Der Harz ist bekannt für den majestätischen Brocken, den sagenumwobenen Hexentanzplatz und urige Fachwerkstädte. Wir entdeckten in den Herbstferien eine Region mit einem unglaublich vielfältigen Angebot für Kinder.
Reisezeit: Herbstferien 2020
Reisedauer: eine Woche
Stationen: Quedlinburg, Hasselfelde
Unterkünfte: Pension St. Nikolai, Feriendorf Blauvogel
Die Herbstferien standen in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Seit Sommer stiegen die Corona-Zahlen in allen Bundesländern wieder an und damit wurde das Reisen zunehmend schwieriger. Trotzdem wollten wir noch einmal mit der Oma in unserem schönen Deutschland wegfahren. Schließlich entschieden wir uns für den Harz. Meine Mutter wollte immer schon einmal dorthin und ich hatte bereits auf einigen Blogs viele schöne Tipps sammeln können.
Wir haben mit unseren Jungs im Harz eine unglaublich abwechslungsreiche Woche mit vielen spannenden Aktivitäten erlebt. Jeden Tag haben wir was anderes Cooles unternommen. Und sind dabei auch noch ein wenig auf Hexenjagd gegangen.
Gut zu wissen
Der Harz ist das größte Mittelgebirge Deutschlands. Er erstreckt sich über die Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Große Teile sind als Nationalpark geschützt, welcher zum Wandern und Erkunden einlädt. Aber auch Burgen, kulturelle Städte und die Fahrt mit der legendären Brockenbahn machen die Region zu einem spannenden und kinderfreundlichen Ausflugsziel. Wir haben unsere Woche überwiegend auf den Osten, also in Sachsen-Anhalt, konzentriert.
Wie kommt man hin?
Zu Corona-Zeiten war das Auto für uns definitiv die bessere Wahl, auch wenn sich die Fahrt aufgrund von vielen Baustellen ganz schön gezogen hat. Von NRW aus könnt ihr die A2 über Hannover fahren oder die A44 und A7 über Kassel. Mr. Swan checkte für uns vorher die Staunachrichten und empfahl, besser nicht über Hannover zu fahren. Aber die andere Strecke ging auch nicht wesentlich schneller. Letztlich waren wir an die sechs Stunden für etwa 450 Kilometer unterwegs.
Mit dem Zug könnt ihr von NRW nach Hannover oder Hamm fahren, dort umsteigen und zum Beispiel nach Goslar oder Quedlinburg weiterfahren. Ihr braucht mit Umsteigen an die fünf bis sechs Stunden.
Welterbe Quedlinburg – mit Kindern unterwegs in der mittelalterlichen Fachwerkstadt
Unsere Unterkunft und Basis hatten wir in der ersten Hälfte unserer Harzwoche in Quedlinburg gefunden. Den Beitrag zu der beeindruckenden, mittelalterlichen Welterbestadt findet ihr hier.
Glaskugeln blasen in der Glasmanufaktur Harzkristall
In der Glasmanufaktur HARZKRISTALL in Derenburg, etwa 25 Kilometer von Quedlinburg entfernt, dreht sich alles um den Rohstoff Glas und die Glasverarbeitung. Den Tipp hatte ich von einer lieben ehemaligen Kollegin, die diese Glasmanufaktur auch mit ihren Jungs besucht hatte. Neben dem Gelände steht ein großer Parkplatz zur Verfügung. Corona-bedingt wurde der Einlass beschränkt und wir mussten ziemlich lange in der Schlange stehen.
Die Führung in der Glasmanufaktur haben wir nicht mitgemacht, dafür war unser Junior noch ein bisschen zu klein. Spannend für Kinder ist aber das Blasen von Dekorkugeln. Und das war definitiv eines der Highlights unserer Harz-Woche!
Die Kinder suchen sich eine Farbe aus. Das sind verschiedene Schalen mit vielen kleinen Glassplittern, die an der Gasflamme erwärmt werden. Und dann blasen die Kids unter fachmännischer Anleitung ihre ganz eigene Glaskugel. Das war wirklich ein einzigartiges Erlebnis für unsere Jungs! Wie sie da standen, pusteten, was das Zeug hält, und sich vor ihren Augen diese wunderschöne, bunte Glaskugel aufblähte. Irre!
