Unsere Herbstferien im Harz starteten wir in der Welterbestadt Quedlinburg. Die historische Fachwerkstadt in Sachsen-Anhalt solltet ihr unbedingt besuchen, denn hier gibt es auch mit Kindern so viel zu bestaunen.
„Die Altstadt von Quedlinburg gilt mit ihren 1.200 Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten und dem mittelalterlichen Stadtgrundriss als außergewöhnliches Beispiel für eine europäische mittelalterliche Stadt”, hieß es 1994 bei der Verleihung des UNESCO-Welterbestatus.
Ein Besuch von Quedlinburg sollte bei eurer Reise durch den Harz unbedingt auf der To-do-Liste stehen. Eine der schönsten Fachwerkstädte Deutschlands, die auch unseren Jungs imponierte. Hier verbrachten wir im Corona-Jahr 2020 die erste Hälfte unserer Herbstferien.
Gut zu wissen
Die Stadt liegt an der Bode nördlich des Harzes in Sachsen-Anhalt, 50 Kilometer südwestlich von Magdeburg. Mit heute etwa 23.000 Einwohnern wurde Quedlinburg im Jahre 922 das erste Mal urkundlich erwähnt. Im Mittelalter war die Stadt vom 10. bis 12. Jahrhundert Sitz der Königspfalz und eine reiche Handelsstadt. Sie hatte das große Glück im Zweiten Weltkrieg unversehrt zu bleiben und nach der Wiedervereinigung aufwändig saniert zu werden.
Seit 1994 ist sie UNESCO-Welterbe. Der Status macht Quedlinburg zu einem der größten Flächendenkmale Deutschlands und verleiht ihr den Beinamen Welterbestadt.
Unsere Ferienwohnung in der Pension St. Nikolai
Es war tatsächlich schwierig, eine Unterkunft für unsere Woche im Harz zu finden. Vieles war schon ausgebucht. Die Idee, in Pandemiezeiten in den Harz zu fahren, hatten wohl so manch andere auch. Schließlich fand ich in Quedlinburg noch eine gemütliche Ferienwohnung für drei Nächte, im Anschluss verbrachten wir vier Nächte im Feriendorf Blauvogel in Hasselfelde. Wir haben die Woche also gesplittet, was meiner Mutter nichts ausmachte. Und unsere Jungs sind das von unseren Roadtrips eh gewöhnt. So hatten wir auch von beidem etwas: ein paar Tage mitten in der Stadt, ein paar Tage mitten in der Natur.
Das Fachwerkhaus der Pension St. Nikolai stammt aus dem Jahre 1637, die Ferienwohnung ganz oben im Dach war urig-gemütlich eingerichtet und lag zentral an der Nikolaikirche. Wir fühlten uns alle vier pudelwohl und haben in der dicken Daunenbettwäsche unglaublich gut geschlafen! Das dazugehörige Steak-Restaurant haben wir nicht ausprobiert. Stattdessen gab’s abends in unserer gemütlichen Wohnung Harzer Brotzeit mit frischem Vollkornbrot, Harzer Käse, Wurscht und lecker Hasseröder Bier.
- Pension St. Nikolai, Pölkenstraße 22, 06484 Quedlinburg
- Die Pension verfügt über 7 Doppelzimmer und 2 Ferienwohnungen
- DZ ab 75 EUR, FeWo ab 85 EUR
- Geparkt haben wir in den Straßen drum herum, das hat eigentlich immer gut geklappt.
Fahrt mit der Bimmelbahn
Wir erkundeten die Stadt zunächst mit der Quedlinburger Bimmelbahn, was für Kinder ja immer nett ist. Die Oma und unser Junior schliefen während der Fahrt ein. Und dann fing es auch noch an zu regnen. Unser Großer schaute verträumt aus dem beschlagenen Fenster und ich hörte gebannt dem Stadtführer-Kollegen vom Band zu. Denn was der zu der spannenden Stadtgeschichte von Quedlinburg erzählte, war mega interessant. Auch mit Regenschauer ist die Fahrt auf jeden Fall lohnenswert. Machen!
- Quedlinburger Bimmelbahn, Fahrtdauer 40-45 Minuten, Start auf dem Marktplatz
- Tickets bekommt ihr in der Quedlinburg-Information direkt am Markt. Erwachsene 9 EUR, Kinder 2-12 Jahre 4 EUR
- Es gibt mittlerweile ein Kombiticket für die Quedlinburger Stadtrundfahrt und die Fahrt durch Wernigerode bis zum Wernigeröder Schloss. Falls ihr also auch Wernigerode besichtigt, lohnt sich das Ticket.
- Die Kombitickets kosten für Erwachsene 16 EUR, Kinder 8 EUR, ein Familienticket 44 EUR. Abfahrt in Wernigerode, Haltestelle Blumenuhr hinter dem historischen Rathaus.
Erkunden der Quedlinburger Altstadt
Aber auch zu Fuß sollte man Quedlinburg unbedingt kennenlernen. Besonders die Altstadt mit ihren 1.300 Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten, verwinkelten Gassen und holprigen Kopfsteinpflastern ist absolut sehenswert. Hier werden 1.000 Jahre europäische Geschichte erlebbar.
