errichtet.
Der Strand von Trouville ist kleiner als der von Deauville. Hier könnt ihr auch wieder auf Holzplanken (planches) mit dem Kinderwagen am Strand spazieren gehen und dabei die vielen palastartigen Villen bestaunen. Berühmt ist das ehemalige Luxushotel Roches Noires, welches 1866 gebaut wurde und mittlerweile Appartements beherbergt. Marcel Proust und Marguerite Duras zählten zu seinen Gästen. Hotelburgen sucht man hier vergeblich: einer der vielen Vorzüge dieser zauberhaften Region.
Käse probieren in Pont l’Évêque
Kein Normandie-Urlaub ohne die wunderbaren Käsesorten probiert zu haben! Wir fuhren einen Tag in den gleichnamigen Ort Pont l’Évêque. Hier gibt es einige Käseläden, in denen ihr die normannischen Käsesorten probieren und kaufen könnt (z.B. Fromagerie La Dégusterie, 26 rue Saint-Michel, täglich 10-19 Uhr, sonntags von 9-13 Uhr). Moah, also in solchen Läden geht einem doch das Käse-Herz auf! Der Ort lohnt einen kleinen Spaziergang, es gibt viele hübsche Fachwerkhäuser und drum herum einige Kuhweiden. Da konnten wir unserem Kleinen gleich mal ein paar vaches zeigen.

Die 5 Käsesorten der Normandie sind:
- Camembert
- Pont l’Évêque
- Livarot
- Neufchâtel
- Pavé d’Auge
Auch wenn der Camembert der berühmteste Käse der Normandie ist – probiert sie bitte alle! Zur Not tut’s auch der nächste Supermarché, denn meist gibt es eine Kühltruhe mit den Käsesorten aus der Region. Da habt ihr sie dann gleich alle beisammen und könnt zuschlagen.
Villerville – Blick auf Le Havre
Mr. Swan wollte gerne einmal einen Blick auf Le Havre werfen, die größte Stadt der Normandie und zweitgrößter Hafen Frankreichs. Im Zweiten Weltkrieg zu 80 Prozent zerstört, wurde die Stadt unter dem belgischen Architekten Auguste Perret umgestaltet. Für diesen gelungenen modernen Wiederaufbau und seine innovative Bauweise erhielt Le Havre 2005 einen Eintrag als Weltkulturerbe der Menschheit. Einen schönen Blick auf die Hafenstadt hat man von dem Örtchen Villerville. Und bei der Gelegenheit seht ihr vielleicht auch das berühmte Wandbild, welches Jean Gabin und Jean-Paul Belmondo zeigt (am Ende der Rue des Bains). 1962 wurde hier der Film „Un singe en hiver” (‚Ein Affe im Winter‘) gedreht. Auf die Schauplätze des Films wird überall in dem Ort mit großflächigen s/w-Bildern hingewiesen.
Die Kreidefelsen von Étretat
Den Küstenort Étretat haben wir auf unserer Rücktour besucht. Unbedingt wollten wir einmal die berühmten Kreidefelsen sehen, die man aus etlichen Frankreich-Kalendern kennt. Allen voran die Formationen La Porte d’Aval und die L‘Aiguille. Die spektakulären Felsen sind bis zu 100 Meter hoch und ziehen sich 140 Kilometer entlang der Côte d’Albâtre. Der helle Stein gab der Alabasterküste ihren Namen.
Von dem Parkplatz Grand Val gingen wir mit unserem Baby zur Plage hinunter. Obwohl Nebensaison, war das Örtchen voll mit Touristen. Alleine ist man hier wohl selten. Wir setzten uns an den Steinstrand und genossen die herrliche Aussicht auf die Felsformationen. Wow, einfach nur wow! Sie sehen en réalité noch viel imposanter als auf den unzähligen Bildern aus, die man gesehen hat. Nur allzu gut kann man sich vorstellen, wie zahlreiche berühmte Maler hier ihre Staffeleien aufstellten und bei besten Lichtverhältnissen dieses einzigartige Naturschauspiel versuchten festzuhalten.

Für Wanderungen hatten wir leider nicht so viel Zeit mitgebracht. Außerdem hatten wir ja auch unseren Petit dabei. Der bekam auch bald Hunger. Wie gut, dass ich ein Gläschen eingepackt hatte. Und wisst ihr was? Ich werde jetzt immer Étretat und den Blick auf die Porte d’Aval mit dem Gläschen füttern in Verbindung bringen. Verrückt. Aber natürlich auch den Moment mit unserem Kleinen à la plage. Das war schon sehr besonders. Ich glaube, wir müssen nochmal wiederkommen. Ganz bald.