Ich finde solche Erfahrungen für Kinder ganz besonders. Denn sie begreifen, wie Dinge entstehen, was es an Materialien und Einsatz bedarf, um bestimmte Gegenstände zu erschaffen. Danke liebe Inga, für diesen tollen Tipp! Unsere Jungs konnten sich entscheiden, ob sie die Kugel am Stil belassen oder dieser abgebrochen wird und sie dann eine kleine Weihnachtskugel zum Hängen mitnehmen. Sie entscheiden sich beide für den Stil und waren soooo stolz! Die Glaskugeln stehen heute immer noch auf den Regalen unserer Jungs.
Neben der GlasErlebniswelt gibt es das Weihnachtsland, wo meine Mutter und ich noch ein wenig nach Weihnachtsdeko stöberten (da kann man ja nie genug von haben). Direkt an der Café-Terrasse liegt der Spielplatz Glaszauberland. Der ist wirklich toll, ein richtig großer Abenteuerspielplatz, der sogar einen kleinen Bachlauf hat. Vor der Glasmanufaktur gab es einen Stand mit Thüringer Bratwurst, die wir uns auf die Hand holten, während die Jungs auf dem Spielplatz rumtobten.
- Glasmanufaktur Harzkristall GmbH, Im Freien Felde 5, 38895 Derenburg
- täglich 9.30 bis 17.30 Uhr
- Dekorkugel blasen in der SCHAUwerkstatt ab 5 Jahren, ohne Voranmeldung, buchbar vor Ort für 9 EUR
Wernigerode – die bunte Stadt am Harz
Wernigerode wurde 1121 erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadt mit 35.000 Einwohnern ist berühmt für ihre imposanten Fachwerkhäuser und das Schloss. Gleichzeitig ist hier der Ausgangspunkt für die Bahnfahrt zum Brocken.
Wir spazierten durch die schöne Stadt mit den vielen bunten Fachwerkhäusern. Überall begegnen einem Hexen in allen möglichen Formen und Größen. Der Nicolaiplatz mit dem Göbelbrunnen liegt inmitten des historischen Stadtzentrums an der Breiten Straße. Unsere Jungs hatten riesigen Spaß, auf den Brunnenfiguren herum zu klettern. Auf dem Nicolaiplatz feiert die Stadt am 30. April die jährliche Walpurgisnacht. Höhepunkt ist dabei die Erstürmung des Rathauses durch die Teufels-Hexen.
Miniaturenpark und Spielplätze im Bürgerpark Wernigerode
Der Miniaturenpark Kleiner Harz zeigt detailgetreue Nachbildungen von mehr als 60 Harzer Sehenswürdigkeiten im Maßstab 1:25. Ausgestellt sind die Modelle im Bürgerpark, einem 15 Hektar großen Landschaftspark mit Themengärten, zahlreichen Spielplätzen und einem Haustiergehege.
Wir dachten zunächst, dass die Miniaturen den Jungs gar nicht so zusagen und sie sich auf die vielen Spielplätze freuen. Tatsächlich aber waren die beiden total begeistert! Zwischen den Modellen fährt nämlich in Miniatur die Harzer Schmalspurbahn auf Gleisen umher, welche per Knopfdruck bedient werden kann. Das war natürlich toll für unseren kleinen Eisenbahn-Fan! Auch die vielen Häuser, in welche man überall reingucken konnte, fanden die beiden spannend.
Unter dem Motto „Harzblicke erleben” eröffnete 2006 die Landesgartenschau Wernigerode. Dabei entstanden 100 Themengärten im Bereich des Bürgerparks. Was für eine Blumenpracht, selbst im Oktober! Überall gab es Bänke und Sitzmöglichkeiten zum Verweilen. Zwischen den Blumenbeeten steckten die hier in der Region so typischen Glaskugeln.
Für Kinder ist der Bürgerpark ein absolutes Spiel- und Abenteuerparadies, denn es gibt eine Vielzahl von Themen-Spielplätzen: Sandspielplatz, Wasserspielplatz, Pferdespielplatz. Wir haben gar nicht alle geschafft, dafür war es dann doch ein wenig zu kalt und Oma fing an zu frieren. Aber die Jungs hatten so einen Spaß und wollten gar nicht mehr weg. Es gibt sogar noch ein kleines Tiergehege mit Ziegen und Eseln. An einem Automaten können die Kleinen Tierfutter ziehen und die Tiere füttern.
