Die Bonner Südstadt. Ein städtebauliches Juwel, einzigartig, bildet sie doch mit ihren prachtvollen Villen und Stuckfassaden das größte zusammenhängende Gründerzeitviertel Deutschlands. Denn im Krieg blieb die Südstadt weitestgehend verschont.
Wusstet ihr, dass die Bonner Südstadt im Petit Futé (ein französischer Reiseführer im Stil von Lonely Planet) bewundernd erwähnt wird? Also, für unser kleines Bonn und unser ‚Veedel‘ ist das doch sehr beachtlich. Sie ist aber auch einmalig schön, die Bonner Südstadt. Das Villenviertel aus dem fin de siècle ist einzigartig in Deutschland, denn die Südstadt blieb bei den Bombardierungen 1944 weitestgehend verschont und bildet heute das größte zusammenhängende Gründerzeitviertel Deutschlands. Und wir Bönnsche sind mächtig stolz auf sie.
Alleen und Stuckfassaden
In den prachtvollen Alleen der Südstadt flaniert man an unzähligen Villen mit herrlichen Stuckfassaden vorbei. Hier ein Erker, da eine Figur, Putten, Schnörkel, Stuck. Die Bewohner konnten sich damals den Schmuck ihrer Fassaden aus einem Katalog aussuchen und zusammenstellen. Dabei waren ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Unzählige Stile sind in der Südstadt vertreten: Neoklassik, Neobarock, Jugendstil. Und trotzdem bilden die Villen eine stilistische Geschlossenheit.
Die Südstadt entstand in einem wahren Bauboom in der Zeit des letzten Kaiserreiches, der sogenannten Gründerzeit. Das gehobene Bürgertum ließ sie zwischen 1870 und dem ersten Weltkrieg erbauen. Einige der Villen entstanden schon früher an der Poppelsdorfer Allee oder in der Weberstraße. Mit der neu gegründeten Universität im Jahre 1818 kamen viele wohlhabende Menschen nach Bonn. Man brauchte also Häuser und zwar repräsentative Häuser. Nach und nach wurde die Südstadt mit den unzähligen Villen erschlossen.
Von den einst 1640 Gründerzeithäusern sind bis heute 1600 in ihrer Struktur erhalten geblieben und stehen allesamt unter Denkmalschutz. Das war nicht immer so. Ende der 1960er Jahre wurden etliche Villen abgerissen bis die Stadt Bonn eine Veränderungssperre verhängen ließ. Gott sei Dank! Denn sonst wären wohl noch mehr Häuser Opfer der Abriss-Wut geworden. 21 Hektar ist die Südstadt groß und zählt heute etwa 10.000 Einwohner.
Leben im Gründerzeitviertel
Als ich 1997 während des Studiums in eine WG in der Südstadt zog, waren mir die städtebauliche Bedeutung und der ungeheure Wert dieses Viertels gar nicht bewusst. Das WG-Zimmer war günstig und nahe an der Uni. Ich konnte mit dem Rad zu den Vorlesungen fahren und hatte eine „super jeile Zick” mit den Mädels in der WG. Legendär die gemeinsamen Abende in der WG-Küche und die WG-Partys.
Ich habe die Südstadt als Studentin, als DINKs-Paar und schließlich als Familie erlebt. Und in jeder Lebensphase begleitete sie mich, bot mir alles, was man in der jeweiligen Zeit brauchte.
Als Studentin hatte ich viele coole Kneipen direkt vor der Tür. Damals gab es noch einige mit Konzessionen bis in die Morgenstunden. Das Breuers Nachtcafé zum Beispiel (das ehemalige Grunert’s, jetzt Ludwig) oder die Kerze in der Königstraße. Später besuchten Mr. Swan und ich die vielen guten Restaurants, die alle fußläufig zu erreichen sind, trafen uns mit Freunden und Kollegen aus der Nachbarschaft. Oder wir guckten die WM-Fußballspiele auf der großen Leinwand neben dem Clara-Schumann-Gymnasium – zusammen mit dem ganzen Veedel.
Heute mit unseren beiden Jungs weiß ich die Südstadt am allermeisten zu schätzen. Denn alles ist für uns vier da. Vor der Tür. Außer der Schwimmkurs und der Fußballverein.
Stadtführung mit StattReisen Bonn erleben e.V.
Neugierig auf die Südstadt geworden? Wer hat die prachtvollen Villen abreißen lassen? Welche Ziele verfolgte der Thomann-Plan? Was hat es mit der Poppelsdorfer Allee Nr. 25 auf sich? Oder warum wurden die Schmitze Billa und ihre Tochter verhaftet? Wusstet ihr dass der Nachrichtenmann Ulrich Wickert hier in einer Kneipe auf dem Tresen getanzt haben soll?
Das alles und noch viel mehr könnt ihr bei meiner Stadtführung „Die Südstadt – Aufbruch in die Gründerzeit“ erfahren. Über StattReisen Bonn erleben e.V. könnt ihr die Tour jederzeit für euch und/oder Gruppen buchen.
- Informationen, Termine und Buchungen zu den einzelnen Touren findet ihr bei StattReisen Bonn erleben e.V.
- Tel.: 0228/654553, E-Mail: info@stattreisen-bonn.de