Ihr habt keine Lust auf unpersönliche Hotels? Und seid auf der Suche nach einer besonderen Unterkunft mit französischem Flair und Essen „wie bei Freunden”? Dann solltet ihr mal in einem Chambre d’hôtes übernachten.
Wenn wir in Frankreich unterwegs sind, legen wir gerne für eine Nacht oder auch mehrere Nächte einen Zwischenstopp ein. Wir sind keine Freunde von „Nachtfahrten“. Zum einen schlafen unsere Jungs dann kaum oder schlecht, der Fahrer, meist Mr. Swan, kommt übermüdet am Urlaubsort an und Frankreich ist viel zu schön, um einfach im Dunkeln durchzurauschen! Das ist übrigens einer der Gründe warum wir nicht gerne mit dem Zug in unser Lieblingsland fahren (außer nach Paris), denn mit dem Auto können wir auf unseren Roadtrips immer wieder anhalten und das schönste Land der Welt noch intensiver kennenlernen!
Wir suchen uns daher meist in der Mitte der Strecke einen Ort, welcher nicht allzu weit von der Autobahn entfernt liegt und vor allem für unsere Jungs nach der langen Fahrt ein wenig Auslauf bietet. Denn nach stundenlangem Sitzen im Auto haben die beiden keine Lust auf ein kleines Hotelzimmer oder gar Essen gehen im Restaurant. Wieder sitzen? Och nö!
Aber nicht nur für Zwischenstopps, sondern auch bei längeren Aufenthalten sind sie bei uns sehr beliebt – die Chambres d’hôtes.
Übernachten wie bei Freunden
Die chambres d’hôtes, wörtlich übersetzt Gästezimmer, sind eine kleine Besonderheit in Frankreich. Man kann sie sich wie ein Bed & Beakfast oder eine Pension vorstellen und doch sind sie unvergleichlich. Hier solltet ihr unbedingt einmal bei eurer nächsten Frankreich-Tour übernachten. Ein einzigartiges Erlebnis! Es gibt sie in fast jedem Örtchen, von einfachen Zimmern bis hin zu luxuriösen Suiten. Für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack ist etwas dabei.
Gemeinsam ist diesen Unterkünften, dass sie nicht mehr als fünf Zimmer anbieten, das Frühstück im Preis inbegriffen ist und man hier auf sehr persönliche und herzliche Art und Weise empfangen wird – weit weg von Pauschaltourismus und unpersönlichen Hotels. Die Zimmer sind oft traumhaft schön eingerichtet! Richtige kleine Wohnoasen, die in so manchen Magazinen abgebildet werden könnten.
Die Gastgeber leben meist mit im Haus oder auf dem Anwesen, manchmal gibt es zur Begrüßung einen kleinen Apéritif und man plaudert ein wenig. Keine Angst – ihr müsst nicht fließend Französisch sprechen! Viele Franzosen können gutes Englisch. Das ist meistens schon auf den Webseiten vermerkt: « Langues parlées: Français, Anglais ». In den letzten Jahren haben wir sogar die Erfahrung gemacht, dass die Franzosen oft Englisch reden WOLLEN, auch wenn ich mein salonfähiges Französisch auspacke. Also, traut euch! Hier kommt ihr den Franzosen sehr nahe. Und vor allem liefern sie euch tolle Tipps, also wo kann man gut essen, wo gut einkaufen, welche Dinge sollte man sich abseits der Touristenpfade oder Attraktionen ansehen.
Table d‘hôtes
Schaut vor allem auf den Webseiten, ob auch eine table d’hôtes angeboten wird. In diesen Häusern wird für die Gäste gekocht und abends zusammen mit den anderen Gästen am großen Tisch gemeinsam gegessen. Das ist grandios, eine unvergleichliche Atmosphäre wie unter Freunden! Auch wenn ihr kein oder nicht so gut Französisch könnt. Das findet sich. Meist werden 3-Gänge-Menüs angeboten, Wein inklusive. Die Preise variieren. Solch ein Menü gibt es schon mal für 15 Euro, je nachdem welche Kochkünste die Gastgeber preisgeben. Das kann einfache, französische Hausmannskost sein, bis hin zu wirklich großartigem, fast Sterne-Niveau. Und dann sitzt man beim Essen beisammen, plaudert und lernt die anderen Gäste kennen.
Bei unserer Tour durch die Bourgogne waren wir im Chambre d’hôtes La Cimentelle – das Essen, welches man abends in illustrer Runde mit Franzosen und Briten gemeinsam gegessen hat, war so vorzüglich, dass wir uns für den Folgeabend gleich nochmal angemeldet haben. Beim Frühstück im Garten ging Monsieur von Tisch zu Tisch und erzählte seinen Gästen, was er abends beabsichtigt zu kochen. Moah, da lief einem zwischen Baguette und Konfitüre schon das Wasser im Mund zusammen!
Wenn ihr essen gehen möchtet, solltet ihr unbedingt nach Restaurant-Empfehlungen fragen, denn dann bekommt ihr echte Tipps von den Locals. In Chartres beispielsweise empfahl uns Madame das Restaurant direkt an der Kathedrale. Man könnte ja meinen, dass gerade diese Restaurants die Touri-Fallen par excellence sind. «Mais non», meinte Madame. «C’est une très bonne cuisine». Sie sollte Recht behalten. Und dann das Essen mit Blick auf die ehrwürdige Kathedrale – genial! Dagegen hatte unser Monsieur in La Rochelle davon abgeraten, in die Restaurants am Hafen zu gehen. «Beaucoup de touristes». Er hatte für uns ein Visitenkärtchen von einem kleinen, aber feinen Restaurant in einer der weniger besuchten Seitenstraßen. Was für ein köstliches Essen erwartete uns dort! Das sind einfach unbezahlbare Tipps.