- Bürger- und Miniaturenpark Wernigerode, Dornbergsweg 27, 38855 Wernigerode
- Der Bürgerpark ist von April bis November geöffnet.
- April, September und Oktober 9.00 bis 18.00 Uhr, Mai bis August 9.00 bis 19.00 Uhr, im November bis 17.00 Uhr.
- Tickets für den Miniaturenpark inkl. Bürgerpark kosten für Erwachsene 9 EUR, Kinder 5 EUR, eine Familienkarte (mit bis zu 4 Kindern) kostet 20 EUR.
- Für Inhaber der HarzCard ist die Tageskarte inklusive.
- Ohne den Miniaturenpark kosten die Karten 4 EUR, 2 EUR, eine Familienkarte 9 EUR.
Das Feriendorf Blauvogel
Nach drei Nächten in Quedlinburg wechselten wir die Unterkunft und zogen für vier Nächte in das Feriendorf Blauvogel in Hasselfelde, wo ich ein kleines Ferienhaus für uns gebucht hatte. Das Naturerlebnisdorf Blauvogel besteht aus 64 Ganzholz-Ferienhäusern. Es liegt in der Stadt Oberharz am Brocken, im Ortsteil Hasselfelde. Drum herum ist nicht viel. Wir sind manchmal kilometerlang durch ziemlich verlassene Landschaften gefahren. Man sollte also mobil sein.
Das Holzhaus war super gemütlich, ein richtiges Hexenhäuschen. Es war alles da, was man brauchte und sehr sauber. Nur das Einchecken war ein bisschen langwierig. Herr Mundorf saß in einem Häuschen (Achtung: Das Büro ist nicht in dem Feriendorf!), vor dem sich eine riesige Schlange bildete. Man musste dort dann etwas umständlich den ganzen Papierkram erledigen, Kurtaxe bezahlen, Schlüssel entgegennehmen etc. Unsere Jungs langweilten sich in der Zeit zu Tode. Herrjeh.
Aber das Warten lohnte sich, denn die Ferienanlage ist richtig schön. Spielplatz, Kleintiergehege, Häuser, Restaurant – alles war sehr gepflegt. Die Jungs hatten hier viel Spaß und man hätte sicherlich gerade auch wegen der Waldlage und den Wandermöglichkeiten viel mehr Zeit hier verbringen können.
Das Restaurant haben wir einen Abend ausprobiert, mit nettem Service und Hausmannskost. Es war sehr gut besucht. Wir haben noch nie so viele Menschen mit selbst gestrickten Pudelmützen und Wollsocken in Birkis an einem Abend gesehen!
- Ferienhäuser Hasselfelde
- Das Büro liegt in der Hagenstraße 6, 38899 Stadt Oberharz Hasselfelde. Die Öffnungszeiten für den Check-in erhaltet ihr mit der Reservierungsbestätigung. Mein Tipp: Seid früh da, sonst wartet ihr ewig lange!
Die Burg Falkenstein
Einen Besuch der Burg Falkenstein kann ich euch mit Kindern unbedingt empfehlen. Sie ist eine der besterhaltenen Burgen und erhebt sich hoch über dem Selketal. Die Burg wurde zwischen 1120 und 1180 erbaut und konnte aufgrund der günstigen Lage nie erobert werden.
Bei dichtem Nebel fuhren wir vom Parkplatz mit der Bimmelbahn hinauf. Der Nebel tauchte die Burg in eine gespenstische Atmosphäre, das fanden wir richtig cool.
Gleich oben erwartete uns die Vorführung des Falkenhofs. Allerdings waren wegen des Regens nur zwei Greifvögel einsatzfähig, denn die meisten Tiere hatten nasse Flügel. So richtig schlimm fanden wir das nicht (ich bin kein Fan von diesen abgerichteten Tieren), denn die Jungs wollten viel lieber die Burg erkunden.
Das Museum gefiel uns richtig gut, vor allem der Brunnen und die alte Küche. Im Museums-Shop gab’s zwei coole Holzschwerter und Holzschilder für unsere kleinen Ritter.
