Anfang März ist die Côte d’Azur so reizvoll. Denn dann erwacht sie zum Leben und man hat viele wunderbare Orte fast für sich allein, wie das malerische Antibes – eine der schönsten Überraschungen unserer Frankreichreisen!
Dieser Kurztrip war ziemlich untypisch für uns. Über die Karnevalstage irgendwohin fahren und quasi aus dem Rheinland flüchten? Wir feiern die fünfte Jahreszeit eigentlich ganz gerne. Außerdem fliegen wir so gut wie nie. Aber manchmal stimmt eben das Gesamtpaket und dann hält man nicht zwingend an seinen Gewohnheiten fest.
In diesem Jahr hatten wir tatsächlich mal keine Lust auf Karneval und wollten eine kleine Auszeit in unserem geliebten Frankreich. Da kamen uns die jecken Tage mit dem quasi freien Rosenmontag gerade gelegen. Und dann entdeckte ich auch noch bei Ryanair günstige Flüge nach Nizza. Auf an die Côte d’Azur!
Nein, wir waren nicht in Nizza. Zumindest bei dieser Tour nicht. Denn in Nizza fand der Carnaval de Nice statt, mit 400.000 Zuschauern eines der größten Karnevalsfeste der Welt. Auch wenn jetzt einige sagen, Mensch, da wäre ich aber mal hingegangen, was für eine Gelegenheit. Wir wollten einfach ein paar Tage Ruhe und Erholung. Ein anderes Mal. Ich entschied mich daher für den zauberhaften Ort Antibes, welcher sich als eine der schönsten Überraschungen unserer Frankreichreisen entpuppte.
Hinweis: Diese Tour haben wir noch vor unseren Kindern gemacht!
Bon à savoir – gut zu wissen
Antibes gehört zum Département Alpes-Maritimes und liegt in der Baie des Anges (Engelsbucht) zwischen Cannes und Nizza. Die Stadt am Mittelmeer ist mit 75.000 Einwohnern eine der ältesten Städte an der Côte d’Azur. Die Griechen gründeten 340 v.Chr. die Akropolis Antipolis, später errichteten auch die Römer hier eine Festung. Das Château Grimaldi verleiht Antibes seine besondere Silhouette. Eingerahmt von den Festungsmauern Vaubans fügt sich die Stadt vor den schneebedeckten Alpen und dem azurblauen Meer in ein malerisches Gesamtbild.
Comment s’y rendre? – Wie kommt man hin?
Der nächstgelegene Flughafen ist der Aéroport Nice Côte d’Azur. Bevor der Flieger in Nizza landet macht er eine Querschleife. Einmal Schieflage, so wie man es früher als Kind gespielt hat. Bei dem Wendemanöver hat man einen herrlichen Ausblick auf die Côte d’Azur! Unbedingt Kamera/Smartphone bereit halten. Von oben sahen wir den Cap d’Antibes und den Yachthafen von Antibes.
Die wichtigsten Flughäfen in Südfrankreich sind Nizza und Marseille. Direktflüge bieten beispielsweise Eurowings, Ryanair oder Lufthansa an.
Von Nizza fährt die Regionalbahn nach Antibes (Tickets bei SNCF), vom Flughafen Nizza nehmt ihr die Tram L2 bis Parc Phœnix (Plan der Ligne 2), von da aus mit Bahn oder Bus weiter zum Zielort.
Mit dem Auto sind es von NRW aus etwa 1.200 Kilometer. Für einen Kurztrip definitiv zu lang. Ansonsten empfiehlt sich ein Zwischenstopp beispielsweise in der wunderschönen Bourgogne (Beaune oder Dijon).
Bahnreisende können nach Paris fahren, von dort aus mit dem TGV nach Nizza oder Marseille. Die Regionalbahn verkehrt regelmäßig und fährt größtenteils am Meer entlang. Ihr könnt die Orte an der Küste problemlos mit den Öffis erreichen. Tickets und Verbindungen bei SNCF.
Alpenblick, Picasso und Yachten in Antibes
Wie in vielen anderen Städten Frankreichs hat auch hier der berühmte Baumeister Vauban Ende des 17. Jahrhunderts gewaltige Festungen errichten lassen. Erhaben ziehen sich die remparts am Hafen entlang. Diese Festung verleiht Antibes einen besonderen Charakter, an den kleinen Stränden und am Yachthafen wandelt man stets auf den trutzigen Mauern.
Das Hôtel Le Relais du Postillon
Wir logierten vier Nächte im charmanten Le Relais du Postillon. Die ehemalige Poststation wurde in den 1940er Jahren in ein kleines Hotel umgewandelt. Es liegt zentral und ist für Riviera-Verhältnisse relativ günstig. Vor allem erreicht man alles schnell zu Fuß, ist im Nu in der Altstadt und am Meer. Es gibt 16 Zimmer, teils mit einem kleinen Patio oder Balkon. Für Familien stehen zwei Appartements zur Verfügung.
