Auf unserer Frankreichtour im Corona-Sommer suchten wir eine schöne und sorgenfreie Unterkunft als Zwischenstopp. Schließlich entdeckten wir den kleinen Biohof L’Abri-Gîte im Département Loiret. Eine Übernachtung mit bleibender Erinnerung.
Reisezeit: Sommerferien 2020
Reisedauer: drei Wochen
Stationen: Corquilleroy – Blaye – Bidart – Saint-Émilion – Chalons-en-Champagne
Unterkünfte: Chambre d’hôtes, Chalet Campingplatz, FeWo Airbnb
Unsere erste Station auf dem langen Weg an die Côte Basque war Corquilleroy, 50 Kilometer vor Orléans. Dass wir einmal in dieses kleine Örtchen geraten, ist tatsächlich Corona – ja man kann im Nachhinein sagen zu ‚verdanken‘. Denn auch wenn wir uns für das wagemutige Abenteuer „Frankreich in Pandemiezeiten” entschieden, wollten wir doch sicher und sorgenfrei an der Atlantikküste ankommen. Also, keine großen Hotels oder Unterkünfte mit zig anderen Gästen teilen.
Wie ihr in meinem Beitrag über die französischen Gästezimmer lesen könnt, lieben wir Chambres d’hôtes, das Pendant zum Bed&Breakfast. Wann immer sie in unsere Touren passen, versuche ich daher eine dieser wunderschönen Unterkünfte für uns zu buchen. Auch dieses Mal haben wir wieder ein kleines Juwel entdeckt, welches uns vier bis heute in so schöner Erinnerung geblieben ist.
Chambre d’hôtes L’Abri-Gîte
Auf der Suche nach einer passenden Unterkunft stieß ich auf den ländlich gelegenen kleinen Biohof L’Abri-Gîte mit einem weitläufigen Garten. Zu Corona-Zeiten genau das Richtige. Madame Gilles-Lagrange hat nämlich nur eine große Suite familiale und wir waren somit die einzigen Gäste. Perfekt!
Die Suite liegt ebenerdig direkt zum Garten und ist mit alten, ehrwürdigen Eichenmöbeln eingerichtet. Es gibt komfortable zwei Zimmer (auch bei Bedarf ein Reisebettchen für die ganz Kleinen) und viel Platz. Alles war sehr sauber und mehrfach desinfiziert.
Madame Gilles-Lagrange war zunächst etwas zurückhaltend und sehr vorsichtig. Verständlich, denn zu Beginn der Pandemie waren wir alle noch sehr unsicher. Sie begegnete uns nur mit Maske und Abstand. Im Laufe des Abends taute sie dann aber richtig auf und wurde zunehmend geselliger. Und schließlich haben wir sie richtig ins Herz geschlossen. So eine liebe und warmherzige Frau!
Table d’hôtes – Gemeinsames Essen im Garten
Abends kochte Madame für uns eine Table d’hôtes nur mit frischen Zutaten aus ihrem Garten. Für das Essen hatte ich uns im Vorfeld bei ihr angemeldet. Ich finde diese gemeinsamen Abendessen immer toll, gerade mit den Kindern. Alle sind versorgt, man bekommt ein leckeres Essen und braucht sich nach der langen Autofahrt nicht noch auf die Suche nach einem Restaurant machen. Aber das Allerschönste daran ist natürlich die Gesellschaft.
Der Tisch war im herrlichen Garten für uns vier gedeckt. Es war alles sehr lecker und reichlich. Man merkte, wieviel Freude es Madame bereitete, ihre Gäste zu verwöhnen. Sie erzählte uns stolz, dass alle Zutaten aus ihrem heimischen Garten stammen, zum Teil kamen die Früchte von der Nachbarin. Man half sich aus.
Sie ließ es sich nicht nehmen mit uns einen Apéritif zu trinken. Es waren lange keine Gäste mehr in ihrem Haus «à cause du Covid». Auch den Apéritif hatte sie selbst gemacht, aus garteneigenen Früchten. Sie schien es richtig zu genießen, mal wieder in Gesellschaft zu sein. Unsere Jungs konnten sich nach der langen Fahrt im weitläufigen Garten austoben, was Madame sichtlich genoss («Ils ne manquent pas d’imagination!»).
Wir unterhielten uns natürlich auch über die Pandemie und die einzelnen Maßnahmen in den Ländern. Die Franzosen, so meinte sie besorgt, würden ja nur einen Meter Abstand vorschreiben. Das sei viel zu wenig und sie zeigte uns mit ausgebreiteten Armen den Mindestabstand.
Wenig später hatte sie noch ein kleines Highlight für uns: Mit Netzhüten ausgestattet, die sie extra für ihre Gäste auf einem Flohmarkt gekauft hatte, zeigte sie uns ihren rucher – Bienenstock. Genial! Wir stapften ihr in dem großen Garten hinterher, mit den Hüten wirkten unsere Jungs herrlich der Zeit entrückt. Im hinteren Teil des Gartens bei den Bienenstöcken erzählte uns Madame dann Interessantes über ihre Bienen und den selbst hergestellten Honig. Eine richtige Imkerin und dazu eine französische!
Nach dem Essen, einem café und dem leckeren Dessert fing es leider an zu regnen und auch noch zu donnern. Das hielt uns aber nicht davon ab, einfach weiter im Garten sitzen zu bleiben und mit Madame zu plaudern. Es war so ein netter Abend!
Petit déjeuner und Au revoir
Nachdem wir vier alle unglaublich gut geschlafen hatten (Landluft!), erwartete uns am Morgen im Garten ein vorzügliches Frühstück: mit selbst gemachter Marmelade, frisch gebackenem Kuchen und Brot. Natürlich gab es auch von dem Honig aus eigener Herstellung, von dem wir uns gerne ein Glas mitnahmen.
Irgendwie waren wir richtig traurig, nur eine Nacht hier geblieben zu sein. Den Jungs ging es auch so und sie fragten auf der Weiterfahrt, wann wir denn wieder zu der netten Madame fahren können. Sie schrieb uns noch einmal und bedankte sich für das Leben, welches wir in ihr Haus gebracht haben: «Belles vacances basques (la mer est à 21° C !!)».
Also, solche Menschen trifft man nicht oft im Leben.
Und das ist das Besondere an den Chambres d’hôtes. Hier übernachtet man nicht einfach nur. Man erfährt eine so herzliche Gastfreundlichkeit und erlebt außergewöhnliche Momente. Madame Gilles-Lagrange ist da sicherlich nochmal besonders. Eine ganz bezaubernde Gastgeberin!
« Merci Madame et au revoir! »
- L’Abri-Gîte chambre d’hôtes, 98 Rue de la Libération, 45120 Corquilleroy
- Kontakt per Mail oder telefonisch +33238936811. En Français!