In der Burggaststätte „Krummes Tor” könnt ihr euch mit Suppen oder anderen Gerichten stärken. Selbst Bismarck feierte schon hier in den Räumlichkeiten, als er von der Burg aus zur Jagd ging. Parken könnt ihr auf dem Parkgelände Gartenhaus unterhalb der Burg und dann entweder den Wanderweg zur Burg hochgehen oder mit der kleinen rot/gelben Bimmelbahn im halbstündigen Takt ab 10.30 Uhr hoch fahren.
- Burg Falkenstein, Pansfelde, Burg Falkenstein 1, 06543 Falkenstein/Harz
- Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, montags geschlossen
- Eine Familienkarte kostet 17 EUR
Der Märchenwald Bad Harzburg
Der Märchenwald in Bad Harzburg ist über 30 Jahre alt und hat, wie ich finde, absoluten Ost-Charme. Hier gab es so viel für unsere beiden Jungs zu entdecken.
Gleich zu Beginn rattert die Brockenbahn über eine Modellanlage. Auf dem großen Platz gibt es einen Spielplatz und ein kleines Kettenkarussell, überall laufen kleine Ziegen frei herum, die man füttern kann (Futter könnt ihr gleich beim Eingang kaufen). Total lustig fanden unsere Jungs das Teddy-Haus. Das war letztlich ein Wagen, in dem sie hindurch krabbeln konnten. Aber irgendwie hatten die beiden so einen Spaß dabei, dass sie sich immer wieder und wieder dadurch manövrierten. Zum Schreien!
Cool fand ich ja das Kistenrennen. So alt und einfach immer noch gut. Dann gibt es noch eine Hasenburg, Märchenhäuser, ein Labyrinth, lustige Spiegel, ein mechanisches Zwergenbergwerk und vieles mehr. Zum Schluss fährt der bunte Safari-Express die Kleinen durch den Park und unser Großer düste mit dem Go-Kart ein paar Runden.
Sicher, der Park ist etwas in die Jahre gekommen und in manchen Bereichen eher nostalgisch. Die schlechten Bewertungen im Internet konnten wir allerdings nicht nachvollziehen. Wir hatten hier sehr viel Spaß und verbrachten einen tollen Nachmittag. Denn nach zwei Stunden Rundgang wollten die beiden „Nochmaaal!”.
- Märchenwald Bad Harzburg, Nordhäuser Str. 1A, 38667 Bad Harzburg
- täglich 10.00 bis 18.00 Uhr
- Eine Familienkarte kostet 18 EUR.
- Der Märchenwald ist eher für kleinere Kinder geeignet.
Kinder-Taschenlampenführung durch die Hermannshöhle
Mit Taschenlampe und Helm bewaffnet ging es am Montagmorgen durch die Hermannshöhle zur Kinder-Taschenlampenführung – lange im Voraus gebucht. Die Rübeländer Tropfsteinhöhlen wurden bereits 1668 unter Naturschutz gestellt.
Die Kinder-Taschenlampenführungen sind sehr beliebt und daher schnell ausgebucht. Wenn ihr also eine Reise in den Harz plant, solltet ihr diese Tour hier früh buchen. Bevor die Höhle offiziell öffnet und die Lichter angehen, werden die Kinder durch die stockfinsteren und märchenhaften Gänge geführt. Das war wirklich mega spannend!
Die Führerin hatte viele interessante Geschichten zu erzählen. Bilder darf man an bestimmten Stellen in der Höhle machen, das sagt sie der Gruppe dann.
Man fand hier einst Knochen eines Höhlenbären. Im Olmensee gibt es derzeit 13 Grottenolme, auf deren Nachwuchs man in diesem Jahr sehnsüchtig hofft. Am schönsten aber ist die Kristallkammer. Wow! Sogar der MDR war bei unserer Tour dabei und interviewte die Kinder.
- Hermannshöhle, Hasselfelder Str. 2, 38889 Elbingerode (Harz)
- Erkundigt euch vorher auf der Webseite, ob die Höhle geöffnet ist.
- Taschenlampenführung Erwachsene 11 EUR, Kinder 8 EUR. Um 8.50 Uhr vor Ort sein. Helme können geliehen werden, wir hatten die Fahrradhelme der Jungs dabei. Denkt auch an Taschenlampen für euch Eltern! Wir hatten nämlich nur welche für unsere Jungs mit und wurden direkt barsch gerügt …
Der Wilde Westen im Harz – Pullman City in Hasselfelde
Wenn ich ehrlich bin, sind diese inszenierten Städte im Stil des Wilden Westens nicht so meins. Und als ich so manche Touristen mit pinken Cowboyhüten herumlaufen sah, wurde meine Skepsis bestätigt. Aber nun gut, unser Junior wollte dahin. Mein Großer und die Oma klinkten sich bei diesem Event aus. Da musste ich dann wohl alleine durch.
