Honfleur im Norden der Normandie gehört für mich zu den schönsten Orten Frankreichs. Die Atmosphäre an dem alten Hafenbecken ‚Vieux Bassin‘ sucht ihresgleichen. «Honfleur au cœur» – ein Herzensort. Auch mit Kindern könnt ihr in der Hafenstadt einiges erleben.
Wir schlendern vom Parkplatz den Quai de la Quarantaine entlang. Von Weitem sieht man das große, weiße Riesenrad und die Spitzen der Segelmasten. Es weht ein leichter Wind um die Nase, Kumuluswolken bilden sich am Himmel, die sich wie weiße Wattebausche vom Hellblau abheben. Ob Monet hier seine Staffelei aufgestellt hat und sich ihm der Himmel genauso zeigte wie uns? Ein erster Blick auf La Lieutenance, der Sitz des königlichen Stadthalters, welcher das Becken seit über drei Jahrhunderten bewacht. Murmelndes Stimmengewirr und Gläserklirren schallen durch die Luft, kleine Fähnchen flattern an den Segelschiffen im Wind, es duftet nach Fischgerichten, nach Urlaub, nach Unendlichkeit. Und dann stehen wir vor ihm – am Vieux Bassin, das schönste aller Hafenbecken.
Wer Honfleur nicht gesehen hat, war nicht in der Normandie.
Honfleur – ein Sehnsuchtsort
Unsere lieben Frankreich-Freunde wollten eigentlich mal nach Rügen fahren. 700 Kilometer liegt die Ostseeinsel von uns entfernt, Honfleur dagegen nur 600 Kilometer. Sie sind nach Honfleur gefahren.
Ich möchte an dieser Stelle keine Vorurteile gegen Rügen hegen. Das ist sicherlich eine wunderschöne Insel, die wir definitiv irgendwann auch noch kennenlernen werden. Aber ich hätte mich genauso wie unsere Freunde entschieden. Für Honfleur – diesen hinreißenden Hafenort an der normannischen Küste.
Wir haben Honfleur während unserer ersten gemeinsamen Elternzeit mehrmals besucht, ein paar Jahre später kamen wir in den Osterferien zu viert wieder. Es gibt diese Orte, in die man sich ein wenig verliebt und immer wieder zurückkehren möchte. Honfleur gehört für mich dazu. Ein Sehnsuchtsort.
Schon der bedeutende Lyriker Charles Baudelaire war dem Charme Honfleurs erlegen: «Mon installation à Honfleur a toujours été le plus cher de mes rêves». Der belgische Liedermacher Jacques Brel verewigte den Ort 1968 in seinem Musette-anmutenden Akkordeonstück Vesoul. Und Françoise Sagan, die Autorin des berühmten Romans mit dem wunderbaren Titel Bonjour Tristesse verbrachte in Honfleur die letzten Tage vor ihrem Tode. Alors, wenn das nicht mal ein schöner Ort zum Sterben ist.
Malerischer Hafenort an der Seinemündung
Der Hafenort Honfleur mit 6.700 Einwohnern gehört zur Region Calvados in der Normandie. Das malerische Städtchen liegt gegenüber von Le Havre an der Seinemündung zum Ärmelkanal, 200 Kilometer westlich von Paris. Der Name Honfleur (Honna Flow) geht zurück auf die Wikinger und wurde im 11. Jahrhundert erstmals als Hunefleth erwähnt. Flow (‚kleine Bucht‘) weist auf die Mündung zur Seine hin.
Das Vieux Bassin
Mittelpunkt des maritimen Städtchens ist das Vieux Bassin, das alte Hafenbecken, welches Ludwig XIV. hat anlegen lassen. Ein Hauch der Seefahrerstadt aus dem 17. Jahrhundert weht einem heute noch entgegen. Die ganze Szenerie kann malerischer nicht sein. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Honfleur war im 19. Jahrhundert Künstlerkolonie und beliebter Treffpunkt vieler Impressionisten. À propos: Das beste Licht zum Fotografieren habt ihr vormittags.
