Naturparadies, mineralhaltige Weine und vorzüglicher Käse. Wer durch den Osten Frankreichs fährt, sollte in dem kleinen Feinschmeckerort Arbois im Jura unbedingt einmal einen Stopp einlegen. Es lohnt sich!
Jura. Franche-Comté. Im Osten Frankreichs gelegen. Die meisten Frankreich-Reisenden fahren eher an die Küsten, wo die Yachten im glitzernden Meer hin- und herschaukeln. Oder sie besuchen historische Städte und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Aber Jura? Nie gehört, werden manche von euch sagen.
Wir sind ja immer auf der Suche nach ausgefallenen Zwischenstopps, denn Frankreich ist viel zu schön um einfach durchzurauschen (« comme je l’ai dit »). Als wir wieder einmal gen Süden in Richtung Provence unterwegs waren, meinten unsere lieben Frankreich-Freunde: „Ihr müsst unbedingt einmal im Jura anhalten und Entrecôte essen. Da regnet’s halt oft. Aber die Entrecôtes sind fantastisch!“
Das war dann eigentlich auch alles, was wir vom Jura wussten: Nähe Schweiz, viel Regen und lecker Entrecôte. Tatsächlich fing es an zu regnen, als wir uns dem kleinen Ort Arbois näherten. So sehr, dass unsere Scheibenwischer hektisch hin und her sprangen. Da ahnten wir noch nicht, dass im Jura eine lebenslange Liebe von uns geboren werden sollte. Nämlich die Liebe zum Comté.
Hinweis: Diese Tour haben wir noch vor unseren Kindern gemacht!
Bon à savoir – Gut zu wissen
Das Département Jura liegt in der Region Bourgogne-Franche-Comté an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz. Seinen Namen verdankt es dem Jura-Gebirge. Die herrliche Natur lädt zum Wandern ein, Gourmet-Herzen schlagen hier höher. Von NRW aus fährt man mit dem Auto ungefähr sechs Stunden bis nach Arbois. Aber vielleicht denkt ihr bei eurer nächsten Schweiz-Tour einmal an diese sehenswerte Region. Denn von dort aus seid ihr in zwei Stunden im Jura.
À loger – Unser Hotel
Übernachtet haben wir in dem kleinen, sehr hübschen Hôtel des Messageries. Seit 1865 empfängt das Hotel seine Gäste in einer ehemaligen Poststation. Es liegt mitten im Zentrum von Arbois, so dass ihr den kleinen Ort bequem zu Fuß erkunden könnt. Von viel Efeu umrankt, gibt es in dem Haus schöne komfortable Zimmer, ein kontinentales Frühstück wird für 14 Euro angeboten. Parken könnt ihr kostenlos in den Straßen um das Hotel herum oder eine private Garage für 8 Euro mieten, welche nachts abgeschlossen wird (Adresse: Hôtel des Messageries, 2, rue de Courcelles, 39600 Arbois).
Vin jaune, Chocolat und ein Sternerestaurant
Der kleine Ort Arbois hat so einige Feinschmecker-Hotspots zu bieten. Umgeben von Weinbergen ist er die Weinhauptstadt des Jura und berühmt für den Vin Jaune. Das Besondere an dieser Weinregion ist der kalkhaltige Boden und die ganz eigenen Rebsorten Savagnin, Poulsard und Trousseau, die das Jura hervorbringt. Der gelbe Wein hat sogar ein eigenes Weinfest: La Percée du Vin Jaune. Jedes Jahr im Februar öffnen die Winzer ihre Türen und der Wein wird mit vielen Veranstaltungen gefeiert. Probieren könnt ihr den Vin Jaune zum Beispiel bei Jacques Tissot (32, Grande Rue und 39, rue des Courcelles, 39600 Arbois, täglich geöffnet). Uns hat er ehrlich gesagt nicht so überzeugt – er schmeckt sehr mineralhaltig. Das muss man mögen. Probiert haben wir ihn natürlich trotzdem.