Pullman City ist eine ganze Westernstadt und liegt am Rande von Hasselfelde. Also immerhin in der Nähe unseres Feriendorfs, so dass wir es nicht weit hatten. Für einen Nachmittag tauchten unser Junior und ich in die Welt des Wilden Westens ein.
Auf der Main Street gab es viel zu entdecken. Town Office, National Bank, Shooting Hall, Dance Hall, Warehouse, Bathhouse, Sheriff & Jail, Barber Shop – alle Läden waren stilecht nachgebaut. Dadurch, dass es die Tage so geschüttet hatte, war die Main Street vom Regen total verschlammt (denkt also bei nicht so gutem Wetter unbedingt an Matschhosen und Gummistiefel für eure Kids!). Ich fand allerdings, dass dieser Matsch die ganze Westernstadt umso authentischer machte.
Den ganzen Tag über finden in Deutschlands größter Westernstadt Vorführungen statt. Man erhält am Eingang ein Tagesprogramm. Am Nachmittag erlebten wir dann auf der Main Street den Höhepunkt: die Wild West Show. Hier wurde das Leben im Westen der USA im 19. Jahrhundert nachgestellt. Alle möglichen Schausteller ritten an uns auf Pferden vorbei, machten viel Geschrei, glorifizierende Westernmusik schallte aus den Boxen. Sogar Watussirinder wurden durch die Stadt getrieben.
Unseren Junior interessierte das allerdings gar nicht so sehr. Die ganzen Besucher quetschten sich an die Straße, um möglichst viel zu sehen und dann wurde mit viel Tamtam eine Show dargeboten. Er wollte viel lieber auf den coolen Spielplatz.
Zwischen den Shows gab es jede Menge Attraktionen. Zuallererst Ponyreiten. Unser Junior war ganz verliebt in seine struppige Bonnie. Für fünf Euro konnte man eine halbe Stunde lang mit dem Pony auf dem Gelände herumgehen. Das fand ich ok, wobei die Ponys sicherlich auch schon bessere Zeiten gesehen haben.
Zu gern wollten wir noch zum Goldschürfen. Aber – oh weh! – ich habe es mir erlaubt, zehn Minuten vor Schluss höflich anzufragen, ob wir noch ein paar Minuten schürfen dürfen. Das ging natürlich nicht! Die Mitarbeiterin machte uns ziemlich ruppig klar, dass sie ja auch mal Feierabend machen will und dass es jetzt viel zu spät wäre. Traurige Augen, enttäuschtes Achselzucken. Mir ist es ein Rätsel, wie man in Anwesenheit von Kindern so eine barsche Abfuhr erteilen kann. Immerhin gab es zum Schluss noch ein cooles Wanted-Plakat zum Selbstausdrucken und einen Abstecher in den Souvenir-Shop.
Mein Fazit: Ich brauche so eine Westernwelt nicht. Für unseren Junior war es mit Abstrichen ganz cool. Er hat danach aber nicht mehr viel von dem Tag erzählt.
- Pullman City Harz, Am Rosentale 1, 38899 Hasselfelde
- täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr
- Erwachsene 25 EUR, Kinder ab 5 Jahren 15 EUR, Familienkarte 60 EUR
Mit der Harzer Schmalspurbahn auf den Brocken
„Einmal im Leben mit der schnaufenden Brockenbahn den Brocken hinauf ist für viele ein Traum”. So steht es auf der Webseite der HSB, der Harzer Schmalspurbahnen. Die Fahrt mit der legendären Brockenbahn faszinierte Harzreisende bereits vor mehr als 100 Jahren. Mit dem Bau der Mauer 1961 musste auch die Brockenbahn pausieren. Seit 1991 rollen die Züge wieder mehrmals täglich, im Sommer wie auch im Winter. Für uns gehörte die Fahrt auf den Brocken ganz klar zu den Must-dos im Harz.