Eingerahmt wie in einem impressionistischen Bild wird das Hafenbecken von schmucken, schiefergedeckten Fachwerkhäusern. Die schmalen Gebäude am Quai Sainte-Catherine weisen zum Teil sieben Stockwerke auf und verleihen dem Hafen einen ganz besonderen Charme.
Das Vieux Bassin wird von zahlreichen Restaurants und Cafés umgeben. Hier tummeln sich die vielen Touristen, auf der Suche nach einem freien Tisch direkt am Hafen. Bei einem unserer ersten Besuche im September fand gerade die Fête de la Crevette statt, das Fest der Krabbenfischer. Alte Fischerboote lagen am Hafen, überall gab es Stände mit Fischgerichten und Weißwein, es roch nach gegrillten Garnelen und der ganze Ort versprühte ein einzigartiges, maritimes Flair!
Sehenswert sind außerdem die Reste der Befestigungsanlage La Lieutenance, der ehemalige Sitz des königlichen Stadthalters, und der Grenier à Sel in der Rue de la Ville, ein alter Salzspeicher aus dem Jahre 1670.
Die Altstadt von Honfleur
Umgeben wird das Hafenbecken von der pittoresken Altstadt mit ihren vielen kleinen Gassen, die unbedingt einen Spaziergang wert sind. Läden, Galerien, Souvenir-Shops laden hier zum Flanieren ein.
Église Sainte Catherine
Absolut sehenswert ist die beeindruckende Kirche Sainte Catherine aus dem 15. Jahrhundert, die größte Holzkirche Frankreichs. Die alte Seemannskirche besteht aus zwei Schiffen und einem separaten Glockenturm aus Kastanienholz, welcher gegenüber der Kirche steht. Diese Isolierung diente damals dem Schutz vor Blitzeinschlägen. Das Kircheninnere ist einfach nur atemberaubend. Von Schiffsbauern komplett aus Holz entworfen, ähnelt es einem auf dem Kopf liegenden Schiffsrumpf. Überall entdeckt man feinste Holzschnitzereien. Ein Segen, dass die Kirche bisher unbeschadet blieb.
- täglich von 9.00 bis 20.30 Uhr geöffnet
Musée Eugène Boudin
Die Normandie gilt als Wiege des Impressionismus, Honfleur als einer der Geburtsorte, denn hier haben sich viele Impressionisten wie Monet, Sisley, Renoir und Cézanne in einem ehemaligen Bauernhof getroffen. Heute ist La Ferme Saint Simeon ein nobles Hotel.
Eugène Boudin wurde 1824 in Honfleur geboren und malte vor allem Küstenlandschaften. Ihm ist das kleine, aber feine Museum gewidmet. Es stellt Werke aus, welche die Stadt und die Seine-Mündung darstellen. Während unserer Elternmonate besuchten wir das Museum und die Sonderausstellung La femme et la mer. Unser Kleiner saß bei dem Rundgang brav und staunend in seinem Kinderwagen. Kunsthistoriker, ganz klar.
- Musée Eugène Boudin, Rue de l’Homme de Bois, 14600 Honfleur
- täglich 10.00 bis 12.00, 14.00 bis 18.00 Uhr (von Oktober bis März 14.30 bis 17.30 Uhr), dienstags geschlossen.
- Tickets: bei Sonderausstellungen 8 EUR, sonst 6 EUR. Kinder bis 16 Jahren sind frei. Ein Audioguide kostet 2 EUR.
Carrousel de Honfleur
Auf dem Carrousel de Honfleur sollten eure Kinder unbedingt eine Runde drehen, denn es liegt direkt am malerischen Vieux Bassin. Es stammt aus dem Jahre 1900 und ähnelt den Karussells in Paris aus der Belle Époque. Dieses ist allerdings besonders, denn es hat zwei Etagen. Wunderbar nostalgisch schmiegt sich das historische Karussell in die Kulisse des Hafenbeckens. Es hat etwas Märchenhaftes, wenn die verzierten Gondeln und Pferde sich zu der Musik im Kreise drehen.