Das Quedlinburger Rathaus ist eines der ältesten Rathäuser in Mitteldeutschland. Die erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahre 1310 überliefert.
Gleich am Marktplatz gibt es das Baumkuchen Café. Hier könnt ihr einen Kaffee trinken und die zuckersüße Spezialität der Region, den Baumkuchen, probieren. Seit 1929 wird hier in alter Familientradition, sogar mit der historischen Baumkuchenmaschine, der Baumkuchen hergestellt. Wir nahmen uns einen klassischen Baumkuchen als Ring mit weißer Schokolade mit in unsere Ferienwohnung.
- Quedlinburger Baumkuchen-Café & Manufaktur, Markt 10, 06484 Quedlinburg
- täglich 9.30 bis 18.00 Uhr
Der Mühlgraben fließt durch das Stadtzentrum von Quedlinburg und mündet in der Bode. Immer wieder blieben die Jungs stehen und blickten fasziniert zum Wasser hinunter.
Besuchen solltet ihr die Wordgasse mit dem Ständerbau, das älteste Fachwerkhaus Deutschlands von 1346/47.
Durch die Gassen der Neustadt
Altstadt und Neustadt verschmolzen 1330 zu einer Doppelgemeinde mit einer gemeinsamen Stadtmauer. Das Viertel rund um unsere Pension, die Neustadt, entstand ab 1180, als das damalige Quedlinburg die zahlreichen Zuzüge nicht mehr aufnehmen konnte. Die Pölkenstraße gibt den Blick auf die 72 Meter hohen Türme der Kirche St. Nikolai frei. Polk war im Mittelalter das männliche Schwein. In den historischen Innenhöfen findet ab November der jährliche Advent in den Höfen statt. Da würde meine Mutter zu gerne einmal hin.
Brauerei Lüdde
Ein Abstecher zur Brauerei Lüdde ist ein Muss. Lüdde ist die einzige erhaltene Brauerei Quedlinburgs und wurde im Jahre 1876 gegründet. Da Corona-bedingt nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen zur Verfügung stand und die Tische an allen Abenden bereits reserviert waren, kamen wir einfach am nächsten Tag nachmittags wieder. Da war es dann angenehm leer.
Das Essen fanden wir richtig gut: Hähnchen-Burger mit Süßkartoffel-Fritten in einer hausgemachten Sauce, dazu selbstgebrautes Bier in rustikalem Ambiente und zufriedene Jungs – was will man mehr? Blöd war nur, dass wir nach dem Essen keinen Platz mehr in unseren Bäuchen hatten. Nämlich Platz für Käsekuchen!
- Brauerei Lüdde, Blasiistraße 14, 06484 Quedlinburg
- täglich 12-22 Uhr, freitags 16-23 Uhr, sonntags geschlossen
Finkenherd – Käsekuchen und Königskrone
Von der Altstadt zum Schlossplatz führt der Finkenherd hinauf. Der Überlieferung nach wurde hier dem sächsischen Herzog Heinrich während der Vogeljagd die Königskrone für das Ostfrankenreich angetragen. Berühmt ist der Finkenherd aber auch für das gleichnamige Café, denn hier gibt es Käsekuchen satt und das in vielfacher Ausführung. Für Käsekuchen-Fans ein Muss!
- Café am Finkenherd, Schloßberg 15, 06484 Quedlinburg
- täglich 11.00 bis 18.00 Uhr, mittwochs und donnerstags geschlossen
Der Quedlinburger Schlossberg mit dem Schloss und der 1000jährigen romanischen Stiftskirche erhebt sich auf einem Sandsteinfelsen südwestlich der Altstadt. Unsere Jungs hatten riesigen Spaß, den Berg zu erklimmen. Von hier oben habt ihr einen herrlichen Blick auf die Altstadt Quedlinburgs. Bereits im frühen Mittelalter gab es hier erste Besiedlungen.
Doch der Schlossberg ist in Gefahr und seit Jahrzehnten Sanierungsgebiet. Hauptprobleme sind der empfindliche Sandstein und die damit verbundenen statischen Probleme, die den Denkmalschützern große Sorgen bereiten und etliche Millionen für die Sanierung beanspruchen.
Hinweis: Das Museumsschloss wird derzeit saniert und kann voraussichtlich erst wieder Ende 2024 besichtigt werden.
- Es gibt eine interessante Kinderführung „Stadtluft macht frei nach Jahr und Tag” mit der Maus Mus Muskulus. Die Tour wird aber nicht immer angeboten. Erkundigt euch vielleicht vor eurer Reise auf der Quedlinburg-Webseite.
- Außerdem wird eine Stadtrallye angeboten, bei der ihr die Sehenswürdigkeiten der Stadt mit Rätseln und Fragen entdecken könnt. Eine Voranmeldung ist nicht nötig, die Fragebögen erhaltet ihr in der Quedlinburg-Information am Markt 4.
Mein Lese-Tipp
Den Kinder-Reiseführer Harz mit Kindern kann ich sehr empfehlen. Übersichtlich gegliedert, viele praktische Tipps und vor allem tolle Touren- und Unternehmungsvorschläge. Damit waren wir die Woche rundum abgedeckt (Neuauflage Mai 2023).
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