Mit über 140 Kilometern verfügt die HSB über das längste Schmalspur-Streckennetz Deutschlands. Die Tarife der Brockenbahn sind verdammt happig – autsch! Es gibt die Möglichkeit Teilstrecken zu fahren, vielleicht mit einer Wandertour kombiniert, dann ist die Fahrt nicht ganz so teuer. Wir wollten aber gerne die komplette Strecke hin und zurück fahren und entschieden uns daher für den Nachmittagstarif. Dann kostet die Fahrt von Wernigerode bis zum Brocken hin und zurück etwas weniger. Für stolze 114 EUR kauften wir also am Bahnhof Wernigerode ein Familienticket zum Nachmittagstarif. Natürlich hat man dann auf dem Brocken nicht ganz so viel Zeit. Uns ging es auch viel mehr um die Fahrt und das Fahrerlebnis. Ich würde auf jeden Fall vorher mal bei den Angebotstickets auf der HSB-Seite schauen. Vielleicht ist da etwas für euch dabei. Aber so teuer die Tickets auch sind, man will ja einmal hinauf, auf den Brocken.
Wir sicherten uns Plätze in einem Wagon. Ein Pfiff, dann ging es auch schon los und die schnaufende Brockenbahn machte sich auf den Weg. Gut 1.30 Stunden benötigt sie für die insgesamt 34 Kilometer lange Strecke. Und immer wieder ertönte dabei das tutende Signal der Lokomotive, wie bei Jim Knopf und seiner Emma. Das war schon sehr cool! Bei Tempo 40 verbraucht die 700 PS starke Lokomotive 1,5 Tonnen Kohle für eine Brocken-Tour. Zunächst rollt sie durch Wernigerode, vorbei an winkenden Menschen an Bahnübergängen und in Häusern.
Dann erreicht sie den Ortsrand und schließlich die dichten Nadelwälder des Ostharzes. Die Fichten sind hier leider zu Tausenden vom Borkenkäfer befallen und liefern ein trauriges Bild. Man lässt die toten Fichten liegen als „Zeichen des Wandels zur Wildnis und wichtige Lebensgrundlage für viele Lebewesen”. Naja, trotzdem kein schöner Anblick. Aber, wir fuhren auf den Brocken!
In etlichen Kurven überwindet die Lokomotive fast 900 Meter Höhenunterschied, bis sie an ihrem Ziel auf 1.125 Metern ankommt. Oben auf dem Brocken zog es wie Hechtsuppe und es war klirrend kalt! Leider so kalt, dass man es draußen kaum aushielt und wir in das überfüllte Restaurant gehen mussten. Dort klappte es mit den Corona-Vorschriften nicht mehr so ganz und dazu gab’s auch noch eine schlechte Soljanka. Das ist eine säuerlich-scharfe Suppe mit Gemüse und Wurst, in diesem Fall mit Sprühsahne! Aber hey – wir waren auf dem Brocken!
Die Rücktour war eine Katastrophe, weil eine Bahn ausfiel! Die Fahrgäste standen alle dicht gedrängt auf dem Gleis und mussten in der Kälte ewig warten. Die Bahn, die dann kam, war natürlich hoffnungslos überfüllt (Corona??). Also von Fahrerlebnis konnte da nicht mehr die Rede sein. Die Wagons waren pickepacke voll, viele Fahrgäste mussten stehen und die Fenster waren so beschlagen, dass man gar nichts mehr sehen konnte. Da war es auch nicht weiter schlimm, dass unsere Jungs ein wenig iPad guckten. Aber – wir waren auf dem Brocken!
Nach der Fahrt blieb die Brockenbahn noch eine ganze Weile im Bahnhof Wernigerode stehen. Der Lokführer wartete geduldig, bis alle Eisenbahnfans genug Fotos gemacht hatten und glücklich nach Hause gehen konnten. Dann fuhr die Lokomotive mit einem letzten Pfiff vom Bahngleis ab. Tschüss Brockenbahn! Wir waren auf dem Brocken.
- HSB Harzer Schmalspurbahnen, Friedrichstraße 151, 38855 Wernigerode
- Auskunft über die Tarife gibt es hier.
- Es gibt auch Erlebnistouren z. B. Schlemmertour durch das Selketal oder ein Whiskey-Tasting im Salonwagen.