Auch der Chocolatier Hirsinger sollte bei eurem Besuch in Arbois nicht fehlen. Das traditionsreiche Familienunternehmen wurde 1900 gegründet und wird bereits in vierter Generation geführt. Edouard Hirsinger, der Urenkel des Firmengründers, gilt für viele als einer der besten Chocolatiers Frankreichs. Feinste Schokolade wird hier kreiert, immer wieder in ausgefallenen und modernen Variationen. Wir entschieden uns für den Klassiker, eine sündhaft, zart schmelzende tarte au chocolat. (Chocolatier Hirsinger, Place de la Liberté, 38600 Arbois. Mittwoch und Donnerstag geschlossen, sonst 8 bis 19.30 Uhr geöffnet, in den Sommermonaten Juli und August täglich geöffnet).
Ein Dorf mit Starallüren. Hier findet ihr das berühmte Maison Jeunet, welches stolze zwei Michelin-Sterne trägt. Ende 2021 ist das ehrwürdige Restaurant von Arbois nach Port-Lesney in das Château de Germigney umgezogen. Der Sternekoch Jean-Paul Jeunet verabschiedete sich 2016 und gab das Restaurant an seinen belgischen Sous-Chef Steven Naessens weiter. Aber auch wenn in Frankreich der Chefkoch wechselt, der Name des Restaurants bleibt, egal wer den Gaumen der Gäste verwöhnt. Also, ich bin mir sicher, dass euch hier ein Essen erwartet, an welches ihr euch noch lange erinnert. Uns war das Restaurant allerdings zu hochpreisig. Wer es sich richtig gut gehen lassen und dabei tiefer in die Tasche greifen möchte – allez-y! Denn neben der exzellenten Küche erwartet euch hier auch ein Hotel und die Caudalie Vinotherapie Spa. Ein Ort für alle Sinne.
Wir waren stattdessen in der rustikalen Taverne La Finette essen. Und zwar Entrecôtes, genau wie es uns unsere lieben Freunde empfohlen haben. Formidable! Dazu ein Rotwein aus dem Jura, der uns persönlich besser gefiel als der Vin Jaune. Ihr könnt aber auch ein vorzügliches Käsefondue essen mit dem Jura-Käse schlechthin – Comté. Über den sollten wir in dem tollen Museum in Poligny so einiges erfahren.
- La Finette Taverne d’Arbois, 22 avenue Louis Pasteur, 39600 Arbois
- Tél.: +33384660678, Mail: info@finette.fr
- täglich 11.45 bis 14.30 Uhr und 18.45 bis 22.30 Uhr
Das Maison du Comté in Poligny
Habt ihr schon einmal Comté gegessen? Bestimmt. Und wenn nicht, dann solltet ihr es schnellstmöglich tun. Vor unserem Besuch in Arbois haben wir ihn sicherlich auch mal probiert. Richtig schätzen und lieben gelernt haben wir ihn allerdings erst im Jura. Denn hier dreht sich alles um den berühmten Hartkäse. Aber was ist das Besondere an diesem Käse, nach dem eine ganze Straße, die route du Comté, benannt ist, der wie kaum ein anderer Käse so gefeiert und zelebriert wird und für den ein 3.000 m2 großes Museum gebaut wurde?
Der Comté ist ein halbfester Rohmilchkäse, welcher nur im Juramassiv aus der Milch der Montbéliard-Kühe hergestellt werden darf. Und diese Kühe wiederum dürfen nur Gras und Blumen der Jurawiesen essen. Kein Silofutter, keine Farbstoffe. Glückliche Kühe auf Blumenwiesen. Also mehr Bio geht nicht. Daher hat der Comté auch die höchste Stufe des EU-weiten Qualitätssystems AOP – Appellation d‘Origine Protégée. Die frühere Qualitätsbezeichnung AOC wurde 2009 abgeschafft.
Auf der Route du Comté kommt ihr an zahlreichen Fruiterien vorbei: Käsereien, in denen der geschmeidig-würzige Käse hergestellt wird. Aber nicht nur, dass euch der Käse hier im Jura in allen Variationen angeboten und aufgetischt wird. Nein, man kann im Maison de Comté in Poligny auch alles Wissenswerte über ihn erfahren.