Auf der Rückfahrt legten wir noch eine Zwischenübernachtung in Estreux in einem zauberhaften Chambre d’hôtes ein. Leider kann ich euch das nicht mehr empfehlen, da es dauerhaft geschlossen ist. Aber man kann die Strecke von Étretat zumindest bis nach NRW mit ungefähr 600 Kilometern auch ganz gut an einem Tag fahren.
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Bonne lecture – mein Lesetipp
Ich bin ein großer Fan von den DuMont-Reiseführern. Sie sind übersichtlich, gut geschrieben und recherchiert, haben einen hohen Kulturanspruch und geben schöne Empfehlungen für Touren. Für diese Reise in die Normandie mit Baby reichte uns der kompakte Normandie DuMont direkt (mittlerweile in aktualisierter Nachauflage Januar 2023).
DUMONT direkt Reiseführer Normandie: Mit großem Faltplan (Taschenbuch)
von Simon, Klaus (Autor)
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Am Strand von Deauville erhält sicherlich nicht das Prädikat ‚literarisch wertvoll‘, aber es ist eine ganz nette Lektüre für den Urlaub in der Normandie. Liebesroman, Familiensaga – erzählt wird über eine Zeitspanne von 40 Jahren die Geschichte der Mulgraves vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges. Viel Herz, viel Gefühl. Schön ist aber definitiv der Handlungsort. Und wenn ihr in Deauville seid, macht die Lektüre umso mehr Spaß. Lust auf das Buch?
Am Strand von Deauville: Roman (Taschenbuch)
von Lennox, Judith (Autor), Ciletti, Mechtild (Übersetzer)
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Anspruchsvoller und gleichzeitig einer DER Klassiker der französischen Literatur ist Une vie („Ein Leben”) von Guy de Maupassant. Die junge Adelige Jeanne geht hier mit romantischen Idealen in eine Ehe, die in endlosen Enttäuschungen mündet. Maupassant macht hierfür die Erziehung ihrer Eltern und letztlich eine ganze soziale Klasse verantwortlich. Das Werk reiht sich mit ‚Madame Bovary‘, ‚Effi Briest‘ und ‚Anna Karenina‘ in die großen literarischen Frauenschicksale des 19. Jahrhunderts ein. Durch die schonungslose und realistische Darstellung war der 1883 erschienene Roman seinerzeit sehr umstritten.
Ein Leben: Roman (Taschenbücher) (Taschenbuch)
von Maupassant, Guy (Autor), Barnes, Julian (Epilog), Hasting, Cornelia (Übersetzer)
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Handlungsort ist der Landsitz Les Peuples nahe der Steilküste von Yport in der Normandie. Maupassant selbst verbrachte seine Kindheit in der Normandie, erst in Fécamp, dann auf dem Landgut Les Verguies in Étretat, wohin er in den Ferien und später als Erwachsener immer wieder zurückkehren sollte. Für diejenigen, die den Roman gerne auf Französisch lesen möchten, allez-y!
Une vie Guy de Maupassant: Texte intégral (Annoté d'une biographie) (Taschenbuch)
von Daemonium, Editions (Herausgeber), de Maupassant, Guy (Autor)
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À écouter – meine Musikempfehlung
Vorstellen möchte ich euch zu diesem Beitrag das Album À la même chaîne von Aurélie Cabrel, die Tochter unseres hoch verehrten Francis Cabrel. Jahrelang haben wir Cabrel auf unseren Frankreich-Touren zu zweit gehört. Und jetzt, wo wir Eltern sind, bringt Cabrels Tochter ihr zweites Album auf den Markt. Es war ja fast zu erwarten, dass Aurélie in die Fußstapfen ihres Vaters tritt, der sie in die Welt des Gesangs und des Chansons eingeführt hat. Bemerkenswert ist, dass sie wie ihr Papa all ihre Songs selber schreibt. Sehr gefühlvoll, sehr melancholisch, mit einer sanften Stimme vorgetragen. Mr. Swan schenkte mir die CD, passend zu den ersten Frankreich-Touren mit unserem Kleinen. Und so geben wir alle doch unsere Leidenschaften an unsere Kinder weiter. Irgendwie. Interesse an dieser CD?
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