- Hôtel Relais du Postillon, 8 Rue Championnet, 06600 Antibes
- Zimmerpreise je nach Saison, Lage und Größe. Die Tarife findet ihr hier.
- Die Appartements sind für 4 Personen.
Streifzug durch die Altstadt
Die Altstadt von Antibes ist einfach nur zauberhaft. Schmale ruelles, hier und da ein pittoreskes Wandgraffiti, welches sich harmonisch in die Umgebung einfügt oder Fensterläden, die mit kleinen Gemälden verziert sind.
Kleine Ateliers lokaler Künstler öffnen ihre Türen, auf den beiden Hauptplätzen Place Nationale und Place des Martyrs de la Résistance findet ihr Bistros, Cafés oder Weinbars. Die ganze Altstadt versprüht so viel Charme!
Hinter dem Hôtel de Ville versteckt sich die Kathedrale Notre-Dame-de-la-Platea. Die römisch-katholische Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte oft zerstört und wieder aufgebaut. Immer wieder bieten sich durch kleine Gassen oder Schlupfwinkel Ausblicke auf die Alpen und das Meer.
Marché Provençal – ein Besuch auf dem Markt
Unbedingt besuchen solltet ihr den provenzalischen Markt in Antibes am Cours Masséna. In der überdachten Eisenhalle von 1900 geht es von Dienstag bis Sonntag hoch her, wenn die lokalen Händler den Marktbesuchern ihre frischen Produkte wie Auberginen, Oliven, Käse oder Fisch anbieten. Allein der Duft und die Farbenpracht sind einen Besuch wert.
Sämtliche Termine für die Märkte in Antibes findet ihr hier.
Musée Picasso – eines der schönsten Museen Frankreichs
Das von Zinnen gekrönte Château Grimaldi, welches nach der gleichnamigen Familie benannt ist, erhebt sich hoch über dem Meer. Der älteste Teil ist der viereckige Turm aus dem 12. Jahrhundert. Das Château beherbergt eines der schönsten Museen Frankreichs. Pablo Picasso richtete sich 1946 für einige Zeit in den leeren Obergeschossen der Burg ein Atelier ein und vermachte die zu der Zeit entstandenen Werke später dem Museum.
Heute kann der Besucher Picassos Atelier, zahlreiche seiner Werke und Fotos aus seinem Leben besichtigen. Ausgestellt sind insgesamt 200 Gemälde, Zeichnungen, Keramiken, darunter die 25 Gemälde der Suite d’Antipolis und die berühmte Skulptur der Ziege. Von der Museumsterrasse hat man einen atemberaubenden Blick über die Engelsbucht bis zu den Alpen.
- Musée Picasso Antibes, Place Mariejol, 06600 Antibes
- September bis Juni 10.00 bis 13.00 Uhr, 14.00 bis 18.00 Uhr, in den Sommermonaten 10.00 bis 18.00 Uhr, montags geschlossen
- Erwachsene zahlen 8 EUR, Kinder können kostenlos in das Museum.
Spaziergang am Yachthafen
Auch der im Norden gelegene Port Vauban und das trotzige Fort Carré stammen vom Festungsbauer Vauban. Heute ankern am Quai des Milliardaires protzig-prächtige Yachten. Mit 1.700 Liegeplätzen gehört der Yachthafen zu den größten Europas.
Das Fort Carré wurde 1553 hinter dem Hafen zur Verteidigung auf einer kleinen Anhöhe gebaut. Ihr solltet unbedingt einen Spaziergang um den Hafen herum machen, am besten in der Abenddämmerung.
Wanderung um den Cap d’Antibes
An dem südlich der Stadt gelegenen Cap d’Antibes kann man ganz wunderbar zu dem Nachbarort Juan-les-Pins entlang wandern. Die Wege sind befestigt und sehr gut ausgewiesen. Wir starteten bei sonnigem Wetter und ließen Antibes allmählich hinter uns. Nicht ohne immer wieder zurückzublicken. Unterwegs passierten wir kleine Strandbuchten, Kormorane ließen sich auf den Felsen nieder, ältere Damen picknickten am Meer. Was für eine traumhafte Kulisse!
Und was für ein Wetter! In den Restaurants an der Plage de la Garoupe war jeder Stuhl besetzt. Man genoss bei einem Wein die ersten warmen Sonnenstrahlen.
Einen Teil des Sentiers kann man wegen der Villen und Privatgelände nicht am Meer entlang gehen. Der Cap d’Antibes strotzt nur so vor Luxus und Reichtum. Wir erhaschten einen Blick auf das legendäre Hôtel du Cap-Eden-Roc, eines der teuersten Hotels der Welt. Hier tummelten sich Milliardäre wie die Onassis oder Windsors.