Geselligkeit wird groß geschrieben
Außerdem erwarten einen immer wieder überraschende, gesellige Momente. Bei einem unserer Zwischenstopps in der Bourgogne lud uns der Gastgeber abends zu einer kleinen Weinprobe ein. Zugegeben – ich konnte bei ihm punkten, da wir uns die ganze Zeit auf Französisch unterhielten. Er war sehr impressionné von unseren ganzen Frankreichreisen und all den Orten, die wir gesehen haben. Mr. Swan versuchte mitzuhalten, klinkte sich ein, verstand immer mehr und profitierte ungemein von diesem Abend. Rein ins kalte Wasser, so lernt man Sprachen am besten! Schließlich machte Monsieur eine Flasche Wein nach der anderen auf und wir verbrachten einen tollen Abend.
Oder die Pächter unseres Chambre d’hôtes in der Provence, die abends an unsere Terrassentür klopften und uns zu einem kleinen Grillabend einluden. Wahnsinn! Das war so nett und so lecker. Francis erzählte, wir lauschten, plauderten und lachten über die vielen lustigen Anekdoten von den Provenzalen.
Pique-nique
Wird die table d’hôtes nicht angeboten, kann man auch Mitgebrachtes im Garten, Hof oder dergleichen zu sich nehmen. Das ist für die allermeisten Franzosen überhaupt kein Problem. Nur fragen solltet ihr höflicherweise. Wir haben viele lauschige Abende bei Baguette, Käse und Rotwein verbracht. Daher habe ich auch immer, wenn wir in Frankreich unterwegs sind, Picknick-Teller und Besteck im Reisegepäck. Mittlerweile für uns vier.
Mit Kindern würde ich schauen, dass ein Garten oder vielleicht sogar ein Pool dabei ist. So haben die Kleinen nach der langen Autofahrt die Möglichkeit zu toben oder zu planschen.
Petit Déjeuner
Auch das Frühstück ist nicht mit dem von so manchen französischen Hotels zu vergleichen. Es gibt mitunter selbst Gemachtes: Brot, Brioche, Konfitüre. In der Provence hatte Madame jeden Morgen eine andere selbst gemachte Marmelade aufgetischt. Also, in diese confiture d’abricots hätte ich mich reinsetzen können! Dazu warmes, selbst gebackenes Brioche. Manche Gastgeber bieten mittlerweile auch ein wenig Käse und Wurst für ihre Gäste an. Aber ganz ehrlich, wenn ich in Frankreich bin, brauche ich kein „Worschtbrot”. Das kann ich dann ja zu Hause essen. Häufig gibt es sogar Orangenmarmelade für die Besucher aus England. Auch hier kann man dann wieder in großer Runde am Tisch beisammensitzen.
Buchen könnt ihr die Zimmer in den allermeisten Fällen über die Webseite oder per Mail. Das ist ganz praktisch. So können diejenigen ohne Französischkenntnisse ihre Anfrage auf Englisch schreiben. Mittlerweile haben aber auch viele Chambres d’hôtes Buchungssysteme und Belegungskalender. Das ist dann natürlich noch einfacher. Die Ankunftszeit wird euch meist von den Gastgebern mitgeteilt. Oft bitten sie darum, kurz vorher noch einmal telefonisch kontaktiert zu werden, damit auch wirklich jemand da ist. Bei der Anfrage könnt ihr dann gleich angeben, dass ihr wünscht mitzuessen, wenn an dem Abend gekocht wird.
Die Qual der Wahl
Aktuell gibt es ca. 60.000 Chambres d’hôtes in Frankreich.
Verschiedene Seiten und Verzeichnisse geben euch eine Übersicht. Ich verfahre immer so, dass ich mir erst den Ort aussuche, wo wir übernachten wollen. Er sollte etwa in der Mitte unserer Strecke liegen. Oder wenn man sich etwas anschauen will in der Nähe des Hotspots. Und dann gucke ich, welche Chambres d’hôtes es in dem Ort oder in der näheren Umgebung gibt und wie sie bewertet worden sind. Eine Übersicht über all unsere besuchten Chambres d’hôtes möchte ich euch gerne demnächst hier auf salutbonn.de geben.
Manchmal bieten auch die Gastgeber selbst Verzeichnisse der Chambres d’hôtes an. Also einfach mal fragen, wenn ihr vor Ort seid. Ich hatte mir vor einigen Jahren den Hotelführer von Michelin „Escapades en chambres d’hôtes” gekauft. Allerdings ist dieser in Französisch, nicht mehr so ganz aktuell und es sind eher die nobleren Unterkünfte im oberen Preissegment aufgeführt. Eine gute Auswahl findet ihr auf den folgenden Seiten:
Wer des Französischen mächtig ist, dem empfehle ich den Wobei ich ja immer finde, auch wenn man kein oder wenig Französisch kann, hat man trotzdem eine Übersicht über die Unterkünfte und Hinweise auf die entsprechenden Webseiten zum Stöbern – mit etwas Glück auf Englisch.
Guide du Routard Nos meilleures chambres d'hôtes en France 2020 (Taschenbuch)
von Le Routard (Herausgeber)
Preis: 13,20 €
7 gebraucht & neu ab 2,54 €
Guide des meilleures chambres d'hotes 2024 Petit Futé (Taschenbuch)
von Petit Futé (Herausgeber)
Preis: 12,95 €
7 gebraucht & neu ab 12,95 €
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