Wir waren damals in dem ehemaligen Maison, welches den Besucher zu einer kleinen Sinneserfahrung einlud. Man konnte fühlen, wie warm die Milch ist, wenn sie frisch gemolken ist, an Schautafeln etwas über die Käsezubereitung erfahren, riesige Comté-Räder bestaunen und am Ende eine kleine Dégustation machen. Unvergessen unser Erlebnis, als unser Guide (der für unsere Gruppe zwischen Französisch für ein Paar aus Belgien, Englisch und Deutsch hin und her switchte), zu spät auf Französisch übersetzte, dass wir bitte mit dem Probieren warten sollten. Denn – hamm – hatte der Belgier schon seit erstes Stück Comté verschlungen. Unter fachkundiger Anleitung erfahrt ihr hier auch die Unterschiede zwischen den Reifegraden: 12 Monate, 24 Monate und 48 Monate. Der älteste Käse hatte richtige kleine Kristalle und war unser persönlicher Favorit. Später zurück in Deutschland konnten wir ganz fachmännisch auf dem Bonner Markt die Reifegrade erkennen. Und ein bisschen angeben.
Seit 2021 gibt es eine wahre Comté-Erlebniswelt in einem neu errichteten Haus mit sage und schreibe 3.000 m2. Wow! Ich liebe solche Sinneswelten. Hier eine Klappe öffnen, da erkunden, schnüffeln, probieren. Das stelle ich mir total spannend vor. Es gibt sogar ein Atelier, wo Kinder Mini-Comtés herstellen können. Wie cool ist das denn? Ein Käsekurs für Kinder. Hier lernen die Kleinen alles über die Herstellung und dürfen den Comté natürlich auch probieren. Käse ist in Frankreich eben nicht einfach nur Käse. Käse ist Kultur, Stolz und Tradition. Also, bei der nächsten Tour durch den Osten Frankreichs werden wir dort mit unseren Jungs noch einmal anhalten. Und vielleicht gibt es dann zwei weitere Comté-Fans mehr.
- Maison du Comté, 1 Rue de la Maison du Comté, 39800 Poligny
- Eintritt unter 6 Jahren frei, Kinder ab 6 Jahren 6,30 EUR, Erwachsene 8,40 EUR, ein Familienticket kostet 25 EUR
- Käsekurs im Atelier 9,80 EUR ohne Museumseintritt, 12,80 EUR mit Museumsbesuch
Ihr solltet euch unbedingt an den kleinen Ladentheken in den Fruiterien ein Stück Comté mitnehmen. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist hier unschlagbar. Und da es ein Hartkäse ist, könnt ihr ihn auch problemlos ein paar Stunden transportieren, ohne dass er euch wegläuft oder alles vollmieft. Wir hatten uns ein extra großes Stück für unsere anschließende Zeit in der Provence mitgenommen. Der Käse (und so verhält es sich auch beim Wein) schmeckt so viel besser, wenn man seine eigene, kleine Geschichte dazu erlebt hat.
Seit unserem Besuch in Arbois darf der Comté auf keiner unserer Käseplatten mehr fehlen. Und jedes Mal denken wir an dieses kulinarische Erlebnis in Arbois zurück, erzählen unseren Freunden davon und wie unsere Liebe zum Comté begann. Das ist Frankreich.
Die Grottes des Moidons in Molain
Auf der Weiterfahrt schauten wir uns die Tropfsteinhöhlen Grottes des Moidons im nahe gelegenen Molain an, welche 1966 entdeckt wurden. Im Zuge einer ca. 50minütigen Führung mit einem kleinen Film, könnt ihr hier (auch mit Kinderwagen!) Stalagmiten und Stalaktiten bewundern. Toll für die Kids: ein Fledermaus-Bereich mit einem Labyrinth. Draußen gibt es Picknickplätze und einen Spielplatz. Wieder ein Grund mehr, nochmal mit unseren Jungs ins Jura zu kommen.
- Grottes des Moidons, Route d’Arbois, 39800 Molain
- Die Öffnungszeiten findet ihr hier
- Eintritt: Kinder 4 bis 12 Jahre 6,80 EUR, Jugendliche 13 bis 17 Jahre 7,80 EUR, Erwachsene 9,80 EUR
Bonne lecture – mein Lesetipp
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von Herre, Sabine (Autor)
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