Während unserer Elternzeit war es für unseren Kleinen die allererste Karussellfahrt seines Lebens. Wenn das ist nicht mal eine besonders schöne Premiere ist. Die Fahrt im Carrousel de Honfleur trägt in Vollendung zur nostalgischen Stimmung und zur Schönheit des Hafenortes bei.
- Carrousel de Honfleur, 3 Quai Saint-Etienne, 14600 Honfleur
- Von Mai bis Oktober täglich 11.00 bis 19.00 Uhr
- Eine Tour 3 EUR, zwei für 5 EUR, fünf für 10 EUR. Unbedingt machen! Eltern dürfen zur Aufsicht mitfahren.
Schmetterlinge im NaturoSpace
Das NaturoSpace in Honfleur liegt nördlich des Ortes Richtung Seine und ist ein tropischer Garten in einem Gewächshaus. Zu Beginn kann man einige Insekten (unsere Jungs waren total fasziniert von den kämpfenden Vogelspinnen) und dann im tropischen Raum viele bunte Schmetterlinge sowie einige exotische Vögel frei fliegend bewundern.
Die papillons wurden mit Äpfeln geködert. Es war bei unserem Besuch ziemlich voll und wir hatten den Eindruck, dass die Tiere etwas gestresst waren. Der Hinweis, man solle die Schmetterlinge bitte nicht anfassen, wurde von den meisten Besuchern ignoriert. Sobald sich ein Schmetterling in erreichbarer Höhe niederließ, versuchten auch schon irgendwelche Finger ihn an seinen Flügeln zu betatschen. So richtig beeindruckt waren unsere Jungs nicht. Eher enttäuscht, dass der Rundgang so schnell vorbei war. Wer aber gerne Schmetterlinge sehen möchte, wird hier bestimmt glücklich.
Der Eintritt ist ziemlich happig, die komplette Anlage muss aber ja auch gepflegt werden. Im Shop haben unsere Jungs sich dann zwei blaue Gummi-Schmetterlinge ausgesucht. Den fanden die beiden so schön.
- Naturospace Honfleur, Boulevard Charles V, 14600 Honfleur
- täglich 9.30 bis 16.30 Uhr
- Erwachsene 10 EUR, Kinder ab 3 Jahren 7,50 EUR
- Es gibt einen großen Parkplatz direkt am NaturoSpace, vom Hafenbecken aus seid ihr aber auch in 10 Minuten zu Fuß dort.
Auf das Riesenrad hat sich unser Junior noch nicht drauf getraut. Ich glaube wir müssen nochmal wiederkommen …
Meine Tipps
- Kommt bitte in der Nebensaison! Honfleur platzt wie viele Orte in Frankreich aus allen Nähten, die Scharen von Touristen schieben sich durch die engen Gassen, noch verstärkt durch die in Le Havre anlegenden Kreuzfahrtschiffe. Das macht keinen Spaß, vor allem den dort lebenden Menschen nicht! Wenn möglich kommt vormittags (dann ist das Fotolicht eh am besten) und nicht im Juli/August. Bei uns war Honfleur beide Male überschaubar besucht und daher sehr angenehm.
- Parken (kostenpflichtig) könnt ihr am Quai de la Tour .
- Wenn ihr am Hafenbecken essen möchtet, schaut wo ihr einen freien Platz ergattert. Hier hat man natürlich das schöne Hafenambiente. Aber auch in der Altstadt findet man gute Restaurants. Z. B. nett mit Kindern ist das Resto „L’Escale“, 3 Rue de la ville, 14600 Honfleur, täglich 12 bis 14.30, 19 bis 21.30 Uhr. Verschiedene Kindermenüs von 9 bis 15 EUR.
- Mitbringsel: Keksdosen! Die boîtes à biscuits aus der Normandie sind einfach nostalgisch schön. Z. B. Biscuiterie la Trinitaine, 16 Rue des Lingots, 14600 Honfleur, 10-13, 14-19 Uhr
Bonne lecture – mein Lesetipp
Für eine Reise in die Normandie empfehle ich den Reiseführer DuMont Normandie (mittlerweile in aktualisierter Nachauflage Januar 2023).
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