Am Westrand der Halbinsel schließt sich Juan-les-Pins an. Die Pinienwälder verleihen dem Ort seinen Namen. Heute mondänes Seebad, entstand Juan-les-Pins aus einer ehemaligen Eisenbahnhaltestelle, welche 1881 beim Bau der Küstenbahn errichtet wurde. Um den Bahnhof siedelte sich das wohlhabende Publikum an mit Luxushotels, Casino und Yachthafen.
Wir gönnten uns am langen Sandstrand ein Glas Rosé in einer Bar und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Zurück fuhren wir mit dem Envibus. Er verbindet Antibes mit den umliegenden Orten. Der Fahrpreis beträgt einheitlich 1,50 EUR. Den Fahrplan zum Envibus findet ihr hier.
Mit dem Zug nach Cannes
Zwischen dem italienischen Ventimiglia und Marseille verkehren stündlich Regionalzüge der SNCF, die einen großen Teil direkt am Meer entlang fahren. Von St.-Raphaël nach Toulon führt die Strecke durchs Hinterland. Ihr könnt also an der Côte d’Azur ganz bequem, preiswert und noch dazu mit herrlichen Aussichten Zug fahren. Tickets und Fahrpläne findet ihr auf der SNCF-Seite. Wir unternahmen mit der Bahn einen Ausflug ins benachbarte Cannes.
Cannes wurde im 19. Jahrhundert von der englischen Aristokratie entdeckt, genauer gesagt von Lord Brougham und seiner Tochter auf dem Weg nach Nizza und das eher zufällig. Während der Belle Époque sollte der Ort berühmt werden und damit seinen Ruf des vornehmen Badeortes erlangen.
Der Boulevard de la Croisette, oder einfach nur die Croisette, die von Palmen, Hotelpalästen und Casinos gesäumte Flaniermeile, wurde 1868 angelegt. Die Haute Bourgeoisie hat sich hier architektonisch ausgetobt. Allein die gigantische Fassade des Carlton Hotels lässt einen ehrfürchtig staunen. Übrigens ist das Carlton Hotel Schauplatz des Hitchcock-Klassikers „Über den Dächern von Nizza”.
Ein Schnappschuss mit den von den Filmfestspielen berühmten Palmen auf der Straße vor dem Carlton. Die blauen Metallstühle auf der Croisette wurden von der Stadt gestiftet.
Am Ende der Croisette liegt der Palais des Festivals et des Congrès, der alljährlich zum Hotspot der Stars und Sternchen beim internationalen Filmfestival wird. Gleich gegenüber findet ihr die Allée des Stars, das Pendant zum Walk of Fame in Hollywood.
Die Croisette hat im Gegensatz zur Promenade des Anglais in Nizza keinen Kiesel-, sondern Sandstrand. Dieser ist aber nicht an allen Stellen zugänglich. Denn durch das Plage-System gehört der größte Teil zu den Hotelkomplexen. Nur die kleinen Stellen jeweils am Ende der Promenade können kostenlos genutzt werden.
Ganz ehrlich: So richtig beeindruckt waren wir von Cannes nicht. Einmal auf der Croisette flanieren und die berühmten Hotels bewundern ist schon schön. Aber das war’s dann auch. „Cannes kann nix”, haben wir daher auf der Rückfahrt resümiert. Wir freuten uns so sehr, wieder in ‚unserem‘ Antibes zu sein.
Unser Fazit
Wir können einen Kurztrip zu dieser Jahreszeit an die Côte d’Azur wärmstens empfehlen. Die Küste ist einfach nur wunderschön und vor allem nicht so überfüllt wie im Sommer. Der zauberhafte Ort Antibes zählte nach diesem Trip zu unseren Lieblingsplätzen in Frankreich. Picasso-Museum, provenzalischer Markt und prächtige Yachten – Antibes ist ein Traum am Mittelmeer!
Bonne lecture – mein Lesetipp
Auch zur Côte d’Azur möchte ich euch den DuMont Reiseführer* empfehlen. Er ist übersichtlich, gut recherchiert, bietet tolle Touren und umfasst in dieser Ausgabe auch die Provence. So habt ihr die beiden wunderschönen Regionen im Süden Frankreichs gleich in einem Reisebegleiter zusammen.
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À écouter – meine Musikempfehlung
Ganz klar empfehle ich euch zu diesem Beitrag das Debütalbum Zaz* von Zaz, zumal sie just im Sommer diesen Jahres in Bonn auftrat (damals noch auf der Museumsmeile) und wir bei dem Konzert dabei waren. Zaz ist ein Phänomen. Mit bürgerlichem Namen heißt die aus Tours stammende Sängerin Isabelle Geffroy. Die Franzosen kennen sie aus dem Talentwettbewerb Réservoir Generation, aus dem sie als Siegerin hervorging. Ihr Debütalbum war wochenlang auf Platz 1 der französischen Charts und schwappte dann auch zu uns nach Deutschland rüber. Der Titel Je veux lief im Radio rauf und runter. Zaz ist mit ihrer rauchigen Stimme ein wenig Edith Piaf, ein wenig Jazz, ein wenig Chanson – und herrlich unkonventionell.
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