Mitbringsel/Souvenir
Wir entdeckten im HSB-Shop am Bahnhof Wernigerode eine Lokflöte von Goki*, die wirklich genauso klingt wie eine Lokomotive. Unsere Jungs hatten unheimlich viel Spaß daran. Gerade nach der Fahrt auf den Brocken. Für Kinder ist es zwar ein bisschen schwierig den Ton zu erzeugen, aber mit der Zeit kriegen sie es hin.
Auf dem Hexentanzplatz in Thale
Unser Ausflug zum Hexentanzplatz in Thale am letzten Tag unserer Harz-Reise war der krönende Abschluss. Zum einen wurde das Wetter zum Ende unserer Reise richtig schön, zum anderen hat uns der Hexentanzplatz, der Hexenpfad und auch das verrückte Hexenhaus total gut gefallen.
Der Platz liegt 450 Meter über dem Meeresspiegel. Hier treffen sich seit jeher die Hexen des Harzes in der Walpurgisnacht, um danach auf dem Brocken um das lodernde Hexenfeuer zu tanzen und um die Hand des Teufels anzuhalten. Auf den Figuren, die hier 1996 aufgestellt wurden, konnten die Kinder klettern, dahinter gibt es ein kleines Drehkarussell. Überall in den Souvenir-Shops reiten einem Hexen in allen möglichen Größen auf dem Besen entgegen.
Der Hexenpfad ist ein kleiner kreisförmiger Weg durch den Wald, der von Gestalten aus Holz gesäumt wird. Skelette, Hexen und Besen – unseren Jungs gefielen die ganzen gruseligen Figuren, vor allem der sprechende Baum.
Das verrückte Hexenhaus ist das Heim von Hexe Watelinde. Aber oh weh! Die Hexe hat sich bei einem Zauberspruch vertan und nun ist alles verdreht. In dem Hexenhaus steht alles auf dem Kopf, was unsere Jungs ziemlich witzig fanden.
Man kann entsprechende Fotos „auf dem Kopf” machen, wenn die Kleinen groß genug sind. Bei unserem Junior funktionierte das noch nicht so ganz. So groß ist das Haus nicht und ob es den Eintrittspreis rechtfertig, sei dahingestellt. Für Kinder aber absolut ein Erlebnis!
- Hexenhaus auf dem Hexentanzplatz
- ab 1. April täglich von 10.00 bis 17.30 Uhr geöffnet
- Minihexen und Teufelchen (3-14 Jahre) 2,50 EUR, Hexen und Teufel 5 EUR
Man kann auch mit der Seilbahn auf den Hexentanzplatz hinauffahren oder sich noch den Tierpark anschauen. Für uns ging es aber so langsam nach Hause. Wir hatten einen tollen Tag bei den Hexen. Und was meint ihr, als was unser Junior sich an Halloween verkleidete? Hex-hex!
„Lirum, Larum, Besenstil, der Urlaub uns so sehr gefiel!”
Mein Lese-Tipp
Den Kinder-Reiseführer Harz mit Kindern* kann ich sehr empfehlen. Übersichtlich gegliedert, viele praktische Tipps und vor allem tolle Touren- und Unternehmungsvorschläge. Damit waren wir die Woche rundum abgedeckt (Neuauflage Mai 2023).
Harz mit Kindern: Naturreich. Geheimnisvoll. Nachhaltig. (Freizeiführer mit Kindern) (Freizeitführer mit Kindern) (Broschiert)
von Wagner, Kirsten (Autor)
Preis: 20,00 €
21 gebraucht & neu ab 14,50 €
Der Klassiker Die kleine Hexe* von Ottfried Preußler darf meines Erachtens in keinem Kinderbuchregal fehlen. Für eine Reise in den Harz ist die Geschichte rund um die kleine Hexe mit ihren 127 Jahren, die verbotenerweise auf dem Blocksberg tanzt, so schön. Und wenn eure Kinder das Buch noch nicht kennen, dann wird es aber Zeit. Eines unserer Lieblingsbücher!
Die kleine Hexe: Die kleine Hexe: Kinderbuch-Klassiker ab 6, gebundene Ausgabe bunt illustriert (Gebundene Ausgabe)
von Preußler, Prof. Otfried (Autor), Gebhardt, Winnie (Illustrator), Weber, Mathias (Bearbeitung)
Preis: 15,00 €
29 gebraucht & neu ab 9,20 €
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